Luxemburger FotografJérôme Jost lichtet Welten unter Wasser ab 

Luxemburger Fotograf / Jérôme Jost lichtet Welten unter Wasser ab 
 Foto: Jérôme Jost

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Jérôme Jost hat zwei Talente. Er liebt das Tauchen – und die Fotografie. Ob im Meer vor Ägypten oder an der Côte d’Azur, seine Kamera hat er immer dabei. Sein Lieblingsfoto ist dem Luxemburger aber im Beforter Schwimmbad gelungen.

Seiner Begeisterung für die Natur wurde sich Jérôme Jost spätestens dann bewusst, als er als Kind im Wald Hütten baute. In den Ferien fuhr er mit seinen Eltern nach Spanien oder Ägypten. „Dadurch hatte ich eigentlich den ersten Kontakt mit Wasser“, sagt Jost. Und irgendwann auch mit der Unterwasserwelt. Mit 16 reiste er mit Freunden nach Tunesien – und sah abends am Hafen auf eine schön beleuchtete Tauchschule. Am nächsten Tag buchte er dort seinen ersten Schnupperkurs.

Inzwischen hat Jost eine offizielle Tauchlizenz, mit der er auf bis zu 40 Meter Tiefe „gehen“ kann. „Das Tauchen ist ein sehr großer Teil meines Lebens“, sagt Jost. Wenn er mal nicht tauchen kann, wartet er ungeduldig auf die nächste Gelegenheit, unter Wasser sein zu können. Für ihn fühlt sich das Tauchen an „wie ein Meditieren unter Wasser“. Er gerät ins Schwärmen: „Du bist komplett auf dich fixiert, es ist ruhig und … du tauchst einfach in eine andere Welt ein.“ Eine Welt, die man „hier oben als Normaler“ nicht sehe.

Lehrgang im Bergsee

Weil er diese Sicht mit anderen teilen wollte, kam er zu seinem Steckenpferd: wunderschöne Fotos von der Unterwasserwelt. Von der GoPro bis zur Kompaktkamera nahm Jost Fotoapparate mit in die Tiefen. Vor drei Jahren reiste er zum Fernsteinsee, einem Bergsee in Österreich, um dort von einem Veteranen der Unterwasserfotografie zu lernen. Dort wuchs auch sein Interesse an Unterwassershootings mit Models in schwingenden Kleidern – auch wegen der kreativen Spielräume.

Jérôme Jost bei der Arbeit
Jérôme Jost bei der Arbeit Foto: privat

Jetzt fotografiert Jost mit einer Sony α7R-IV-Vollformat-Kamera. Aber um Bilder unter Wasser zu machen, braucht es eine andere Vorbereitung als an Land. Bevor man ein Foto macht, muss man schauen, was man fotografieren möchte, sagt Jost. „Bei einer Tiefe von fünf Metern braucht man eigentlich kein Licht oder Blitze.“ Danach wird es aber komplizierter. Ab fünf Metern verschwindet die Farbe Rot, dann Orange, danach Grün und ganz am Ende Blau, sagt Jost. Von Meter zu Meter nähmen die Farben der Sonne ab. Seine Lampen und Blitze gleichen das aus. Das heißt aber auch: Vor dem Abtauchen muss man „das Bild schon fast im Kopf haben“.

Sicherheitsstopp in fünf Metern Tiefe

Nicht immer spielt die Technik mit. „Um zu testen, wie es ist, die Kamera mit ins Wasser zu nehmen, hatte ich ganz am Anfang ein billiges Plastikgehäuse aus China“, sagt Jost. Auf Tauchsafari in Ägypten bemerkte er unter Wasser plötzlich Luftblasen, die aus dem Gehäuse blubberten. „Ich dachte mir: Oh, das ist aber nicht normal.“ Dann sah Jost den Riss am Gehäuse. „Und ich war auf 20 Meter.“ In fünf Meter Tiefe musste er einen Sicherheitsstopp zum Dekomprimieren einlegen. Drei Minuten verharrte er dort und betete, dass die Kamera noch ganz war. Aber dem Gerät passierte glücklicherweise nichts.

Obwohl Jost bereits Begegnungen mit Riffhaien und Tigerhaien hatte – unvergesslich wird ihm vor allem ein Tauchgang mit Feuerfischen bleiben. „Das war bei einem Nachttauchgang in Ägypten“, sagt er. Weiß-rot gestreift seien die Fische. Am Tag seien sie meistens ruhig und schlafen. „Und abends gehen sie auf die Jagd.“ Dabei folgen sie vor allem Licht. „Je nachdem, wohin man leuchtet, werden die Feuerfische eben angelockt“, sagt Jost. Er wollte einige der Tiere mit seiner Kamera festhalten und hatte bereits einige Bilder gemacht, als ein Tauchpartner ihn darauf aufmerksam machte, dass es „immer mehr“ wurden. „Das Problem mit den Fischen ist: Sie sind giftig“, sagt Jost. Wenn sie einen Menschen stechen, quillt das Eiweiß in den Adern auf. „Das bekommt man nur mit kochendem Wasser gestoppt“, erklärt Jost. Das sei zwar „an Bord in der Küche“. Aber besser sei es aufzupassen. Das sei im Prinzip bis jetzt die „einzige brenzlige Situation“ gewesen.

Jost schwimmt mit Tintenfischen an der Küste vor dem französischen Saint-Raphaël oder fotografiert Tigerhaie in Ägypten. Eines seiner besten Fotos gelang ihm aber quasi direkt vor der Haustür: beim Hundebadetag in Befort. Ein junger dunkelbrauner Labrador tauchte tief in das Becken des Freibads – und schnappte dann unter Wasser nach dem Tennisball. „Das war einfach so faszinierend“, sagt Jost.

Neben kuriosen Aufnahmen von planschenden Vierbeinern hat Jost in einem Pool Unterwasserfotos für eine Modemarke geschossen. Auch Hochzeitspaare oder Junggesellenabschiede lichtet er unter Wasser ab. Der junge Mann mit seiner Sony-Kamera hat noch viele Pläne für die Zukunft, einige konnte er während der Corona-Pandemie nicht umsetzen. Fotos von Hunden unter Wasser wird es aber auch in diesem Jahr geben: Am 5. September rückt Jost erneut beim Hundebadetag in Befort an. Dem nassen Element wird er aber so oder so treu bleiben. „Es klingt komisch, aber es hat mich nie interessiert hier oben, also an Land, Fotos zu machen“, sagt er. „Es war immer nur die Unterwasserwelt.“ Jedes Foto sei dort eben ein Unikat, das gleiche Foto bekomme man nicht noch einmal hin. „Niemals. Never ever.“

Jérôme Jost
Jérôme Jost Foto: privat

Zur Person: Jérôme Jost

Jérôme Jost wurde 1986 in Esch geboren und wohnte 21 Jahre in Schifflingen. Nachdem der 34-Jährige als Kommunikationselektriker gearbeitet hatte, machte er den Busführerschein und arbeitet nun seit zehn Jahren als Busfahrer in Luxemburg-Stadt. Auf die Frage, wie er sich selbst beschreiben würde, antwortet er: „Ziemlich offen. Ein lebensfroher Mensch. Offen zu allem. Ich lache ziemlich viel, es ist ziemlich witzig mit mir. Meistens, hoffentlich.“ Weitere Informationen: www.jostjphotography.com/