Luxemburg bekommt erste Regio-Währung

Luxemburg bekommt erste Regio-Währung
(Beckerich)

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Im Kanton Redingen wurde am Montag eine neue Währung vorgestellt. Der „Beki“ soll ab 1. Januar nächsten Jahres in Umlauf sein. Damit ist Luxemburgs erste Regionalwährung geboren.

Ein Gespräch mit dem Beckericher Bürgermeister und Mitinitiator des „Beki“ Camille Gira über Sinn und Zweck zum einen, über die praktischen Aspekte einer Regionalwährung zum anderen.

Beckerich, ein Grillfest, Juni 2013. Wer sich hier eine Grillwurst und ein Bier bestellt, kann auf die Frage, wie viel das nun macht, durchaus die Antwort bekommen: „Macht vier ‚Beki‘“. Vier was? – „Beki“, so wird ab 1. Januar 2013 Luxemburgs erste Regionalwährung heißen. Ein „Beki“ wird einem Euro entsprechen. Die neue Währung wird also von der nicht mehr ganz so neuen gedeckt sein. Als Zahlungsmittel wird der „Beki“ auf den Kanton Redingen beschränkt bleiben, erst mal. Betriebe und Geschäfte müssen im Kanton niedergelassen sein, um mitzumachen, bei Privatleuten gilt diese Einschränkung nicht.

Kein Selbstzweck

Wer beim „Beki“ einsteigen will, muss Mitglied der Asbl „De Kär“ sein. Die Resonanz scheint bislang gut. U.a. der Redinger Geschäftsverband und das Einkaufszentrum Pall Center haben sich bereit erklärt, mitzumachen. Zwei Banken haben zugesagt, „Beki“ gegen Euro einzutauschen und auszugeben, Beckerichs Bürgermeister und Mitinitiator Camille Gira geht aber davon aus, dass am Ende „alle vier großen Banken“ dabei sind.

So weit, so gut. Doch muss nicht eine Idee dahinterstecken – einfach eine zweite Währung neben dem Euro, das kann es doch nicht gewesen sein, oder? Gira, der die „Beki“-Idee seit rund fünf Jahren vorantreibt, gibt Erklärungen. An erster Stelle steht der Schutz des lokalen Handels, der lokalen Landwirtschaft, der lokalen Arbeitsplätze.

Es kommt aber noch ein Aspekt hinzu, ein nicht unwichtiger. „Mit dem ‚Beki‘ sollen sich die Menschen Gedanken machen, was denn Geld und der persönliche Umgang damit überhaupt bedeutet, für einen persönlich und für die Umwelt, in der man lebt“, erhofft sich Gira den Nebenefffekt. „Der ‚Beki‘ soll kein Selbstzweck sein, er soll den Initiativgeist fördern.“ Ein Grundgedanke ist, dass der „Beki“ schneller zirkulieren soll als der Euro, damit förderlicher sein soll für die Wirtschaft im Kanton Redingen. Ähnliche Vorhaben im Ausland hätten eben dieses Resultat hervorgebracht, so Gira.

Zinsfreie Darlehen?

Ein Trick beim „Beki“ ist, dass bei der Rückwandlung in Euro Kosten anfallen. Fünf Prozent werden dann abgezogen, zwei Prozent gehen an die Asbl „De Kär“, drei Prozent kommen anderen Gesellschaften ohne Gewinnzweck zugute.

So soll der „Beki“ möglichst lang im Umlauf bleiben. Hat das Modell Erfolg, ist eine Ausdehnung geplant, keine geografische, vielmehr könnte der Aktionsradius des „Beki“ erweitert werden. Dann könnten etwa Bankkonten in „Beki“ geführt werden oder zinsfreie „Beki“-Darlehen an Betriebe vergeben werden. „Das würde einen klaren Standortvorteil für unsere regionalen Betriebe bedeuten“, zeigt sich Gira hoffnungsfroh.

Neben dem erhofften Standortvorteil schwingt bei Gira aber immer der Idealismus mit. „Im Moment ist es ja so: Wenn einer etwas gewinnt, hat es ein anderer verloren, so lautet das Prinzip, es geht immer auf Kosten eines anderen.“ Mit dem „Beki“ könnten die Menschen aus diesem, wie Gira es nennt, „Hamsterrad“ ausbrechen, das könnte das langfristige Ziel sein. Mehr Bewusstsein also, mehr Solidarität. Und Gira ist optimistisch. Der Grund: Es seien besonders junge Menschen, die sich für den „Beki“ interessierten und die Idee unterstützten.