LuxGSM ist passé

LuxGSM ist passé
(Tageblatt/Hervé Montaigu)

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Die Luxemburger Post macht sich Gedanken um ihre Zukunft. Um ihre Überlegungen der Bevölkerung mitzuteilen, hatte sie am Dienstag zu einer Pressekonferenz geladen.

Das Wichtigste gleich vorweg: „Wir wollen in Zukunft in allen drei Geschäftsfeldern, in denen wir aktiv sind, aktiv bleiben“, so Generaldirektor Claude Strasser. Das sind die Bereiche Telekom, Bankgeschäft und die Postaktivitäten.
Zudem habe „die Post eine soziale Verantwortung, und die wird nicht in Frage gestellt.“ Dabei denkt Strasser an den „service universel“, also dass das gesamte Land mit Dienstleistungen beliefert werden kann.

Auch sei nicht geplant, die Anzahl der Niederlassungen der Post (derzeit 117 im Land) zu reduzieren. Es handle sich um eine Trumpfkarte der Post. „Das muss man hochhalten“, unterstrich er.

Viele Filialen müssten aber modernisiert werden, fügte er hinzu.
Insgesamt müsse sich der Staatsbetrieb mit seinen rund 4.000 Mitarbeitern aber Gedanken um die Zukunft machen, so der Generaldirektor, der seit einem Jahr im Amt ist. Die Ergebnisse der letzten Jahre seien zwar ganz gut gewesen, so Strasser, aber „es gibt keine Garantie, dass die positive Entwicklung auch so weitergeht.“

Ein neues Geschäftsmodell

Der größte Umsatzbringer für die Luxemburger Post ist der Bereich Telekommunikation. Es sei ein sehr wettbewerbsintensiver Sektor, aber die „Post hat sich gut geschlagen“, so Strasser. Dass in Zukunft die Roaming-Gebühren – dank der EU-Kommission – weiter fallen werden, „tut uns weh. Das geht an die Margen, die wir benötigen, um weiter zu investieren.“
Ein neues Geschäftsmodell werde in diesem Bereich benötigt, unterstrich Strasser. In Zukunft solle aus dem klassischen Telekommunikationsanbieter ein umfassendes ICT-Unternehmen werden. Mit den Investitionen in Datacenter und ins Glasfasernetz sei ein Anfang gemacht. Heute haben 31 Prozent der Haushalte einen Anschluss an das Glasfasernetz – bis 2018 sollen es 80 Prozent der Haushalte sein.

Zudem plant die Post, den Namen „LuxGSM“ verschwinden zu lassen. Ein solcher Name mache keinen Sinn für eine Firma, die mobile Telefonie, aber auch Festnetz, Fernsehen und Internet anbietet. Wie der neue Name lauten wird, will die Post erst im Juni mitteilen.

Im Geschäft mit der Briefpost stehe die Post vor ganz anderen Herausforderungen, so Strasser. Langfristig gesehen werden immer weniger Briefe – und immer mehr E-Mails – verschickt. Die Post riskiere irgendwann in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent, ist Strasser überzeugt. Das Versenden von Paketen nehme zwar zu, aber es reiche nicht aus, um den möglichen Rückgang bei der Briefpost zu kompensieren.

Neue Dienstleistungen

Bisher „ist Luxemburg jedoch noch von diesem Trend verschont geblieben“, so Strasser. Das liege unter anderem am konstanten Bevölkerungszuwachs in Luxemburg. Nur in den beiden letzten Jahren sei ein leichter Rückgang gemessen worden.

Zur Vorbeugung arbeitet die Post an neuen Dienstleistungen, die sie auf den Markt bringen kann. Eine digitale „Postbox“ will die Gruppe beispielsweise im Rahmen der Frühjahrsmesse vorstellen. Dabei handle es sich um mehr als um einen „E-Mail-Account“, erklärt Strasser. Über diese Postbox sollen die Kunden beispielsweise ihre Gehaltszettel oder ihre Stromrechnung erhalten – Sachen, die vorher per Briefpost verschickt wurden. Der Vorteil für den Kunden wäre, dass in der Postbox ein komplettes digitales Archiv entstehen würde. Zudem müsse sich der Kunde dann nicht mehr auf hundert verschieden Webseiten einloggen. Die Dienstleistung soll gratis sein für den privaten Nutzer – die Unternehmen, die die Rechnungen in die Postbox setzen, sollen bezahlen.

Mit wiederum anderen Problemen hat sich die Post in ihrem Bankgeschäft auseinander zu setzen. Die Post bietet nur Bankdepots und einfache Transaktionen an – zu niedrigen Gebühren. Sie bietet keine Sparkonten an, und will das auch in Zukunft nicht tun. Claude Strasser will keine neue, komplette Bank aufbauen.

Und dennoch: Derzeit wirtschaftet die Post in diesem Bereich nicht rentabel, da ihre Kosten höher sind als die Rendite, die die von ihr angelegten Gelder bringen. „Die niedrigen Zinsen tun uns weh.“ In welche Richtung er in Zukunft aber gehen will, sagte er nicht wirklich.

Neue Nischen im Ausland suchen

Auch denke die Post derzeit darüber nach, Dienstleistungen im Ausland anzubieten, so Strasser. In Luxemburg sei es schwierig, weiter zu wachsen. Die Gesellschaft habe in vielen Feldern eine dominante Position, die nicht ausgebaut werden könne. Demnach müsse man sich nach neuen Märkten umschauen. Claude Strasser sieht jedoch keine Chance für die Post, um im Ausland beispielsweise den etablierten Firmen Konkurrenz beim Anbieten eines Internetanschlusses zu machen – er denkt an eine typisch Luxemburger Nischenpolitik. Auch die bereits erfolgten Investitionen in Datacenter könnten neue Möglichkeiten bieten.