/ Jusos entdecken die grüne Konkurrenz
Claude Molinaro
Die Eröffnungsrede hielt die Escher Bürgermeisterin, Lydia Mutsch. Auch in ihren Äußerungen waren die Grünen die einzigen, die mit Kritik bedacht wurden. „déi gréng“ hätten keineswegs das Monopol an Umweltthemen, und es sei keineswegs nur cool, wenn man Mitglied bei den „jonk gréng“ sei. Jungsozialist zu sein, sei auch „cool“.
Interessanterweise sollte während des gesamten Kongresses keine andere Partei kritisiert werden. Außer von Lydia Mutsch wurde die Konkurrenzpartei noch von zwei weiteren Delegierten verbal angegriffen. Ein Satz von Dan Biancalana, zu dem Zeitpunkt noch Generalsekretär, ließ uns aufhorchen: „Nach den Wahlen ist vor den Wahlen!“ Ob für die Jusos der Wahlkampf etwa schon begonnen hat?
„Eis Zukunft! Eis Decisioun“ war das Motto des Kongresses. Erweitertes Mitspracherecht, sei es in den Betrieben oder für Schüler, war auch eine der Hauptforderungen der jungen Sozialisten.
Jugendarbeitslosigkeit im Speziellen und die wirtschaftliche Lage im Allgemeinen waren eines der Hauptthemen. Zaghafte Kritik wurde an den Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit geübt: Sie seien nicht sehr effizient.
Die Jusos treten ein für eine wahre soziale Marktwirtschaft, in welcher der Staat eine starke Rolle innehat und im Interesse aller eine gewisse Kontrolle der Wirtschaft ausübt. Der Staat müsse dort intervenieren, wo es zu Missbrauch komme.
Der erarbeitete Reichtum des Landes soll durch ein gerechteres Steuersystem umverteilt werden. Finanzoperationen, die einigen wenigen Spekulanten enorme Gewinne einbringen, sollen stark besteuert werden. Es sei auch notwendig, internationale Abkommen abzuschließen, die erlauben, die sehr hohen Einkommen mit sehr hohen Steuern zu belegen. Als Beispiel nennt die einstimmig angenommene Resolution über die Wirtschaftslage das Beispiel der USA, die in den Jahren 1945-1975 die obersten Einkommen mit bis zu 91 Prozent besteuerten, was die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft keineswegs behinderte.
Neben der Wirtschaftsresolution nahm der Kongress noch drei weitere Resolutionen an, die sich mit den Themen Überwachungsstaat, Bildungswesen und Arbeitsrechte befassten.
Arbeitspakt gefordert
Der Losung „mehr arbeiten, um mehr zu verdienen“ setzen die Jusos ein „besser arbeiten, um besser zu leben“ entgegen. Sie fordern einen Arbeitspakt zwischen allen Sozialpartnern, der neben wirtschaftlichen und finanziellen Überlegungen vor allem auch soziale Maßstäbe setzen soll.
In Sachen Schulpolitik verlangen die Jungsozialisten eine wahre Demokratie in den Sekundarschulen, durch ein Mitbestimmungsrecht der Schüler. Ein Schritt in die richtige Richtung.
Bei den Vorstandswahlen wurde Taina Bofferding mit 26 von 27 gültigen Stimmen als Präsidentin bestätigt. Mit 100 Prozent der Stimmen wurde Regis Moes neuer Generalsekretär.