Nach der Wahl in die Kneipe

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LUXEMBURG - Nur langsam begann das Wahlgeschäft in Luxemburg. Die Erste an den Urnen waren ältere Wähler. Nach dem Wahlgang führt der Weg in die Kneipe. Dort ist an diesem Sonntag mehr los.

Regenschirm und dicke Jacken sind für den sonntäglichen Spaziergang zum Wahllokal in der rue des Ardennes in Bonneweg angesagt. Nebel und knappe sieben Grad herrschen hier.

Drinnen stehen ein paar Menschen an kleinen Tischen über Listen gebeugt, machen ihre Kreuzchen und geben die Wahlscheine ab.

Die ersten Besucher waren hier am Morgen die Rentner. Inzwischen kommen auch immer mehr Familien in die Örtlichkeit unweit des städtischen Hauptbahnhofs.

„Ich habe mich erst gerade eben entschieden, wen ich wähle“, sagt Marc Linster. Ob sich wirklich etwas ändert, weiß er nicht . Mit dabei, Tochter Sarah. „Sie soll sehen, wie das hier abläuft“, sagt der Angestellte. Anschließend geht es noch schnell zum Bäcker. „Mama hat noch nicht gefrühstückt“, erklärt Sarah schüchtern.

Hochbetrieb in der Kneipe

In einer kleinen Kneipe an der Place d’armes am Morgen herrscht Hochbetrieb. Zwei Dutzend Kunden stehen oder sitzen schwatzend im Lokal. Hauptthema: die Wahl. „Heute ist mehr los als an normalen Sonntagen“, meint der zufriedener Wirt. In einer Ecke wird sich intensiv über die Wahlplicht unterhalten. Die Meinungen sind gespalten.

Auch vor dem Wahllokal in „Rue de Curé“ in der Oberstadt ist dies ein Thema. Auf die Frage, ist die Wahlplicht in Luxemburg noch zeitgemäß, gibt es unterschiedliche Antworten. “ Natürlich ist Wahlplicht wichtig, sonst würde es hier vor der Urne sehr leer aussehen. Jeder muß hier seinen Beitrag leisten“, erklärt eine ältere Frau.

„Wählen ist wichtige Mitbestimmung. Das will ich auch meinem Enkel hier zeigen,“ unterstreicht ein Rentner vor dem Wahllokal auf der Place d’armes.

„Ich bin klar gegen die Wahlpflicht“, moniert ein sichtlich genervter Geschäftsmann. „In Frankreich und Deutschland gibt es diese Pflicht nicht – nur wir müssen alles wieder anders machen. Ein Parlamentarier dürfe sich schließlich auch bei einer Abstimmung enthalten“, ruft der Mann noch und verschwindet um die Ecke in einem Zeitungsladen.