Differdingen / Offene Geschäfte, aber wenige Kunden: Die Pandemie und der lokale Handel
Der Einzelhandel ist trotz Corona-Pandemie in Luxemburg wieder geöffnet. Das war jedoch in den vergangenen Monaten nicht immer der Fall. Wir haben bei Geschäftsleuten im Differdinger Stadtzentrum gefragt: Wie gehen die Ladenbesitzer mit der derzeitigen Situation um?
Die Avenue de la Liberté ist die größte Einkaufsstraße im Differdinger Zentrum. Sie ist eine Fußgängerzone – wirkt am Mittwochmittag aber dennoch gespenstisch leer. Das liegt nicht nur daran, dass die Passanten vor der Kälte in die Geschäfte geflüchtet sind. Auch in den Läden bummeln nur vereinzelt Kunden und vertreiben sich die Zeit. Das Bild ruft Besorgnis bei Differdingens Geschäftsleuten hervor.
„Die Situation ist momentan schlecht für uns“, sagt der Verkäufer des Geschäfts „PlayerOne“ in der rue de la Grève Nationale in Differdingen. „Eigentlich aber für alle.“ Der Shop bietet seinen Kunden normalerweise eine kuriose Kombination: ein Videospiele-Geschäft vorne und ein Tattoo-Studio hinten.
Während der ersten Welle im Jahr 2020 mussten die Läden vom 16. März bis zum 11. Mai im ganzen Land geschlossen bleiben. Der zweite Handels-Lockdown begann nach Weihnachten am 26. Dezember und zog sich bis zum 11. Januar. Gibt es inzwischen wieder mehr Betrieb in den Geschäften?
Für Tattoos kämen im Moment sehr wenige Kunden, sagt der Verkäufer. „Für unser Tattoo-Studio ist es sehr schwierig, weil wir beim Tätowieren direkten Kontakt mit den Kunden haben.“ Es gebe auch Kunden, die einen Termin vereinbaren und dann nicht auftauchen. Im Bereich Videospiele würden aber viele kommen. Laut dem Verkäufer lockt der Laden wegen seiner Auswahl an Retro-Spielen sogar Interessenten aus dem Ausland nach Differdingen. Das hat auch Schattenseiten: Für französische Kunden sei es schwierig, meint der Händler, wegen des „couvre-feu“. In Frankreich besteht eine Ausgangssperre von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.
Sorgen um den Einzelhandel
Martin Kracheel macht sich große Sorgen um den Einzelhandel der Stadt: „Wenn die Probleme des Handels nicht kompensiert werden, kann es große, große Probleme geben“, sagt er. Kracheel ist der „Citymanager“ von Differdingen. In dieser Funktion versucht er, die Stadt attraktiver zu gestalten und auch die von der Corona-Krise erschütterten Geschäftsleute zu unterstützen. Die Kommune Differdingen habe verschiedene Projekte ins Leben gerufen, um den Händlern unter die Arme zu greifen, sagt er.
Laut Kracheel haben die Menschen Angst, während der Pandemie einkaufen zu gehen. „Vor allem Ältere sind sehr vorsichtig“, sagt er. Um den lokalen Handel zu unterstützen, habe die Gemeinde einige Projekte gestartet. Dazu gehören laut dem Citymanager Gutscheine, die Kunden bei ihren Einkäufen in den lokalen Geschäften gewinnen können. Auch Onlineplattformen sollen helfen – zum Beispiel letzshop.lu, eine Seite, über die Kunden Waren bei Luxemburger Händlern ordern können. Kracheel meint, dass alle Läden ihre Produkte auch online anbieten müssten.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer für den Handel senden zwei Jugendliche, die vor einem Imbiss in der Avenue de la Liberté auf ihr Essen warten. Auch wenn die Restaurants in Luxemburg momentan geschlossen sind, haben die beiden kein großes Bedürfnis, sich zu Hause mit Essen beliefern zu lassen. „Mit der Pandemie komme ich ganz gut klar“, erklärt einer der beiden. „Meistens koche ich zu Hause – oder ich hole mir etwas zu essen.“ Sie verraten, dass sie trotz Pandemie noch immer am liebsten selbst in die Läden gehen. „Ich kaufe schon lieber lokal ein“, sagt einer der beiden.
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