„Opposition heißt nicht zu allem Nein sagen“

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Die hauptstädtische LSAP hat in der Person von Christophe Schiltz seit gestern Abend einen neuen Präsidenten. In einem Tageblatt-Gespräch äußert sich der 31-Jährige zu den anstehenden Problemen in der Gemeinde, zur Strategie der LSAP und zum Konzept, das den Sozialisten vorschwebt. Schiltz will positiv an die Arbeit herangehen und meint: „Opposition heißt nicht zu allem...

LUXEMBURG – Christophe Schiltz ist von seiner Formation her Jurist, tätig ist er als Mitarbeiter von Minister Nicolas Schmit und als Diplomat im Außenministerium. Schon während geraumer Zeit ist er Sprecher der hauptstädtischen LSAP, kandidierte bei den Gemeindewahlen und wurde jetzt Nachfolger von Jeannot Krecké an der Spitze der „Stater Sozialisten“.
Zusammen mit einer jungen Mannschaft soll die Partei zu neuen Ufern geführt werden. Bedauerlicherweise hat die LSAP sich in den letzten Jahren in der Hauptstadt nicht erneuert. Es blieb lediglich bei zaghaften Versuchen. Ein „Renouveau“ musste also her. Und das sei, so Schiltz, jetzt der Fall. Dabei setzt er auf eine konkrete Zusammenarbeit zwischen jungen Parteimitgliedern, die neue Ideen einbringen, und älteren, deren Erfahrung eine solide Grundlage schafft.

Mobilität und Baupolitik

„Unser Wirken geht in die richtige Richtung“, so der neue Präsident. Es gehe darum, die hauptsächlichen Themen aufzuarbeiten und Alternativen zu schaffen. Als Hauptthemen sieht er die Mobilität, den Wohnungsbau, die Lebensqualität vor allem für junge Familien, mehr Kinderkrippen, eine bessere Schulpolitik, mehr Spielplätze und die Verbesserung der Lebensqualität.

Schlachthof als „Kulturfabrik“

„Der vorige Schöffenrat hat versäumt, die Stadtentwicklung weitsichtig zu erfassen. Die Mobilität darf sich nicht auf den Gebrauch von Fahrrädern beschränken. Man muss des tagtäglichen Verkehrs Herr werden. Diesbezüglich mangelt es an einer konkreten Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Auch muss dem Fußgänger mehr Beachtung zukommen. Was die Trambahn anbelangt, so muss ein Gesamtkonzept, eine nationale Lösung geschaffen werden.“ Schiltz bemängelt die hauptstädtische Baupolitik: Die Chantiers nähmen zu viel Zeit in Anspruch. Man müsse sich jetzt auf die großen Bauvorhaben konzentrieren. Ein Observatorium solle geschaffen werden, um die sicher eintretenden Schäden in Grenzen zu halten. Diesbezüglich sollten konkrete Maßnahmen für die direkt betroffenen Geschäfte vorgesehen werden; wie etwa Entschädigungen, so wie dies in Belgien beispielsweise der Fall sei.
Die Gemeinde soll das Wohnungsproblem ernst nehmen. Zu wenig Möglichkeiten bedeuteten weniger Leute, die in der Stadt wohnen. Und dies bringe zusätzlichen Verkehr mit sich.
Was den Aufgabenbereich der „Pecherten“ angeht, wirft Schiltz dem Bürgermeister vor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, statt sich auf die punktuellen Probleme einzuschießen. Hier vermisst er eine klare Position der Grünen. Zum Thema Kinderkrippen meint der Präsident, es seien positive Ansätze zu verzeichnen, die aber langfristig nicht abgesichert seien. Eine Reihe von Projekten sei mit großem Trara angekündigt worden, doch sei nichts mehr erfolgt, wie etwa die Realisierung der „Porte de Hollerich“. Für die Verwendung des alten Schlachthofs sieht er kulturelle Möglichkeiten, wobei die Escher Kulturfabrik als Modell dienen könne.
Die LSAP will also mit positiven Vorschlägen aufwarten und sich im Rahmen von spezifischen Arbeitsgruppen mit anstehenden Themen beschäftigen. Die Rolle der Opposition im Gemeinderat sieht Schiltz nicht als Plattform für Kritikaster. Er versteht sie als konstruktiv. Deshalb seine Aussage, Opposition bedeute nicht, zu allem Nein zu sagen. Man müsse vielmehr neue Ideen und Vorschläge einbringen. Von den Mitgliedern her, so Christophe Schiltz zum Schluss, sei die hauptstädtische LSAP stabil. Interessierte Mitglieder seien in dem 15 Leute umfassenden Vorstand willkommen. So wolle man einer regelmäßigen Erneuerung Rechnung tragen. 

Romain Durlet