Lebensstandard hat sich nicht nennenswert verändert

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Um durchschnittlich vier Prozent ist der Lebensstandard zwischen 2003 und 2006 in Luxemburg gestiegen. Welche Realitäten sich hinter dieser Zahl verbergen, erläutert eine kürzlich veröffentlichte Studie des CEPS/Instead. Tom Wenandy

Der Begriff Lebensstandard, wie er in der CEPS/Instead-Studie „La progression du niveau de vie entre 2003 et 2006“ (n° 48, Juni 2008) gebraucht wird, beschreibt die finanziellen Mittel, die einer Person unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des Haushalts, in dem sie lebt, zur Verfügung stehen. Dieser Definition entsprechend nimmt der Lebensstandard einer Person, der im Verhältnis zum Einkommen und demzufolge zu den Sozialleistungen, Steuern usw. steht, mit einer steigenden Zahl an nicht erwerbstätigen Haushaltsmitgliedern, i.e. Kindern, ab. Laut Studie betrug die durchschnittliche (inflationsunabhängige) Steigerung des Lebensstandards in den Jahren 2003 bis 2006 rund 1.300 Euro pro Person. Dies entspricht einer Verbesserung um vier Prozent. Wie die Autoren unterstreichen, verbergen sich hinter diesem Durchschnittswachstum aber nennenswerte Unterschiede zwischen den Befragten. So ging z.B. bei rund zehn Prozent der Studienteilnehmer der Lebensstandard um mehr als 9.700 Euro zurück. Im Gegensatz hierzu verbuchten andere zehn Prozent eine Steigerung von mehr als 12.000 Euro.

Variationen

Im gleichen Zusammenhang stieg zwischen 2003 und 2006 der Lebensstandard der luxemburgischen Staatsangehörigen um 1.600 Euro, während er bei den portugiesischen Mitbürgern um durchschnittlich 100 Euro zurückging. Unterschiede stellten die Autoren auch in Bezug auf das Alter fest. Mit 700 Euro lag die Steigerung bei den unter 18-Jährigen signifikant unter jener der über 65-Jährigen (1.000 Euro). Noch stärker variierte der Lebensstandard nach der ursprünglichen Einkommensklasse: Bei Personen, die 2003 über ein verhältnismäßig geringes Einkommen verfügten (weniger als 21.400 Euro pro Jahr), stieg der Lebensstandard mit 3.200 Euro (plus 19 Prozent) durchschnittlich stärker als in der übrigen Bevölkerung. Gleichermaßen fiel innerhalb der beschriebenen Zeitspanne der Lebensstandard der höheren Einkommensklassen (Jahreseinkommen über 42.700 Euro). In dieser Kategorie betrug der Rückgang durchschnittlich 2.800 Euro, was einem Minus von fünf Prozent entspricht. Wie die Autoren der Studie unterstreichen, suggerieren diese Ergebnisse, dass es dem ärmeren Teil der Bevölkerung gelungen sei, den Abstand zum reicheren Bevölkerungsteil zu verringern, der „soziale“ Aufzug also funktioniere. Gleichzeitig gelte es aber, diese Beobachtungen zu relativieren. Denn einerseits verringere sich die Distanz zwischen Arm und Reich nur langsam (mit durchschnittlich 19.600 Euro pro Jahr lag der Lebensstandard der 20 ärmsten Prozent der Bevölkerung 2006 immer noch weit unter dem nationalen Mittel von 34.500 Euro), andererseits gäben die Ergebnisse keinerlei Aufschluss über die Entwicklung der Armut in der Bevölkerung. Diese sei in der untersuchten Zeitspanne nämlich quasi konstant geblieben. Das scheinbare Paradox zwischen geringerem Abstand bei Arm und Reich bei einer gleichzeitigen Stagnation der Armut erklären die CEPS/Instead-Experten damit, dass, während einige Personen ihren Lebensstandard verbessern konnten, andere auf deren Stelle „abgerutscht“ sind. Praktisch sei es also lediglich zu einer Art Turnus gekommen. Alles in allem sei die Differenz zwischen Arm und Reich in Luxemburg nahezu unverändert, geblieben, so die Schlussfolgerung der Studie.