Millionenpoker um bunte Bilder

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Die Zukunft ist digital: Seit 2005 wird die Politik nicht müde, dies immer wieder zu betonen. Zum 31. Dezember 2007 wurden in Luxemburg sogar die analogen TV-Programme (mit Ausnahme von RTL9) senderseitig abgeschaltet. Doch bei den meisten Kabelkunden kommen die Bilder noch immer analog an./ Léon Marx

Trotz millionenschwerer Investitionen in den vergangenen Jahren empfangen von den 130.000 Kabelhaushalten des Landes fast 70 Prozent noch immer keine digitalen TV-Bilder. Bei der AAC („Association des antennes collectives“) geht man mittlerweile sogar davon aus, dass auch nach dem 1. Januar 2012 – Stichdatum, ab dem EU-weit die Ausstrahlung von analogen Fernsehsignalen eingestellt werden soll – im Kabel weiterhin analoge Programme übertragen werden.
Politische Fehlentscheidungen, ein Kommunikationsminister, der schlecht beraten wird, ein Kommunikationsminister, der nicht mit dem Wirtschaftsminister spricht – das sind nur einige der Klagen, die man hinter vorgehaltener Hand seit längerem hört. Neu hinzugekommen ist seit Anfang des Jahres die Kritik, über die staatliche Luxconnect werde ein millionenschweres Konjunkturprogramm gefahren, das am Markt vorbeigehe. Einzig Pascal Dormal, Direktor der Coditel, attackierte schon früh offen die Post, die mit ihrem IP-TV eine massive Attacke auf die Kabelnetze reite. Inzwischen mutierte die Coditel zur Numéricable und Dormal wurde aus Luxemburg abgezogen.
Doch die Situation „um Terrain“ ist noch immer die gleiche. In den 1990er Jahren verlegte die Post hunderte von Kilometern Glasfaserkabel, um das schnelle Internet via DSL in die Haushalte zu bringen. Heute liefert das Postunternehmen über dieses Netz ihr IP-TV. Das Glasfasernetz aus alten Postzeiten sei ein infrastruktureller Vorsprung, der nicht aufzuholen sei, klagt die AAC. Sie verlangt von der Politik klare Entscheidungen, lies die Öffnung dieses Glasfasernetzes für andere Anbieter.
Dass Luxconnect derzeit massiv am Aufbau eines leistungsstarken Glasfasernetzes („backbone“) zum Anschluss Luxemburgs an den Rest der Welt arbeitet, wird von der AAC kritisch gesehen. Das höre sich gut an, aber „da wird teilweise ein Glasfaserkabel neben das bereits vorhandene, teilweise ungenutzte Glasfaserkabel der Post gelegt“, heißt es. „Warum nicht anderen Anbietern den Zugang zu diesem Kabel ermöglichen?“, so die brennende Frage, die sich anschließt.

Geografische Spaltung

An der Glasfaser hängt die Zukunft von Fernsehen und Internet. „Dem Land droht eine technologische Spaltung.“ Medienfachleute sehen die Schmerzgrenze etwa im Raum Ettelbrück-Diekirch. Weiter nördlich sei die Dichte der Haushalte einfach zu gering, um neue Glasfaserkabel über den Markt finanzieren zu können. Bereits heute sind kleinere Kabelnetzbetreiber in der absurden Situation, digital empfangene Fernsehprogramme in analoge zurückzuwandeln, die dann ins Netz eingespeist werden. „Weil digitale Empfangsstationen und die Digitalisierung kleiner Netze finanziell nicht tragbar sind.“ Einzige Möglichkeit wäre der Anschluss an ein bestehendes digitales Netz – via Glasfaser. Aber auch die Post klagt. Ihr fehlen zwar oft nur Lückenschlüsse im Glasfasernetz, doch einzelne Gemeinden würden abblocken. Komischerweise sind es vor allem die Kommunen, denen ein Kabelnetz gehört, die die Post daran hindern wollen, ihre Straßen aufzureißen …