Junge Menschen bauen für Studenten

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Belval-Nord wird um ein Studentenwohnheim reicher. Die Pläne dazu stammen aus der Feder von Architektin Claudine Kaell, die am Donnerstagabend den ersten Platz eines von der „Fondation La Luxembourgeoise“ veranstalteten Wettbewerbs belegte.

Dass eine Versicherungsgesellschaft eine Stiftung hat, ist ungewöhnlich. Dass diese ein Studentenwohnheim bauen lässt, ist noch ungewöhnlicher. Auf den ersten Blick.

Die Teilnehmer

Paul Majerus Architecte SA
kaell architecte s.à r.l.
2001 s.à r.l.
christian barsotti – architecte
Faber Architectes s.à r.l.
Coil Architectes s.à r.l.

Um den Grund zu erklären, holte Generaldirektor Pit Hentgen weit aus: „Unsere Gesellschaft wurde nach dem Ersten Weltkrieg gegründet. Damals ging es darum, das Land wiederaufzubauen. Im Mittelpunkt stand der Solidaritätsgedanke, nicht der Profit.“ Seit Mitte der 90er-Jahre und bis zu Beginn der Krise liefen die Geschäfte so gut, dass sich große Reserven und ein netter Gewinn angesammelt hatten. „Wir stellten uns die Frage, ob es korrekt sei, das Geld zu behalten. Wir meinen, es ist unsere Aufgabe, der Allgemeinheit einen Teil davon zurückzugeben. Wir wollten dem Land helfen, sich weiterzuentwickeln“, erklärte Hentgen in seiner Ansprache.

Konkret hat die Stiftung ein Terrain auf Belval-Nord erworben mit dem Zweck, dort ein Studentenwohnheim mit Platz für rund 50 Studenten zu bauen. Um Ideen zu sammeln, wurden sechs junge Architektenbüros eingeladen, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Aufgabe war es, ein Gebäude zu entwerfen, in dem nicht nur gewohnt wird, sondern in dem sich ein Teil des studentischen Lebens abspielt.

Junge Ideen für junge Leute

„Wir haben aus gutem Grund junge Architektenbüros zur Teilnahme eingeladen. Wir sind davon ausgegangen, dass junge Menschen, deren Studienzeit noch nicht allzu lange zurückliegt, sich besser mit der Thematik auseinandersetzen können. Die eingereichten Projekte zeigen, dass wir damit recht hatten“, sagte Jury-Präsident und Architekt Jim Clemes.

Die sechs „super Projekte“ (O-Ton Clemes) wurden nach drei Hauptkriterien bewertet. Die Jury, in der zudem Gabriel Deibener, Gilbert Hatz, Pit Hentgen (Fondation La Luxembourgeoise), Tatiana Fabeck (Architektin), Etienne Reuter (Agora), Georges Engel (Bürgermeister aus Sanem) und Pr. Dr. Rolf Tarrach (Rektor der Universität Luxemburg) saßen, analysierten die Umsetzbarkeit der Projekte, ihre Kompatibilität mit den bestehenden PAG und PAP sowie die Lebensqualität, die sie den dort Studierenden bieten.

Die Wahl fiel auf das Projekt von Claudine Kaell. „Mir war wichtig, dass sich viele verschiedene Menschen in dem Projekt wiederfinden. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, wenn ihm danach ist, in einem Wohnzimmer mit Kommilitonen zu diskutieren oder den Kontakt in einem der öffentlichen Bereiche zu suchen“, erklärte die junge Frau.

Finanzierbar

Die Jury lobte das klare, zeitlose Design, die offene Verbindung zwischen privaten und öffentlichen Räumen und die Idee, das Gebäude aus Holz zu bauen, was an Nachhaltigkeit kaum zu übertreffen ist. Durch den Einsatz von Holz bleibt das Gebäude finanzierbar und bietet ein angenehmes Raumklima. 45 Personen können in dem Gebäude leben, Bachelor- und Master-Studenten werden die erste Etage beziehen, Doktoranden werden im Obergeschoss ihre Ruhe haben.

Mit einer „mention spéciale“ wurde zudem das Projekt von Philippe Nathan (Architektenbüro 2001 s.à r.l.) ausgezeichnet. Claudine Kaell hält es mit dem Leitmotiv eines ehemaligen Universitätsprofessors: „Eine Wohnung, und sei sie noch so klein, ist nur dann gut, wenn du selbst einziehen würdest.“ Claudine Kaell würde sofort selbst einziehen.