/ "L'Envol"-Skulptur von Charlotte Engels: Weggeschafft und „entsorgt“
Roger Infalt
Die „Gëlle Fra“ wurde von Nicolas Joseph Claus Cito als Monument für die Luxemburger geschaffen, die an der Seite der Alliierten im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, demolierten die Nazis die Statue. Sie blieb verschwunden, bis Tageblatt-Journalist Josy Braun die Statue 1981 in den Katakomben des hauptstädtischen Stadions wiederentdeckte. Sie wurde nach einer nationalen Spenden- und Sammelaktion 1984 wieder aufgebaut.
Der gleiche Josy Braun gab uns Ende letzter Woche einen Tipp. Dieses Mal ging es um die vorerwähnte Skulptur von Charlotte Engels. Er glaubte gehört zu haben, dass das Kunstwerk irgendwo auf dem Gelände des Luxemburger Flughafens zum alten Eisen gelegt wurde.
Skandalös
Die Suche war nicht einfach, doch am Samstagnachmittag sollte sich das bewahrheiten, was wir befürchtet hatten. Wir fanden die Skulptur unweit der Start- und Landepiste, in der Nähe des „Birelerhofs“, dort, wo einst die Ilyushine der Aeroflot nach einem Crash in Flammen aufgegangen war.
Das Bild, das sich uns bot, war erschreckend. Die Skulptur, die unter dem Namen „L’Envol“ 1979 mit Pauken und Trompeten vor der damaligen „Aérogare“ auf Findel feierlich eingeweiht wurde, liegt kopfüber in einem Wiesenstück, neben Alteisen und einem Güllefass. Wüsste man nicht, dass diese Skulptur einige Hundert Kilo wiegt, so könnte man annehmen, es hätte sie jemand einfach hingeschmissen, ohne Rücksicht auf jedwelche Beschädigungen.
Charlotte Engels
Charlotte Engels wurde am 21. Februar 1920 in Luxemburg-Stadt geboren. Als Kunstschaffende in Luxemburg wurde sie u.a. 1952 mit dem „Prix Grand-Duc Adolphe“ ausgezeichnet.
1954 zog es die Künstlerin, die sich in der Zwischenzeit auch einen Namen mit Entwürfen von Medaillen, Briefmarken, Geldscheinen und Münzen gemacht hatte, nach Paris. Am 28. Oktober 1993 starb sie im Alter von 73 Jahren in Issy-les-Moulinaux.
Aus einem Gespräch mit Piloten ging hervor, dass verschiedene Kollegen, bei Starts und Landungen, die Skulptur bereits seit vielen Wochen dort liegen gesehen haben. Ihnen hätte es die Sprache verschlagen …
So geht Luxemburg also mit der Kunst um. Die Skulptur hätte z.B. gut vor oder sogar in die neue „Aérogare“ gepasst. Oder auch sonst wo.
Nur wenig Infos
Am Montag wollten wir uns bei der Flughafenverwaltung, im Transportministerium, bei „Sites et Monuments“, im Kunst- und Geschichtsmuseum oder auch im Kulturministerium schlau darüber machen, was denn nun mit „L’Envol“ passieren soll. Die einen wussten nicht einmal, dass es die Skulptur gibt, andere meinten, sie stünde doch noch immer an ihrem Platz … Es konnte uns zudem niemand so recht sagen, wem die Skulptur denn eigentlich gehört, ob es eine Leihgabe der Künstlerin war oder ob und wie viel man dafür bezahlt hat. Und wer hat dafür bezahlt?
Jedenfalls liegt das Kunstwerk jetzt im Dreck und es sieht keinesfalls so aus, als hätte man vorgehabt, die Skulptur evtl. instand zu setzen oder sie für einen neuen Standort bereit zu machen. Aber vielleicht werden ja heute Stimmen laut, die uns erklären werden, dass sich alles, ja wirklich alles, ganz ganz anders verhält.
Sind Ihnen weitere Beispiele von schlampigem Umgang mit Kunstgegenständen in Luxemburg bekannt? Dann melden Sie sich bei uns: internet@editpress.lu |
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