LEITARTIKEL/ „Über die Grenze…“

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Mit „Metalldiebe gestellt“ war am Freitagabend eine Notiz im Bericht des Pressedienstes der großherzoglichen Polizei betitelt. François Besch

In dieser „Erfolgsmeldung“ geht es um die kurzzeitige Festnahme von zwei Männern, die als mutmaßliche Täter eines Diebstahls von 500 Kilogramm Schrott (Wert: etwa 150 Euro) aus einem Container in Kehlen in Frage kommen. Die Vorgehensweise bei besagter Verhaftung, von der das Tageblatt Zeuge war (siehe unsere Samstagsausgabe), wirft, ebenso wie der Wortlaut der durch die Polizei verbreiteten Pressemeldung, eine ganze Reihe von Fragen auf. Die Verhältnismäßigkeit der angewandten Mittel durch die beiden Capellener Polizisten, die mit den Metalldieben umgingen als seien es Schwerverbrecher, ist nur eins von zahlreichen Beispielen dafür, dass hier so manches nicht so lief, wie es das eigentlich sollte. „Aus Gründen der Eigensicherung wurden den beiden mutmaßlichen Tätern Handschellen angelegt und sie wurden bis zum Abtransport zum Kommissariat polizeitaktisch immobilisiert.“ So heißt es in der offiziellen Meldung. Hier sei die Frage erlaubt, weshalb die beiden Polizisten allein handelten? Binnen kürzester Zeit hätte Verstärkung aus dem Escher Einsatzzentrum vor Ort sein können, was zu einem völlig anderen Ablauf des Geschehens hätte beitragen können. Die beiden Festgenommenen hätten gleich in einem Polizeiwagen untergebracht werden können, anstatt mit Handschellen gefesselt unter dem Blick dutzender Passanten und Automobilisten auf dem Boden liegen zu müssen. Vor allem aber hätte man sich intensiver mit dem Kleinkind beschäftigen können, dem man die Angst in den Augen ablesen konnte. Im Pressebericht heißt es wörtlich: „Bei einer genauen Kontrolle des Lieferwagens entdeckten die Beamten (…) ein dreijähriges Kleinkind, welches unangeschnallt und bei extremer Hitze dort schlief. Da es den Beamten nicht gelang, das Kind zu wecken, wurde sofort ein Krankenwagen angefordert. Kurze Zeit später kam das Kind wieder zu sich. Es wurde beruhigt und zu seiner Mutter (…) gebracht.“ Das stimmt jedoch nur teilweise. In der Tat wurde ein Krankenwagen angefordert. Die Art und Weise, wie das Kind „beruhigt“ wurde, nämlich indem man es zwischen die Verhafteten auf den Bürgersteig setzte, lässt jedoch stark zu wünschen übrig. Im „Bulletin de presse“ der Polizei wird weiter darauf hingewiesen, dass die Mutter des Kindes in der Bahnhofsavenue in Esch gebettelt habe, derweil die beiden Männer (in Begleitung des Dreijährigen) auf Diebestour gewesen sein sollen.

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Zu bedenken gibt aber nicht nur der Ablauf der Festnahme an sich, nein, auch das im Polizeibericht beschriebene Ende der Aktion lässt vieles im Dunkeln: „Die Staatsanwaltschaft ordnete die Beschlagnahmung des Lieferwagens und einer Geldsumme, welche aus dem Verkauf des Metalls stammt, an. Die Familie, ost-europäischer Herkunft, wurde anschließend über die Grenze gesetzt.“ Punkt, Schluss! Kein Wort findet sich darüber, was nun mit dem Kind, dessen Zukunft in diesem Milieu wohl bereits vorgezeichnet ist, geschieht. Hat man „über der Grenze“ die entsprechenden Autoritäten informiert? Wurde sich des Dreijährigen dort endlich fachgerecht angenommen?
Wir erwarten Antworten! nun mit dem Kind, dessen Zukunft in diesem Milieu wohl bereits vorgezeichnet ist, geschieht. Hat man „über der Grenze“ die entsprechenden Autoritäten informiert? Wurde sich des Dreijährigen dort endlich fachgerecht angenommen?
Wir erwarten Antworten! fbesch@tageblatt.lu