/ Lionel Fontagnés Wege aus der Krise
Den Pakt könnten die Teilnehmer der Tripartite vereinbaren, so der Experte in seiner Essay. Deren Ergebnisse hat er am Donnerstag Abend auf einer Konferenz des Paperjam Business Club in Luxemburg vorgestellt.
Essay und kein Bericht, präzisierte Fontagné vor erlesenem Publikum aus Wirtschafts- und Finanzexperten. Das Dokument sei eine autonome Reflexionsarbeit. Dass es keine Auftragsarbeit sei, betonten später am Abend auch Wirtschaftsminister Jeannot Krecké und Statec-Direktor Serge Allegrezza. Da sei kein Euro geflossen, so Allegrezza.
Beitrag zur Debatte
Er wolle mit seinem Essay zur Debatte beitragen, die nicht in jedem Land so offen und direkt wie in Luxemburg geführt werde. Gemeint waren die Diskussionen im Vorfeld der Tripartite im März. Gewerkschaften und Unternehmensverbände formulierten ihre Position gegenüber der Regierung in den vergangenen Wochen in bilateralen Gesprächen.
Wie tageblatt.lu bereits am Mittwoch Abend geschrieben hat, mahnt Fontagné einen Wechsel an, der heute notwendiger als vor fünf Jahren sei. Er werde jedoch auch schmerzvoller. Ende 2004 hatte der Pariser Wirtschaftsprofessor im Auftrag der Tripartite einen Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs erstellt. Seine Empfehlungen waren nur zum Teil umgesetzt worden.
Um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes dreht sich auch sein Essay: „Compétitivité de Luxembourg: Après la bulle“, womit die Finanzblase gemeint ist, an der Luxemburg in den vergangenen Jahren gut verdiente.
Abrutschen der Kosten
Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist laut Fontagné seit 2004 zurückgegangen. Zwischen 2004 und 2009 fiel Luxemburg von Platz 7 auf Platz 13 zurück. Fontagné spricht von einem Abrutschen der Kosten und von einer enttäuschenden Entwicklung der Produktivität.
Die Folgen der Krise, die so Fontagné auch eine Strukturkrise sei, würden noch lange Jahre spürbar sein.
Was tun? Alle Teilnehmer der Tripartite müssten sich bewegen. Die Regierung sollte die Sozialbeiträge senken. Die Unternehmen müssten mehr Konkurrenz dulden, mit dem Risiko sinkender Gewinnmargen, was jedoch durch niedrigere Produktionskosten kompensiert würde. Die Gewerkschaften müssten sich mit niedrigeren Arbeitslosenbezügen zufrieden geben.
Mit diesen drei Maßnahmen könnte der Impakt der Krise abgefedert werden. Nur: die negativen Folgen auf die Löhne könnten wohl nicht verhindert werden, sagt Fontagné. Dagegen würde das Arbeitsplatzangebot zunehmen.
„Niemand hat weniger Sozialbeiträge gefragt“
Zurückhaltend äußerte sich Wirtschaftsminister Jeannot Krecké zu den Schlussfolgerungen Fontagnés. Amüsiert meinte Krecké, eine Senkung der Sozialbeiträge hätten bisher weder Gewerkschaften noch Unternehmen gefordert. Bei den bilateralen Vorgesprächen zur Tripartite will Krecké tiefe Divergenzen festgestellt haben, insbesondere über die Ursachen der aktuellen Situation.
Auch Krecké sprach von strukturellen Probleme des Landes. Es sei dieses Mal schwerer aus der Krise zu kommen als in der Vergangenheit. Er verwies dabei unter anderem auf strukturelle Schwächen des Staatshaushalts. Der sei zu stark von einem Sektor abhängig.
Dennoch gab sich Krecké optimistischer als Fontagné, was die weitren Wachstumsperpektiven des Landes in den nächsten Jahren anbelangt. Die liegen laut Statec-Direktor Serge Allegrezza bei 2 bis 3 Prozent.
Das Essay von Lionel Fontagné kann ab Freitag auf www.paperjam.lu heruntergeladen werden. lmo
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