Lohndumping auf Europas Straßen

Lohndumping auf Europas Straßen
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LKW-Unternehmen entlassen ihre Fahrer zugunsten "billiger" Arbeitskräfte aus Osteuropa. Gewerkschaften rufen am Freitag zur Aktion "Transport" auf der Aire de Capellen auf.

„Westeuropäische LKW-Fahrer werden zugunsten osteuropäischer Fahrer massiv entlassen“, so Romain Daubenfeld, Gewerkschaftssekretär (OGBL), am Dienstag gegenüber Tageblatt.lu. Der Grund für diese laut Gewerkschaften mittlerweile gängige Praxis ist Lohndumping. Denn osteuropäische Fahrer bekommen einen Lohn von etwa 300 bis 500 Euro ausgezahlt. Dafür sitzen sie bis zu 290 Stunden pro Monat hinterm Lenkrad und legen dabei im Schnitt 13.000 Kilometer quer durch Europa zurück.

Deshalb rufen die Luxemburger Gewerkschaften OGBL und ACAL zusammen mit der belgischen FGTB-UBOT, der französischen CGT und der niederländischen FNV am Freitag zu einer gewerkschaftlichen Aktion auf der Aire de Capellen (Richtung Luxemburg) auf. „Dabei werden Flyer in zwölf Sprachen verteilt, um auf diese Dumpingpraxis im Transportsektor aufmerksam zu machen“, so Daubenfeld.

Raststätten

„Für westeuropäische LKW-Unternehmen sind Fahrer aus den neuen EU-Staaten besonders interessant“, so Daubenfeld weiter. „So gehen viele Firmen dazu über, ihre westeuropäischen Fahrer massiv zu entlassen und durch Fahrer aus dem Osten zu ersetzen. Dabei leben jene Vielfahrer auf Europas Raststätten. Sie kochen, duschen und schlafen dort. Manchmal kommt es auch zu verbalen und handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Fahrern.“

Nicht nur die drei großen Luxemburger Raststätten – Aire de Berchem, Aire de Capellen und Aire de Wasserbillig – sind dadurch häufig überfüllt. LKW, die bis auf die Autobahn hinunter parken, und dabei Zu- und Ausfahrt behindern, sind in ganz Europa zu sehen.

Filialen

„Viele LKW-Unternehmen aus Westeuropa gehen dazu über, nicht nur Fahrer aus Osteuropa anzuwerben – was häufig über Interimsgesellschaften abgewickelt wird – sondern eröffnen auch – ganz legal – Filialen in den neuen Staaten. Dadurch sind die Unternehmer berechtigt, ihre LKW dort anzumelden. Das spart Steuern“, so Daubenfeld.

„Allerdings haben viele solcher Fahrzeuge weder das Land, noch die dortige technische Kontrolle jemals gesehen“, so Daubenfeld. „Oft reiche ein Stempel bei der jeweiligen Botschaft aus, und der LKW ist angemeldet, samt TüV. Bedenklich sei, dass solche Fahrzeuge dann auf Europas Straßen unterwegs seien.

Ohne technische Kontrolle ist der einwandfreie Zustand der Fahrzeuge keinesfalls garantiert. Das Gegenteil ist oftmals der Fall. Hinzu kommen die langen Arbeitszeiten der Fahrer, was ein weiteres Risiko für den Betroffenen selbst und die anderen Verkehrsteilnehmer darstellt.