„Shoulder Surfing“ in Luxemburg: Kreditkartendiebe vor Gericht

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Seit Mittwoch müssen sich Mehdi M., Mohammed Adel O., Billel K. und Mohamed M. vor der von Sylvie Conter präsidierten 13. Kriminalkammer wegen organisierten Raubes und der illegalen Nutzung von Kreditkarten verantworten.

Von Carlo Kass

Wie ein Ermittler im Zeugenstand aussagte, arbeiteten die Angeklagten mit dem bei der Polizei als „Shoulder Surfing“ bekannten Trick. Der Kunde zahlt dabei in einem überfüllten Lokal mit seiner Kreditkarte, achtet nicht auf die Umstehenden und gibt unter den neugierigen Blicken seinen geheimen PIN-Code ein. In einem unachtsamen Moment wird dem Kunden die Kreditkarte dann entwendet. Daraufhin wird die geklaute Karte weitergereicht, um dann so schnell wie möglich an einem nahe gelegenen Bankautomaten Geld aufzuheben.

Gestern wurden die Beschuldigten gehört, wobei sich die Vorsitzende nicht in Details verlor, sondern um eine generelle Einschätzung ihrer etablierten Akten bat. Der erste Angeklagte zeigte Bedauern. Er habe sich nichts dabei gedacht. Er habe höchstens 1.000 Euro bekommen und nichts gespart. Er habe nur einmal eine Kreditkarte geklaut. Der Zweite bedauerte die Zwischenfälle ebenfalls. Da er keiner Arbeit nachging, sah er die Betrugsmasche als einzige Chance, um an Geld zu kommen. Die Frage der Vorsitzenden, warum er sich auf Facebook als Generaldirektor einer großen Luxemburger Transportfirma ausgab, entfachte allgemeines Gelächter im Saal. Nach dieser tragikomischen Szene gab er immerhin zu, 5.000 Euro eingestrichen zu haben.

Der Dritte behauptete ebenfalls, sein Vorgehen zu bedauern. Er habe den falschen Weg eingeschlagen. Auch dem Vierten versuchte die Vorsitzende Indizien für den erschwerenden Tatbestand der kriminellen Vereinigung zu entlocken, doch schienen alle gut vorbereitet.

Angeklagter wollte Komplizen nicht enttäuschen

Der einzige nicht Inhaftierte, Billel K., der eine feste Anstellung in einer Pizzeria hatte, sprach sogar von einer Mutprobe, bei der er seine Komplizen nicht enttäuschen wollte. Natürlich bedauerte auch er seine beiden Taten, für die er vor Gericht steht.

Me Pim Knaff begann sein Plädoyer mit der Feststellung, dass sein geständiger und kooperierender Mandant Mohamed M. bestreitet, eine Kreditkarte geklaut zu haben. Er ging die neun gegen ihn erhobenen Beschuldigungen durch. Auch wenn sich die Angeklagten gut verstanden haben, könne in diesem Fall nicht von krimineller Vereinigung die Rede sein. Er könne keine Hierarchie in dieser Gruppe erkennen. Er bat das Gericht, seinen Mandanten, der kein Vorstrafenregister hat, nicht über die schon abgesessene Untersuchungshaft zu verurteilen.

Auch die Verteidigerinnen von Mehdi M., Mohammed Adel O. und Billel K. versuchten ihren Mandaten gerecht zu werden und die Last der Anklage auf ihren Klienten zu reduzieren. Der Prozess wird heute mit dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft abgeschlossen.