Messerstecher bringt drei Menschen um

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Seit Dienstag Morgen erschüttert ein blutiges Drama das Dörfchen Flaxweiler. Ein 28-jähriger Este hat drei Menschen in der gemeinsamen Wohnung erstochen. Anschließend wurde er von der Polizei angeschossen und später schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Über das Motiv für die Tat wird spekuliert.

Dan Elvinger,“Christophe Junker (Text),
  

Die rue Berg sieht nicht so aus, als wäre hier gerade ein schreckliches Verbrechen passiert. Gepflegte Vorgärten und schmucke Einfamilienhäuser prägen die Straße.
Doch am frühen Dienstag Morgen passierte das, was für viele Einwohner dieser idyllischen Straße bis dahin unvorstellbar war.

Auf offener Straße wurde gegen 1.30 Uhr ein Mann niedergestochen. Er war der letzte Überlebende einer für Luxemburg einzigartigen Todesnacht. Vorher hatte der Este im Rausch seine Lebenspartnerin und eine weitere Frau getötet.
Die Nachbarin aus dem Haus Nummer 29 wurde auf das Drama aufmerksam, alarmierte die Polizei und benachrichtigte die Nachbarschaft. Siehe auch:

Nach Dreifachmord: Ermittlungen in Flaxweiler laufen auf Hochtouren

Zu den Opfern gehören die 29-jährige estnische Lebenspartnerin des mutmaßlichen Täters, eine 34-jährige Kirgisin und ein 45-jähriger Luxemburger belgischer Herkunft.

Streit zwischen estnischem Paar?

Nach Tageblatt-Informationen war der Auslöser für die Tat ein Streit zwischen dem estnischen Paar. Die Frau suchte daraufhin bei dem anderen Paar Schutz. Danach kam es zu Rangeleien und später schlachtete der mutmaßliche Täter seine Mitbewohner buchstäblich ab.

Nach der blutigen Tat flüchtete der Mann mit einem 3er BMW mit estnischem Kennzeichen Richtung Nachbarort Berg. Auf der Flucht kam der mutmaßliche Täter nach nur wenigen Kilometern von der Straße ab und krachte, nachdem er etwa 50 Meter durch eine Wiese gerast war, in zwei Bäume. Das Auto war nicht mehr fahrtüchtig.

So entschloss sich der 28-Jährige, zum Tatort zurückzukehren, um womöglich das zweite Auto, einen Citroën, der noch in der Garage stand, zu benutzen. In der rue Berg war aber mittlerweile die erste Polizeistreife eingetroffen. In der Not wusste der Este sich anscheinend nicht mehr zu helfen und griff die Polizisten mit einem 25 Zentimeter langen Küchenmesser an.

Die Beamten zögerten nicht und schossen, um den Angreifer kampfunfähig zu machen. Zeugen berichteten gegenüber dem Tageblatt, dass es sich um vier Schüsse gehandelt haben soll.
Der mutmaßliche Täter wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand ist derzeit nichts bekannt.

Nachdem die Polizisten in der Wohnung die zwei weiteren Leichen entdeckt hatten, wurde das Wohngebiet weiträumig abgeriegelt, um die Untersuchungen nicht zu gefährden. Ermittler der Mordkommission und der Spurensicherung wurden zum Tatort bestellt.

Die Leiche in der Garageneinfahrt wurde mit einer Folie abgedeckt. Darüber wurde ein großes Zelt gespannt. Bis kurz nach Mittag blieben die Leichen am Ort des Geschehens liegen.
Das Haus wurde mit einem Tatortscanner durchleuchtet. Mit modernster 3D-Technik wollen die Ermittler versuchen, den Tathergang zu rekonstruieren.

Einer der Nachbarn des Hauses in der rue Berg 26 schilderte, wie er die Nacht verbracht hat: „Es war eine überaus kurze Nacht, wie Sie sich vorstellen können. Viel schlafen konnten wir nicht.“ Über das 45-jährige Todesopfer konnte auch der Nachbar nicht viel erzählen: „Ich weiß nicht genau, wie lange sie schon hier wohnen, ich schätze zwei bis drei Jahre (laut „T“-Informationen sind es deren fünf, d. Red.). Wir haben eigentlich nie miteinander gesprochen, ich habe ihn vielleicht zweimal im Jahr vor der Tür gesehen, wenn er seinen Rasen mähte. Manchmal machte er eine Bewegung mit dem Mund, so als ob er guten Tag sagen würde. Man kann sagen, dass wir uns nie gegenseitig behindert haben. Ärger gab es keinen.“

Unternehmer und Untermieter

Die Minuten, in denen der mutmaßliche Täter am Tatort überwältigt wurde, schildert der Mann wie folgt: „Ich habe mich nicht raus getraut. Ich habe vier Schüsse gehört, welche abgefeuert wurden, mehr kann ich nicht dazu sagen.“

Das Haus gehörte dem Luxemburger Eric Lackner, u.a. Geschäftsführer einer Telekommunikationsfirma und Mitbesitzer einiger Firmen auf den Marshall Islands und in Panama.
Im selben Haus lebte das estnische Paar Noormets-Umda als Untermieter. Bis der 28-jährige Mann sich zu dieser Wahnsinnstat entschied.

Unter den Anrainern galt die „Wohngemeinschaft“ als sehr zurückhaltend. „Die waren so unauffällig, dass es im Nachhinein schon wieder auffällig war“, sagt ein Mann aus der Nachbarschaft.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. „Wir werden die Untersuchungen in Ruhe abwickeln“, so Vic Reuter, Pressesprecher der Polizei, abschließend.
Heute werden die Autopsien vorgenommen. Der mutmaßliche Täter war bis in die Abendstunden nicht vernehmungsfähig.