„Petit musée du Limpertsberg“Monsieur Pilo baut sich seine Welt, wie sie ihm gefällt

„Petit musée du Limpertsberg“ / Monsieur Pilo baut sich seine Welt, wie sie ihm gefällt
Monsieur Pilo inmitten eines kleinen Teils seiner Sammlung Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im hauptstädtischen Viertel Limpertsberg existiert ein Museum, in dem vor allem eines zelebriert wird: die gute Laune, hervorgerufen durch alltägliche und kuriose Gegenstände.

Ein weißer Bart und ein breites Lächeln: Monsieur Pilos Markenzeichen ist die gute Laune, die die Menschen sofort spüren, wenn sie ihn in seinem Museum besuchen. Seine Leidenschaft sind alle möglichen Objekte – Spielzeug, Masken, Gebrauchsgegenstände, Souvenirs aus Afrika. Darunter beispielsweise ein Elefantenfuß – ein echter, wie er beteuert. Den habe er dem „natur musée“ schenken wollen, doch dieses habe nicht gewusst, was es damit hätte anfangen sollen.

Auf einem Regal steht eine Presse, die eine Hand zerquetscht und unter die der Besitzer schrieb „Liberté de presse“. Dann gibt es noch eine Werbetafel, auf der „Gagnez des francs avec Persil“ steht – und mit Kreide darunter „Vous aurez de l’oseille“. Tiefgründiger Nonsens à la Monty Python findet sich direkt neben einfachen Kalauern.

Monsieur Pilo ist ein großer Jazzfan. Als solcher hat er einmal im Rahmen einer Publikumsbeteiligung unter dem Namen „Collectif Marcel Broc’Art“ dem Mudam in den 1990er Jahren eine Playlist der „Silences accumulés de Thelonious Monk“ vorgeschlagen, erzählt er. Das Notenblatt von „4′33“, einem Musikstück des Avantgarde-Komponisten John Cage, in dem nicht eine einzige Note gespielt wird, fehlt natürlich nicht in seiner Ausstellung. Sein Sammelsurium, das aus hunderten Figuren, Zeichnungen, Bildern usw. besteht, ist auf dem Limpertsberg in mehreren Garagen untergebracht. Dem Tageblatt hat er zwei seiner Garagen gezeigt. Das seien alles „objets trouvés“, sagt Herr Pilo mit einem Lachen, gefunden auf Trödelmärkten und Kuriositätenläden. Die Objekte, die hier verstaut wurden, werden gegebenenfalls später einmal im richtigen „Museum“ ausgestellt.

Objekte aller Art

Vor rund 15 Jahren habe ihn das Sammelfieber gepackt. Auch wenn er ein besonderes Interesse an afrikanischen Gegenständen hege, beschränke er sich nicht bei seiner Sammelleidenschaft. Er sei fasziniert von Objekten an sich, sagt er. „Jedes Objekt hat eine Geschichte.“ Während der Führung durch die zwei Garagen und durch das Museum erklärt er alle humoristischen Kommentare, die er den Objekten selbst hinzugefügt hat. Auch beschreibt er, was vielleicht nicht jeder auf den ersten Blick sieht – wie z.B. einen Holzschuh mit einem Schuhspanner. Das Objekt hatte er neben zwei anderen beim „Salon des artistes“ 2019 eingereicht, von der Jury wurde es jedoch abgelehnt. Auch seinen Holzkeil hätte sie nicht angenommen, ebenso wenig seine Hommage an den russischen Maler Malevich. „Trop décalé“ hat er auf einem kleinen Foto vermerkt, das er auf der Messe verteilt hat.

Vorschriften soll es in Bezug auf die Einreichung von Objekten für die Ausstellung nicht geben: Diese sollen nur gut aussehen, so Herr Pilo, der 1951 auf dem Limpertsberg zur Welt kam – und sich auch heute noch dort am wohlsten fühlt, in seinem Viertel. Obwohl sich in seinem Museum Kuriositäten aus der ganzen Welt angesammelt haben, hält er übrigens nicht viel vom Reisen. Er unternimmt höchstens Kurzreisen ins nahe Ausland. „Ich brauche nicht anderswo als in Limpertsberg zu sein“, sagt er.

Allerdings sollte er auf einer dieser Reisen in sehr nahe Ausland – nach Trier – eine weitere Leidenschaft entdecken. Dort fand er auf einem Trödelmarkt mehrere hunderte Zeichnungen und Gemälde des deutschen Malers Jörg-Peter Bierach (1950-2014). „Das war ein Genie“, schwärmt er. Mittlerweile besitzt er eigenen Angaben zufolge mehrere hundert Werke des Künstlers – und ist damit im Besitz des größten Teils von dessen Sammlung, wie auch aus einem Eintrag in der AW-Wiki (eine Informationsplattform und ein Bilderbuch zu Gegenwart und Geschichte des Kreises Ahrweiler in Rheinland-Pfalz) hervorgeht. „Für die Ausstellung anlässlich des 50. Abiturjubiläums im Jahr 2019 stellte er etwa 40 Arbeiten von Bierach als Leihgabe zur Verfügung“, steht dort geschrieben.

Ein Ort, den man gesehen haben muss

Herr Pilo arbeitete bis 1984 als Postbeamter auf dem Flughafen, bevor er seine Arbeit aus privaten Gründen aufgeben musste. An seinem Schalter sei sogar einmal Bob Marley gewesen, sagt er. Musik, vor allem Free Jazz, ist seine zweite Leidenschaft. Diese Art von Musik sei wie Zen – man müsse sie einfach auf sich wirken lassen, dann erst könne man sie verstehen. Dasselbe lasse sich auch über seine Sammlung sagen: Der Besucher soll seine Objekte zuerst auf sich wirken lassen, vielleicht provozierten sie dann ja eine Reaktion. „Kunst kostet nichts. Sie kann etwas aussagen, ohne dass sie teuer sein muss.“ Ihm sei es vor allem wichtig, dass die Leute etwas in seinen Objekten sehen.

Er besitze in der Nähe des „Lycée des arts et métiers“ auch eine Garage mit weiteren „Reserve“-Objekten. Viele angehende Künstler seien vorbeigelaufen, aber noch nie sei jemand von ihnen eingetreten. Etwas, das er nicht verstehen kann: Immerhin gebe es doch gerade bei ihm so viel zu entdecken. Das „Petit musée du Limpertsberg“ kommt übrigens auch in dem Buch „111 Orte in Luxemburg, die man gesehen haben muss“ von Joscha Remus vor – unter dem Titel „Das magische Kabinett des Monsieur Pilo“ (Nummer 85).

Besuchszeit

Das „Petit musée du Limpertsberg“ hat keine feste Öffnungszeiten. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 691 132 994 direkt an Monsieur Pilo wenden, um einen Termin zu vereinbaren.