Niederkerschen und PetingenNach dem Tornado vor zwei Jahren sind noch nicht alle Schäden behoben

Niederkerschen und Petingen / Nach dem Tornado vor zwei Jahren sind noch nicht alle Schäden behoben
Schäden in Millionenhöhe hinterließ der Tornado  Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Heute vor zwei Jahren richtete ein Tornado in Niederkerschen und Petingen Schäden in Millionenhöhe an. Nach zwei Jahren müsste alles überstanden sein – sollte man meinen. Das Tageblatt sprach mit einer Einwohnerin Petingens, die bis heute nicht in ihr Haus zurückkonnte.

Freitag, 9. August 2019, gegen halb sechs abends: In nur 15 Minuten zerstört ein Tornado in Petingen Häuser, Autos und Strommasten. 19 Menschen werden verletzt, davon mehrere schwer; um die 100 Häuser werden unbewohnbar. Die Versicherungen schätzen den Schaden auf rund 100 Millionen Euro.

Heute, zwei Jahre danach, sind die Schäden behoben – fast alle, sollte man eher sagen, denn es gibt leider Ausnahmen. Das Tageblatt sprach mit einer Bewohnerin aus Petingen, die bis heute nicht in ihr Haus zurückkonnte. Ihr Haus war damals eines derer, die es sehr schlimm getroffen hatte. „Zuerst will ich der Gemeinde Petingen danken, die mir sehr geholfen hat. Die Hilfsbereitschaft, die ich dort erfuhr, war extrem hoch. Sofort nach der Katastrophe hat jemand von der Gemeindeverwaltung mich kontaktiert, um zu fragen, wie sie helfen können. Ich bin allen beteiligten Beamten sehr dankbar“, betont die Frau, die anonym bleiben will.

Damals war die Solidarität groß, Dachdeckerfirmen aus dem ganzen Land rückten schon am Tag danach an, um schnell vom Sturm beschädigte Dächer vorsorglich abzudecken, bis die endgültigen Reparaturarbeiten getan werden konnten. Leider scheint es so, dass sich unter den zahlreichen Firmen auch solche befanden, denen nichts an effizienter und professioneller Arbeit liegt.

Lob für Versicherung, schleppende Arbeiten

Die Arbeiten an ihrem Hause gehen extrem langsam voran, erzählt die Frau. Fixe Termine sei die von ihr beauftragte Firma nicht imstande anzugeben, „Sie kommen und gehen, wann es ihnen lieb ist; mal arbeiten sie eine Woche, und dann verschwinden sie wieder für lange Zeit. Glücklicherweise zeigt sich ihre Versicherung professioneller; deren Hilfe sei schnell und unproblematisch gewesen. Bis dato muss die Frau aber immer noch in einer Mietwohnung der Gemeinde leben. Der Mietvertrag laufe aber Ende September aus. „Im Moment sitze ich wie auf heißen Kohlen“, sagt sie.

Die exzellente Zusammenarbeit mit der Versicherung nach dem Unwetter lobt auch ein Bewohner aus Niederkerschen. Sein Haus war zwar weit weniger in Mitleidenschaft gezogen worden; ausziehen mussten er und seine Frau nicht. Sein Dach war leicht beschädigt, am stärksten hatte es die Terrasse getroffen. Alles sei schon lange wieder instand gesetzt. Der Mann ist zwar voll des Lobes für seine Versicherungsgesellschaft, doch er findet, entgegen seiner „Nachbarin“ aus Petingen, keine guten Worte für seine Gemeinde. „Déi hu sech guer net geréiert.“ Er habe zwar um keine Hilfe bei der Gemeinde gebeten, doch es habe niemand auch nur nachgefragt, ob er welche brauche.

Von den Vertretern der beiden Kommunen war lediglich der Bürgermeister von Niederkerschen, Michel Wolter – obwohl bereits im Urlaub – für eine kurze Stellungnahme erreichbar. Die Konten bezüglich der Katastrophe seien mittlerweile abgeschlossen, sagt er. Seines Wissens gebe es keine Fälle in seiner Gemeinde, in denen Leute bis heute nicht in ihr Haus zurückkehren konnten, aber Niederkerschen sei ja auch weniger schwer betroffen gewesen.

Als sehr positiv empfand er die große Solidarität, die sich damals in der Bevölkerung gezeigt habe; negative Erinnerungen habe er jedoch an die damalige Zusammenarbeit mit der Direktion der Rettungsdienste. Bei denen habe noch immer eine „Pompjeesmentalitéit“ geherrscht. „Ich rede nicht von den Einsatzkräften vor Ort“, betont er. „Die haben gut gearbeitet. Doch was die Zusammenarbeit ihrer Direktion mit der Gemeinde betrifft, da gab es noch viel Luft nach oben.“ Ob das jetzt besser organisiert sei, wisse er nicht. „Da müssen Sie vielleicht meinen Kollegen aus Echternach fragen“, sagt Wolter.