/ Nur begrenzte Folgen für Luxemburg
In den letzten Jahren hat Luxemburg viele Anstrengungen unternommen, um die wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland auszubauen. Im Mittelpunkt der neuen vertieften Beziehungen steht der Finanzsektor. Doch unter anderem in diesem Bereich hat die Europäische Union nun Sanktionen gegen Russland aufgelegt.
Die Sanktionen werden einen Impakt auf den Finanzplatz haben, verkündete das Finanzministerium gestern. Es sei aber keine Katastrophe für den Platz, da Russland nur einer von vielen Kunden sei. Der Platz sei sowohl geografisch als auch was die Produkte angeht, gut diversifiziert.
Eine Institution, die mit Konsequenzen durch die Sanktionen rechnen darf, ist die Luxemburger Börse. Sie ist eine weltweit führende Institution, wenn es um die Notierung von internationalen Anleihen geht. Russische Kunden sind demnach auch mit dabei.
Warten auf den offiziellen Text
Wie hart die Börse von den Sanktionen getroffen werden wird, steht jedoch noch in den Sternen. „Wir müssen abwarten, was nun genau auf uns zukommt“, so ein Sprecher der Börse. „Den genauen Text der EU-Sanktionen (mit den Namen der betroffenen Firmen und Personen) haben wir noch nicht gesehen.“
Erleichtert gibt sich die Finanzinstitution darüber, dass die Sanktionen nur bei neuen Anleiheemissionen greifen sollen. Die bestehenden Anleihen russischer Banken können also einfach weiterlaufen wie bisher. Zudem soll sich die EU eine Hintertür offen gelassen haben, um – falls es politische Fortschritte gibt – die Sanktionen schnell wieder abzuschaffen.
Auch stellt man sich bei der Börse noch die Frage, wie Anleiheemissionen behandelt werden, die zwar für russische Firmen/Banken sind, jedoch über europäische Tochtergesellschaften getätigt werden. „Wie es scheint, sind die nicht von den Sanktionen betroffen“, so der Sprecher. Sicher sei man sich aber noch nicht. Für die Luxemburger Börse sei diese Frage wichtig, da man „nur wenig direkt mit Russland“ zusammenarbeite. Unter dem Strich rechne man also damit, nur „wenig“ getroffen zu werden.
Dennoch sei es keine „glückliche“ Situation, so der Sprecher weiter. „Aber es wurde nun mal so entschieden.“
Für die Luxemburger Börse – wie auch für den europäischen Finanzsektor im Allgemeinen – seien die Sanktionen „keine gute Sache“. Ihnen könnte eine ganze Reihe neuer Geschäfte durch die Lappen gehen. Es bestehe die Gefahr, dass „viele russische Investoren sich nach Asien orientieren werden“, so der Sprecher.
Was nun die beiden Luxemburger Banken mit russischem Aktionariat angeht, so wird die eine, die zum Gazprom-Konzern zählt, höchstwahrscheinlich unter die Sanktionen fallen. Dennoch dürfte auch das nur begrenzte Folgen für die Finanzinstitution haben: Sie wird in Zukunft keine neuen Anleihe- oder Aktienemissionen tätigen dürfen. Ansonsten wird sie wohl ihr Geschäft weiterführen können wie bisher.
Die zweite (und älteste) russische Bank in Luxemburg, die East West United Bank, dürfte von den Sanktionen gar nicht getroffen werden. Sie hat ein privates Unternehmen als Aktionär – und nicht den russischen Staat.
Schwer abzuschätzen hingegen sind die langfristigen Folgen der Sanktionen. Werden sie das Vertrauen in den Finanzplatz schädigen? Wird Russland sich mehr nach Asien orientieren?
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