/ Kein Spielraum bei den Nachexamen
Die Nachexamen der Abschlussklassen überschneiden sich mit dem Semesterbeginn vieler Universitäten in Europa. Doch vor allem die späte Aushändigung des Diploms stellt die betroffenen Schüler vor Probleme. „Im September sind die Einschreibefristen für die Universitäten längst abgelaufen“, beklagte sich der Vater einer Schülerin. Sein Vorschlag: Die Nachexamen vorzuverlegen.
Diese Idee wird jedoch vom Unterrichtsministerium abgelehnt. Marc Barthelemy, Premier Conseiller de Gouvernement, erklärt gegenüber dem Tageblatt: „Im Juli können keine Nachexamen abgehalten werden, da den Schülern die notwendige Vorbereitungszeit fehlen würde. Ein Datum im August ist nicht möglich, da dann Schüler, Eltern und Lehrer in den Ferien sind. Der gleiche Grund gilt für Anfang September, wo es schwierig wäre, Nachexamen zu organisieren.“
Zwei Monate Ferien – für Schüler und Lehrer
Die Lehrer haben – wie auch die Schüler – während der gesamten Sommerferien frei. „Die Lehrer brauchen vom 16. Juli bis zum 14. September nicht in den Schulen präsent zu sein“, so Barthelemy. „Wofür sie diese Zeit nutzen, können sie frei entscheiden.“ Laut Barthelemy würden viele Lehrer im September die Inhalte des kommenden Schuljahres vorbereiten. Einige würden auch zu Kongressen reisen oder freiwillig an Weiterbildungen teilnehmen.
„Im Falle eines Nachexamens hat der angehende Student immer schlechte Karten; im September ist die Auswahl an freien Studienplätzen sehr beschränkt“, sagt Barthelemy.
Lösung
Eine Lösung für das Problem sieht er dennoch: „Die einzige Möglichkeit wäre, die Nachexamen in den Abschlussklassen abzuschaffen.“ Jedoch sei dies kein neuer Gedanke. „Das Unterrichtsministerium hatte bereits 2005 die gänzliche oder teilweise Aufgabe der Nachexamen vorgeschlagen. Doch diese Idee wurde von den Lehrern wie auch von den Eltern abgelehnt.“
Es stellt sich also die Frage, welchen Zweck die Nachexamen haben. „Diese sind eine Art zweite Chance für die Schüler. Was wäre die Alternative, wenn wir die Nachexamen abschaffen? Sofort das gesamte Jahr wiederholen zu müssen? Nachexamen sind ein flexibleres Angebot als die Klasse zu wiederholen“, so Barthelemy. Sollte eine Abschaffung in Erwägung gezogen werden, müsse man zwischen den Examen der Abschlussklassen und der anderen Schulstufen unterscheiden. So habe das Unterrichtsministerium, laut Barthelemy, „bei den unteren Klassen wieder vorgeschlagen, die Nachexamen abzuschaffen oder einzuschränken“.
Pädagogische Überlegungen
Pädagogische Überlegungen seien der Auslöser. „Wie soll ein junger Schüler, der die Inhalte eines Faches das ganze Jahr über nicht verstanden hat, diese im Sommer alleine nachholen?“, fragt Barthelemy. „Bei den älteren Schülern kann diese Selbstständigkeit vorausgesetzt werden.“
Dem Cedies waren die Probleme aufgrund des Zeitpunkts der Nachexamen „bekannt“. Jedoch haben sich betroffene Schüler oder deren Eltern nur „sehr selten“ bei der Informationsstelle gemeldet. Dies sagte Jerry Lenert, Koordinator des Cedies, Anfang August dem Tageblatt.
Überrascht
Barthelemy vom Unterrichtsministerium sagt sich „überrascht“ über „die aufkommende Diskussion zu den Fristenüberschneidungen“. Das Ministerium sei bislang eher mit Problemen bei der Diplomüberreichung im Juli befasst worden. „Manchmal bleibt da nur wenig Zeit, um das Abschlussdiplom bei der Universität fristgerecht einzureichen“, so Barthelemy.
Eine Vorverlegung der Abschlussexamen stünde nicht zur Diskussion. Zum einen sei der Zeitraum „ausreichend, um die Einschreibungen zu bewerkstelligen“. Zum anderen würde eine Vorverlegung das Schuljahr „noch mehr verkürzen“.
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