LUXEMBURG – Schon vor halb sieben hatte sich eine lange Menschenschlange vor dem Eingang gebildet. Wer hier wartet, hat sich längst an die Kälte gewöhnt. Die Laune ist bestens, die meisten kennen sich. Wer im gleichen Boot sitzt, rauft sich zusammen. Zuerst stand ein kleiner Sektempfang an, bevor die anwesenden Gäste sich im Hauptsaal einfanden.
STËMM VUN DER STROOSS
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„Hei schummt sech keen“, meint Ricky, der bei der „Stëmm“ arbeitet, „mir hunn all déiselwecht Problemer. Chrëschtdag ka ganz haart sinn, wann ee keng Famill méi huet. Do ass de Risiko héich, fir duerch Depressiounen Dommheeten ze maachen“. Durch den bestimmten Ton in seiner Stimme wird klar, was er damit meint: Alkohol- und Drogenmissbrauch, im schlimmsten Fall auch Selbstmord.
Zahlreiche freiwillige Helfer
Das Benevolat wurde an diesem Abend großgeschrieben. Hinter den Kulissen kochten die „Guiden a Scouten“ aus Bonneweg seit dem frühen Morgen, den Part der Bedienung übernahmen Bankangestellte von „Morgan & Stanley“ sowie der „Banque de Luxembourg“. Eine von ihnen war Sara: „Ich helfe schon das ganze Jahr über bei verschiedenen Aktivitäten der ’Stëmm‘. Mir geht es vor allem um die persönlichen Erfahrungen, die man sammeln kann. Die Gäste heute Abend sind Menschen wie alle anderen auch.“ Das Hauptgericht, Wildschweinragout mit Rotkohl und Spätzle, spendete die Escher Sektion der „Fédération Saint-Hubert des chasseurs luxembourgeois“. Zum Nachtisch gab es ein leckeres Stück „Bûche de Noël“.
Schneller, als einem lieb ist
Während des Abends legte sich das Zweimannorchester „Silverbrothers“ mächtig ins Zeug, um die Stimmung im Saal zum Kochen zu bringen. Noch vor dem Hauptgericht schafften sie es, das Tanzparkett zu füllen.
„Man landet schneller bei der ’Stëmm‘, als einem lieb ist“, gibt ein Teilnehmer zu bedenken, „zunächst eine Pleite, danach wurde mir die Wohnung gekündigt, ich landete auf der Straße, bekam falsche Freunde, fiel dadurch in den Drogensumpf und von da an ging es immer weiter bergab. Ein Teufelskreis.“
Doch die Hits von Mika, Oasis und den Stereophonics lenken von den Sorgen ab. Die Zeit verging wieder einmal wie im Fluge. Wo man auch hinschaute, sah man zufriedene und vor allem dankbare Gesichter. Abschließend wurden von den „Fraen a Mammen“ aus Remich und vom Seniorenclub „Eist Heem“ Fleece-Pullover sowie selbst gestrickte Handschuhe, Mützen und Schals verschenkt. Denn der Winter ist noch lange nicht vorbei.
„Nach der Feier muss ich schauen, wo ich heute Nacht unterkomme. Ich werde mich umhören, ob eventuell ein Freund einen warmen Schlafplatz für mich hat“, erklärt Paul. Leider ist nicht jeden Tag Weihnachten. Ganz heimlich hofft hier jeder, sich nächstes Jahr nicht mehr hier wiederzusehen.
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