Bereits mehrmals wurde in der Hauptstadt über das Projekt Carsharing geredet. Es gab Pressekonferenzen und Publicity-Aktionen, aber ein konkretes Projekt fehlte. Am Montag wird das aber wohl endgültig auf den Weg gebracht. Dann stimmt der Gemeinderat nämlich über die Schaffung einer Carsharing SA ab.
" class="infobox_img" />Im September 2012 zeigte die Stadt Luxemburg wie Carsharing ungefähr aussehen könnte. (Foto: Fabrizio Pizzolante)
Die Stadt wird demnach eine Privatgesellschaft gründen, die zu 97 Prozent in Händen der Stadt Luxemburg sein wird. Zwei Prozent hält die Firma Cambio, die bereits in zahlreichen deutschen Städten Carsharing auf den Weg gebracht hat, ein Prozent der „Automobile Club Luxembourg“. Damit holt man sich gewissermaßen Know-how ins Boot. Cambio stellt nach eigenen Angaben in einem Franchise-ähnlichen Angebot lokalen Anbietern alle zentralen Dienstleistungen für das Betreiben eines Carsharing-Geschäftes zur Verfügung. Das eigentliche Carsharing wird vor Ort von eigenständigen Unternehmen betrieben. „Kundenbeziehungen sowie der gesamte Fuhrpark liegen in der Verantwortung der lokalen Anbieter“, heißt es bei Cambio.
ACL
Hier kommt dann vermutlich der ACL ins Spiel, der sich um Callcenter und den Unterhalt der Wagen kümmern wird. Cambio und ACL haben laut Mobilitätsschöffin Sam Tanson („déi gréng“) übrigens ein gemeinsames Angebot auf die öffentliche Ausschreibung hin abgegeben. Es sei auch keine private Gesellschaft bereit gewesen, das Projekt von sich aus auf den Weg zu bringen. Der Markt ist zu klein. So komme man jetzt billiger an das Know-how, als wenn man mit den Firmen einen Vertrag ausarbeiten würde.
Die Gesellschaftsstatuten seien in den zuständigen Kommissionen angenommen worden. Die Gemeinde wird 1,5 Millionen investieren. Das sei das, was laut Business-Plan nötig ist, damit die Gesellschaft sich innerhalb von zehn Jahren selber tragen kann.
15 Autos in fünf Vierteln
In einer ersten Phase sollen 15 Autos in fünf Stadtvierteln zur Verfügung stehen: Bonneweg (rue Wengler, Rocade), Limpertsberg (Glacis, Victor Hugo), Belair (rue Astrid), Gare (rue d’Anvers) und Stadtzentrum (Knuedler). Wenn das Projekt ein Erfolg wird, soll es auf die anderen Viertel ausgeweitet werden. Der Kunde holt sich das Auto an einem festen Standort ab und bringt es nach Gebrauch wieder dorthin zurück. Wer Cambio-Kunde in einer anderen europäischen Stadt ist, kann auch in Luxemburg davon profitieren. Das Gleiche gilt umgekehrt auch für Luxemburger Kunden. Was die Autos angeht, so soll hierfür eine weitere Ausschreibung stattfinden. Zu Anfang wird man sich dabei darauf beschränken, dass die Fahrzeuge niedrige Emissionswerte haben. Begonnen wird mit einem Modell. Mehr Vielfalt, u.a. Elektroautos, soll es zu einem späteren Zeitpunkt geben.
Der Preis für die Dienstleistung wird noch von der Gesellschaft festgelegt werden. „Wir streben einen Mittelwert von dem an, was bereits im Ausland praktiziert wird“, so Sam Tanson. Angenommen man fährt 180 Kilometer im Monat, käme man mit „droit d’entrée“ und Monatsabo auf ca. 140-145 Euro im Monat. „Die Rechnung, die immer gemacht wurde, lautet, dass wenn man mit einem Auto 20.000 oder weniger Kilometer im Jahr fährt, sich das Carsharing rentiert“, erklärt Tanson. Denken müsse man ja auch an Anschaffungspreis, Unterhalt, Versicherungen u.ä. Eine Umfrage im Jahr 2011 habe ergeben, dass das Interesse der Menschen ziemlich groß sei. Man könne so bis zu 500 Autos auf Hauptstadtgebiet einsparen. Haushalte könnten ganz auf den eigenen Wagen oder den Zweitwagen verzichten.
Die Zielsetzung für den Start lautet Anfang Frühjahr 2015. Derzeit sei es auch noch nicht möglich, auf der „voie publique“ Plätze für das Carsharing zu reservieren. Es seien aber Gesetzesprojekte in Ausarbeitung. Das Projekt Carsharing wird von der Regierung auch als Pilotprojekt angesehen, das gegebenenfalls landesweit ausgebaut werden könne. Man hoffe, Staat und andere Gemeinden mittelfristig mit ins Boot zu bekommen. Doch erst muss sich zeigen, wie das Projekt in der Hauptstadt ankommen wird.
De Maart

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