Luxemburg verabschiedet sich vom Winter

Luxemburg verabschiedet sich vom Winter
(Tageblatt-Archiv/Alain Rischard)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Burgbrennen ist eine heidnische Tradition, die alljährlich von vielen Gemeinden in Luxemburg gefeiert wird. Am ersten Sonntag nach Fastnacht wird der Winter mit einem großen Feuer verabschiedet.

Das Burgbrennen fand zu Zeiten des antiken Roms im Rahmen des Neujahrsfestes statt, das laut römischem Kalender am 1. März begann. Beim Burgbrennen wird symbolisch der Winter samt seiner bösen Geister durch das Anzünden eines großen Feuers vertrieben und gleichzeitig der Frühling begrüßt.

Früher ließ man riesige Holzhaufen in Flammen aufgehen, heute sind es meterhohe, hölzerne mit Stroh, Reisig und anderem brennbaren Material umwickelte Kreuze, die den Flammen zum Opfer fallen. Diese Kreuze werden allgemein als „Buergen“ bezeichnet.

Damit bezeichnet man allerdings keine Burg. Etymologisch geht der Ausdruck auf den lateinischen Begriff „comburere“ zurück, der so viel wie „verbrennen“ bedeutet. Im Mittelalter übernahm die katholische Kirche dann die heidnische Tradition und interpretierte sie nach ihren Bedürfnissen. Die Kirche ist bekannt dafür, eine Vorliebe für Feuer zu haben und benutzte es zu Zeiten der Inquisition, um Hexen zu verbrennen. Dem Feuer wurde eine reinigende Wirkung zugesprochen und sollte nach mittelalterlichem Glauben vor Hexerei und Zauberei schützen.

Ein weit verbreiteter Brauch

Die Tradition ist nicht nur in Luxemburg verbreitet. Auch in der Eifel trifft man sich heute noch, um die Wintergeister zu vertreiben. Je nach Region heißt der Brauch anders. In der Eiffel spricht man nicht vom Burgbrennen, sondern vom Hüttenbrennen.
Aber auch in Luxemburg trägt das Fest unterschiedliche Namen. Im Ösling spricht man vom „Schofsonndeg“, was allerdings nichts mit Schafen zu tun hat, sondern so viel wie Strohbund bedeutet.

Sogar im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten ist diese Tradition noch am Leben. Auswanderer aus Europa brachten den Brauch über den Atlantik und sorgten dafür, dass es heute noch zum Beispiel in Vermillion, Minnesota, ein Burgbrennen gibt. In anderen Teilen der USA ist dieser Brauch allerdings weniger populär, da das Verbrennen eines Kreuzes sehr an die Rituale des rassistischen Ku-Klux-Klans erinnert.

Fackelzüge läuten Burgbrennen an

Lokale Vereine kümmern sich in Luxemburg um die Organisation des Burgbrennens. Von den Bewohnern der Gemeinde wird dann Holz und anderes brennbares Material eingesammelt.

Schließlich kommt es dann zum Bau der „Burg“, ein hölzernes, hauptsächlich mit Stroh umwickeltes Kreuz, das dann auf einer Anhöhe aufgestellt wird. Bevor es zum Verbrennen der Burg kommt, gehen in den meisten Gemeinde Fackelzüge um. In traditionsbewussteren Gemeinden, wie z.B. in Walferdingen, wird die „Buerg“ von dem Paar entzündet, welches im Vorjahr zuletzt in der Gemeinde geheiratet hat.

Heute hat das Fest nur noch wenig mit der Begrüßung des Frühlings zu tun. Bei Glühwein und Erbsensuppe versammeln sich viele Schaulustige rund um das Feuer.

Auch wenn kaum noch jemand an diesem Tag im Sinn hat, böse Geister zu vertreiben, bleibt das Fest tief in der Luxemburger Kultur verankert. Das Burgbrennen gehört zu jenen Bräuchen, die alle gesellschaftlichen Veränderungen überdauert haben und sich sogar heute noch über zunehmenden Zuspruch erfreuen können.

(Carole Friedrich/Maximilian Richard/Tageblatt.lu)