Klares Übergewicht bei den Fachärzten

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Luxemburgs Gesundheitssystem gehört – trotz Verbesserungsmöglichkeiten in einigen Bereichen – sicherlich zu den besten der Welt. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat das Personal: Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger… Ein Blick auf die „ressources humaines“ des Gesundheitssektors. Tom Wenandy

6,7 Prozent: so hoch lag 2007 der Anteil des Personals im Gesundheitssektor an der Gesamtbeschäftigung. In absoluten Zahlen macht dies, wie aus dem Generalbericht der „Inspection générale de la sécurité sociale“ (IGSS) 2008 hervorgeht, 22.110 Personen aus. Im Vorjahr (2006) waren im Gesundheitswesen noch 21.051 Personen beschäftigt. Dies entspricht einer Jahressteigerung von fünf Prozent. Der Anteil des Gesundheitspersonals an der Gesamtbevölkerung stieg seinerseits seit 2003 um 0,3 Prozentpunkte.
Der größte Arbeitgeber im Gesundheitsbereich sind dabei die Krankenhäuser. Sie beschäftigen rund 34 Prozent des sektoriellen Personals.
Was die Anzahl an Ärzten anbelangt, so waren 2008 in Luxemburg deren insgesamt 1.784 (1.256 Männer und 528 Frauen) zugelassen. Hiervon waren 934 Fachärzte, 397 Allgemeinmediziner und 394 Zahnärzte plus 59 Ärzte in der Fachausbildung. Weitere 151 Mediziner waren in Laboren, im administrativen Bereich oder in der Arbeitsmedizin tätig. In der Hitparade der am weitest verbreiteten Fachrichtungen lagen im vorvergangenen Jahr die Internisten (94 Ärzte) vor den Anästhesisten (80), gefolgt von Kinderärzten (77), den Gynäkologen (69) und den Psychiatern (68).
Nach Alter aufgeteilt findet man die meisten Ärzte (Frauen und Männer gleichermaßen) in der Alterskategorie 45 bis 49 Jahre. Allgemein liegt das Durchschnittsalter der Allgemeinmediziner über dem der Fachärzte.
Vergleicht man die medizinische Ärztedichte in den verschiedenen europäischen Ländern, so präsentieren sich aus Luxemburger Sicht zwei unterschiedliche Bilder: Bei der durchschnittlichen Dichte von Fachärzten liegt das Großherzogtum mit 2,1 Ärzten pro 1.000 Einwohner gleichauf mit Deutschland und Belgien auf einem guten sechsten Rang. Spitzenreiter ist mit einem Wert von 3,4 pro Tausend Griechenland, gefolgt von der Tschechischen Republik (2,85) und Schweden (2,6). In Frankreich liegt die Facharztdichte indes bei rund 1,7. Anders sieht es aber bei der proportionalen Anzahl der Allgemeinmediziner aus. Zwar belegt Luxemburg im EU-Vergleich immerhin noch einen siebten Rang, doch liegt die Dichte nur bei 0,8 „médecins généralistes“ für 1.000 Einwohner. Knapp hinter Italien (0,9 Allgemeinmediziner pro 1.000 Einwohner). Deutlich besser klassieren sich Belgien (2), Portugal (1,8), Frankreich (1,6), Österreich (1,55) und Deutschland (1,45).
Wie die IGSS-Autoren allerdings zu bedenken geben, sind diese Zahlen nur mit Vorsicht zu interpretieren. Zwar würden Ärzte eine Schlüsselrolle im Gesundheitssystem spielen, als alleiniger Indikator würde die Ärztedichte aber nicht ausreichen, um Schlüsse bezüglich der Leistung des gesamten Systems zu ziehen. In Betracht gezogen werden müssten ebenfalls die allgemeine Organisation sowie die anderen implizierten Berufssparten.

Demografie

In Bezug auf die demografische Entwicklung der zugelassenen Ärzte, sprich auf die Entwicklung von Ärzten im Vergleich zur Entwicklung der krankenversicherten Bevölkerung ist festzuhalten, dass im Jahr 2008 die Zunahme an zugelassenen Ärzte sich im Vergleich zu 2007 verlangsamt hat (siehe Grafik). Mit Ausnahme der Zahnärzte ist dieses Wachstum (+2,2 Prozent im Vergleich 2007/2008) wieder mehr im Einklang mit der Bevölkerungsentwicklung (+1,6 Prozent), als dies in den Vorjahren der Fall war. Als Beispiel für eine ungleiche Entwicklung kann man hier das Jahr 2006 anführen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg damals die Ärztezahl um 13,8 Prozent, die Zahl der Krankenversicherten stieg im gleichen Jahr aber lediglich um 1,2 Prozent. Zahlenmäßig sind die Allgemeinmediziner, wie oben bereits erwähnt, den Fachärzten unterlegen. In den Jahren 2003 bis 2008 konnten sie das entsprechende Verhältnis, wenn auch nur leicht (+ 0,8 Prozent), verbessern.
Was die Entwicklung der Honorare anbelangt, so hält der „Rapport général sur la sécurité sociale“ fest, dass nach einem extremen Anstieg der Honorarmasse (brutto) im Jahr 2004 dieser im darauffolgenden Jahr wieder leicht zurückging (+2,8 Prozent), um von 2006 bis 2008 wieder deutlicher anzusteigen (+4,5, +5,5 bzw. +6,8 Prozent).
Absolut betrachtet hat sich die Honorarmasse schneller bei den Fach- und Zahnärzten als bei den Allgemeinmedizinern entwickelt. Diese Evolution gehe, so die Autoren, Hand in Hand mit der demografischen Entwicklung beider Ärztekategorien. In Zahlen ausgedrückt stiegen die Honorare in den Jahren 2002 bis 2008 bei den Fachärzten von rund 125 Millionen Euro (jährlich) auf 200 Millionen, bei den Zahnärzten von rund 65 auf 95 und bei den Allgemeinärzten von in etwa 33 auf knapp 50 Millionen Euro.
Wie in den Jahren zuvor kann man 2008 eine deutliche Differenz zwischen den Honoraren von Allgemeinärzten einerseits und Fachärzten andererseits feststellen. Letztere liegen bisweilen doppelt so hoch. Allerdings können, wie die IGSS präzisiert, die Honorare auch innerhalb der Fachärzteschaft sehr stark variieren. Ganz allgemein hätten die „konservativen Fachrichtungen“ (Kinderärzte, Dermatologen und Psychiater) die durchschnittlich niedrigsten Stundensätze, während sie bei den Fachärzten, die medizinische Eingriffe durchführten, am höchsten lägen.

Einkommen

Die Honorare der jeweiligen Ärzte stehen aber nicht zwangsläufig im direkten Verhältnis zu deren Einkommen. Nichtsdestotrotz liegen die Spezialisten – Freiberufler und Angestellte – in Sachen Einkommen vor den Allgemeinmedizinern. So lag das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen eines Facharztes 2007 bei rund 234.000 Euro, das eines Zahnarztes bei 164.000 Euro und das eines Allgemeinmediziners bei 123.000 Euro (siehe Grafik). Auch wenn ein Vergleich (u.a. aufgrund der geleisteten Arbeitsstunden) schwierig ist, so verdienen freiberuflich tätige Ärzte mehr als ihre angestellten Kollegen. (Eine angestellte Krankenschwester verdiente im gleichen Jahr übrigens durchschnittlich 68.000 Euro brutto.)
In Bezug auf das Einkommen bleibt festzuhalten, dass in Luxemburg (freiberufliche) Fachärzte 5,6-mal (2006) das nationale Durchschnittseinkommen verdienten, Allgemeinmediziner 2,8-mal. Im europäischen Vergleich liegt Luxemburg bei den Fachärzten damit hinter den Niederlanden (9,6) und Belgien (7,6) an dritter Stelle.