/ "Kein anderer Ausweg, als mitzumachen"

Am 28. November des Jahres 2010 wurde in einem abgelegenen Waldstück in Haller eine männliche Leiche gefunden. Der Leichnam war halbnackt. Nach den gerichtsmedizinischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass das 69-jährige Opfer bereits am 20. November auf brutalste Art und Weise umgebracht wurde. Angeklagt sind Giuseppina T. (43), ihr Sohn Eric T. (23), und zwei Bekannte von letzterem, Tom K. (19) und Sven R.(22).
Am 20. November sollen sie das Opfer bereits in einer Wohnung geschlagen und stranguliert haben. Sie sollen dem Mann dann vorgespielt haben, ihn ins Krankenhaus zu bringen, jedoch fuhren sie mit ihm in den Wald und strangulierten ihn mit einem Multimediakabel. Zudem wurde ihm eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt und die Füße mit Frischhaltefolie zusammengebunden. Auch sollen sie dem 69-Jährigen mehrmals mit den Füßen auf den Kopf getreten haben und sie sollen ihn im Wald, sehr leicht bekleidet, zurückgelassen haben. Nachdem der Mann gestorben war, soll er von Wildtieren derart entstellt worden sein, dass beim Fund vorerst eine DNA-Analyse gemacht werden musste. Danach konnte erst mit Sicherheit festgestellt werden, dass es sich bei dem Mann um Raymond G. aus Haller handelte, der bei Giuseppina T. wohnte.
Wer spielte welche Rolle?
Eric T. habe bei der Polizei die gesamte Tat gestanden. Wer allerdings zum Tatzeitpunkt welche Rolle gespielt hat, steht noch nicht fest. Alle Angeklagten haben angegeben, sie hätten den Mann nicht umbringen wollen. Lediglich Giuseppina T. gab im Detail an, dass sie den Mann zwar quälen, jedoch nicht umbringen wollte. Raymond G. soll vor der Tat den Hund von Eric T. getötet haben. Ein Grund dafür soll es nicht gegeben haben. Allerdings gaben vor Gericht einzelne Gutachter an, dass Eric T. wegen dieser Tat einen Hass auf Raymond G. verspürte. Sven R., der sich zum Tatzeitpunkt laut Gutachter in einem pathologischen Rausch befunden habe, und Tom K., sollen ebenfalls geholfen haben, das Opfer zu schlagen und zu strangulieren.
Anschließend trat die ehemalige Ehefrau von Raymond G. vor die Richter. Sie gab an, dass sie bis zum Jahr 2004 mit dem Opfer verheiratet war. Sie wollte sich jedoch von ihm trennen und hatte nach dem Jahr 2004 keinen Kontakt mehr zu Raymond G. Die Zeugin unterstrich allerdings, dass der Mann ihr gegenüber nie gewalttätig war.
Tom K. beichtet Mutter
Die Mutter von Tom K. erklärte dem Gericht, ihr Sohn sei am 20. November 2010 nach Hause gekommen und hätte sich zurückgezogen. In den Wochen danach habe sich Tom K. immer wieder zurückgezogen und geweint. Die Zeugin erklärte dem Gericht, dass es ihr allerdings unmöglich war, herauszufinden, was los war. Erst am Tag vor der Vernehmung im Januar 2011 soll Tom K. seiner Mutter gebeichtet haben, dass er mit Freunden einen Mann tödlich zusammengeschlagen hat. Auch wenn die Zeugin nicht damit einverstanden war, dass ihr Sohn sich auf der „Kinnegswiss“ und auf dem „Aldringen“ herumtreiben würde, habe Tom K. ihr angegeben, seine Freunde, vor allem Eric T., wären nett und harmlos.
Der Angeklagte Tom K. gab im Detail an, was sich in der Wohnung und im Wald abgespielt hatte. Auch er gestand, aktiv an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Jedoch hätte er zum Tatzeitpunkt Angst gehabt, deshalb sei ihm nichts anderes übrig geblieben. „Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen, als mitzumachen“, so der Beschuldigte. Eric T. habe dem Mann in der Wohnung einen Strick um den Hals gebunden und unter anderem soll Tom K. daran gezogen haben. Auch im Wald habe Tom K. eine aktive Rolle gespielt. Guiseppina T. habe die Initiative ergriffen um mit Raymond G. in den Wald zu fahren. „Er muss sterben, hat die Frau zu uns gesagt“, so Tom K.
Am kommenden Donnerstag wird der Prozess mit den Aussagen der anderen Angeklagten fortgesetzt.
(Philippe Hammelmann / Tageblatt.lu)
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