/ OECD-Studie: „Qualitativ“ ist Luxemburg Weltspitze
Zu einem Zeitpunkt, an dem die Regierungen dazu übergehen, ihre öffentlichen Finanzen im Gefolge der globalen Wirtschaftskrise wieder ins Lot zu bringen, steht das Thema Bildung erneut im Brennpunkt.
Zum einen ist Bildung in den meisten Ländern ein erheblicher öffentlicher Ausgabenposten, zum anderen sind Bildungsinvestitionen von entscheidender Bedeutung, wenn die Länder ihr langfristiges Wachstumspotenzial voll entfalten und angemessen auf den technologischen und demografischen Wandel reagieren wollen, der die Arbeitsmärkte derzeit verändert.
In diesem Kontext zeigt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD in der diesjährigen Ausgabe ihrer „Bildung auf einen Blick“-Studie, was für Bildung ausgegeben wird und wie die einzelnen Bildungssysteme funktionieren.
In Bezug auf Luxemburg und das Bildungsniveau der Erwachsenen zeichnet die Studie genau wie in den Vorjahren ein zweigeteiltes Bild. Positiv fällt auf, dass hierzulande 28 Prozent der Erwachsenen einen Hochschulabschluss haben. Damit liegt das Großherzogtum im Durchschnitt der OECD-Länder.
Allerdings haben in Luxemburg auch überdurchschnittlich viele Erwachsene nur eine Ausbildung, die über die Unterstufe des Sekundarunterrichts nicht hinausgeht (33 Prozent gegenüber 29 Prozent im OECD-Durchschnitt). Und lediglich 40 Prozent (OECD-Länder: 44 Prozent) haben Abitur oder einen gleichwertigen Abschluss.
Ausgaben
Was die Ausgaben für Bildung in absoluten Zahlen anbelangt, so ist Luxemburg – wie in allen anderen Jahren zuvor auch – einsame Spitze.
Pro Schüler gab man im Großherzogtum 2007 (auf dieses Jahr gehen die analysierten Daten zurück) 13.985 US-Dollar (Primärschule) beziehungsweise 17.928 US-Dollar (Sekundarunterricht) aus. Die diesbezüglichen OECD-Durchschnitte liegen bei 6.741 und 8.267 US-Dollar. Zum Vergleich: Im Grundschulbereich belegen die USA und Norwegen mit knapp über bzw. knapp unter 10.000 US-Dollar pro Schüler und pro Jahr die Plätze zwei und drei.
Setzt man diese Ausgaben allerdings ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner, so platziert sich Luxemburg weit weniger vorne. Denn die hiesigen Bildungsausgaben machen „nur“ 3,1 Prozent des BIP aus. Bei den Nachbarländern steht mit 2,6 Prozent lediglich Deutschland schlechter als Luxemburg da. Frankreich hingegen gibt 3,7 Prozent, Belgien 3,9 Prozent seines BIP für Bildung (Primärunterricht, Sekundar- und Postsekundar) aus. Das OECD-Mittel liegt hier bei 3,3 Prozent.
Untersucht hat die OECD schließlich auch die Qualität des pädagogischen Umfeldes. Drei Indikatoren – die Zahl der Unterrichtsstunden, die Größe der Klassen und die Entlohnung der Lehrer – wurden dabei berücksichtigt.
Was die Unterrichtsstunden anbelangt, so liegt Luxemburg in den Alterskategorien 7 bis 8 Jahre und 9 bis 11 Jahre mit jeweils 924 Stunden pro Jahr deutlich über dem EU-Durchschnitt (759 bzw. 802 Stunden). Gleiches gilt für die Altersklasse 12 bis 14 Jahre. In dieser müssen in Luxemburg die Schüler die Schulbank während 908 Stunden pro Jahr drücken, im EU-Ausland sind es durchschnittlich 886 Stunden.
Luxemburg ist denn auch das Land, in dem für Sprachen die meiste Zeit aufgewendet wird. So macht z.B. bei den Neun- bis Elfjährigen der Sprachenunterricht 25 Prozent des Gesamtunterrichts aus, in Frankreich sind es hingegen nur zehn, in den Niederlanden gar nur ein Prozent.
In Bezug auf die Klassengrößen hat Luxemburg mit 15,7 Schülern pro Grundschulklasse zusammen mit Russland die niedrigsten Klassen-Schülerzahlen (OECD-Durchschnitt: 21,6 Schüler pro Klasse). Was die Unterstufe des post-primären Unterrichts angeht, so liegt Luxemburg mit 19,8 Schülern pro Klasse hinter der Schweiz, Island und Russland auf dem guten vierten Rang.
Spitze ist Luxemburg auch nach wie vor, was die Löhne der Lehrer anbelangt. So verdient z.B. ein Sekundarschullehrer mit 15 Jahren Berufserfahrung um die 100.000 US-Dollar jährlich, während sich die vergleichbaren Kollegen in der Schweiz mit 64.000 Dollar und diejenigen in Deutschland mit 60.000 Dollar begnügen müssen.
Allerdings relativieren sich auch die Lehrergehälter wenn man sie ins Verhältnis zum BIP pro Einwohner setzt.
tw