Mehr als nur „Porretten“ Kleingärtnervereine nehmen auch soziale Aufgaben wahr

Mehr als nur „Porretten“  / Kleingärtnervereine nehmen auch soziale Aufgaben wahr
Michel Reuland, der Präsident der Bartringer „Amis de la fleur“, in seinem Garten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ob „Gaart an Heem“ oder „Amis de la fleur“, aus dem Luxemburger Vereinsleben sind sie nicht wegzudenken: Laut offiziellen Angaben des Dachverbandes „Liga Gaart an Heem“ gibt es hierzulande rund 20.000 Kleingärtner. Ihre Aktionen sind allerdings nicht immer bekannt; deren Ziele gehen mittlerweile weit über den reinen Gemüse- oder Obstanbau hinaus. Das Tageblatt fragte bei den „Amis de la fleur“ in Bartringen nach.

Dreht sich bei den Kleingärtnern nach wie vor alles um den Gartenbau, so hat sich die Grundidee mit der Zeit allerdings stark weiterentwickelt. Entstanden ist die Kleingärtnerbewegung nach dem Ersten Weltkrieg; neben dem Bestreben – wie bei jeder Vereinigung –, Leute mit gemeinsamen Interessen zusammenzubringen, gab es auch soziale Ursachen wie z.B. Kostensparen bei den Nahrungsmitteln. Heute sind die Vereine mehr als nur „Porrette-Clibb“; ihre sozialen Aufgaben werden immer wichtiger.

Integration durch Gartenarbeit: So in etwa könnte man eines der Projekte bezeichnen, welches z.B. die Bartringer „Amis de la fleur“ seit vier Jahren betreuen. Von dem Roten Kreuz beherbergte Flüchtlinge können ein vom Verein bereitgestelltes Hochbeet bewirtschaften. Die Gemeinde stellt den Boden zur Verfügung, den Samen kauft die Vereinigung ein und die Flüchtlinge kümmern sich unter der fachkundigen Anleitung der Kleingärtner um das Beet.

Die klassischen Schrebergärten verpachtet die Vereinigung schon lange nicht mehr: Die Nachfrage danach sei zu gering. Bei einer Umfrage zu dem Thema hätten nur ein paar wenige ihr Interesse gezeigt, sagt Michel Reuland, Präsident des Bartringer Vereins. In der Gemeinde betreibt die Vereinigung allerdings einen rund 40 Ar großen Gemeinschaftsgarten, der von etwa einer Dutzend Familien zusammen bewirtschaftet wird. Eine Warteliste für diesen Garten gibt es übrigens nicht; bis dato konnte noch jede interessierte Familie bedient werden.

Die sozialpolitische Komponente dieses Projekts vermischt sich mit einem Grundgedanken der Bewegung: dem geselligen Beisammensein. So findet z.B. die alljährliche Generalversammlung der Bartringer „Amis de la fleur“– sie fiel allerdings voriges Jahr Corona-bedingt aus – stets in Form eines gemeinsamen Essens statt.

Rund 270 Familien sind Mitglied bei den Bartringer Blumenfreunden. Die meisten Familien des Gemeinschaftsgartenprojektes seien allerdings Nicht-Luxemburger. Wohl weil die Luxemburger selbst einen Garten beim Haus haben, mutmaßt der Präsident. Und die Zugewanderten suchen entweder die Nähe zur Natur oder sie wollen sicher sein, dass sie Biogemüse erhalten, oder wollen aus Kostengründen ihr eigenes Gemüse anbauen.

Es wird sich aber bei weitem nicht nur um Erwachsene gekümmert. Gartenerziehung hat mittlerweile auch schon Einzug in die Schule gehalten. In einem von den Blumenfreunden gegründeten Schulgarten, der nun  vom Naturschutzsyndikat Sicona betrieben wird, erhalten die Bartringer Schulkinder Basiskenntnisse rund um den Garten.

Nachwuchssorgen

Seit rund 40 Jahren ist Michel Reuland Präsident des Bartringer „Porrette-Club“, wie er die „Amis de la fleur“ selber nennt. Dass es eine so lange Zeit würde, habe er nicht gedacht, als er den Posten übernahm. Zu dem Job sei er durch puren Zufall gekommen. Als er vor 40 Jahren einmal in seinem Vorgarten arbeitete, habe ein Mitglied des Vereins ihn gesehen und gemeint, er könne gut mit Pflanzen, und bot ihm an, den Posten des Sekretärs bei den „Amis de la fleur“ zu übernehmen. Als wenig später die damalige Präsidentin ihr Amt aufgab, wurde er kurzerhand zum Nachfolger gewählt. „So langsam könnte aber ein anderer übernehmen“, meint Reuland. Den Verein plagt das gleiche Problem wie viele andere in Luxemburg auch: der Nachwuchsmangel.

Sind die Kleingärtnervereinigungen in Luxemburg den meisten als „Gaart an Heem“ bekannt, nennen sie sich in einigen Ortschaften „Les amis de la fleur“. „Bei der Gründung dachten wohl einige, das sei schöner“, meint Reuland. Was den Bartringer Verein allerdings noch mit seinem Namen verbindet, ist ein alljährlicher Blumenwettbewerb. 

Die klassischen Aufgaben eines Kleingärtnervereins wie der gemeinsame Einkauf von Dünger und Samen oder der gemeinsame Ankauf und Weiterverleih von Gartengeräten werden auch heute noch in Bartringen, wie wohl bei anderen Vereinen, wahrgenommen. Doch all das muss finanziert werden. Da der Mitgliedsbeitrag für eine Familie bei sehr sozialen 10 Euro pro Jahr liegt, bedarf es anderer Einkommensquellen. Wie bei fast jedem Verein sorgte die Pandemie auch in Bartringern für Einnahmeverluste. Finanziert werden die Aktivitäten des Vereins einerseits durch Subventionen der Gemeinde, anderseits aber auch durch den Erlös des Flohmarkts, der normalerweise alljährlich im Herbst stattfindet – letztes Jahr aber Covid-bedingt ausfiel. „Unser Flohmarkt gehört mit zu den größten im Land“, sagt Reuland stolz. Jedes Jahr ziehe er viele Interessenten an. Da es aber 2020 auch weniger Ausgaben gegeben habe – es fanden z.B. keine Ausflüge statt, die der Verein zu sehr sozialen Preisen anbietet –, sei die finanzielle Lage nicht ganz so schlimm.

Rosie
27. Juli 2021 - 12.03

Ja, sind sind sehr sozial, sie helfen anderen Gärtnern die Poretten so zu setzen dass sie nicht nur in Reihen stehen, sonder auch diagonal einen Soldatenfriedhof nachahmen.