ISMA: „Un secret de Polichinelle“

ISMA: „Un secret de Polichinelle“

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Der Tageblatt-Beitrag über quasi systematischen Missbrauch im „Institut Sainte-Marie Arlon“ (ISMA) zieht zurzeit Kreise im belgischen Grenzgebiet.

Robert Schneider

Unser Gesprächspartner, der Mitte der 1970er Jahre gemeinsam mit zahlreichen anderen „Internen“ physischer, psychischer und sexueller Gewalt ausgesetzt war und jetzt nach Jahrzehnten die Kraft gefunden hat, darüber zu reden, wird Anfang kommender Woche den für die Region zuständigen Pater der „frères maristes“ in Arlon treffen.

Bruder Bredan Geary, der sein Büro in den Niederlanden hat, versprach dem Mann, für Aufklärung sorgen zu wollen. Ob der Orden geläutert aus der Affäre herauskommt, ist also weiter offen.

Mittlerweile berichtete auch das belgische Regionalfernsehen TVLux (www.tvlux.be) über den Fall und die Zeitung L’avenir du Luxembourg ging ebenfalls in einem größeren Beitrag auf die Missbrauchsfälle ein.

Ein Sprecher der Vereinigung ehemaliger ISMA-Schüler gab unseren belgischen Kollegen zu verstehen, dass das Geheimnis zwar gut gehütet war, es sich aber dabei um ein „secret de Polichinelle“ (ein offenes Geheimnis) gehandelt habe.
Siehe auch:
Physisch, psychisch und sexuell  missbraucht

Die aktuelle Direktorin des ISMA, Michèle Majérus, betonte inzwischen, die Institution heute sei nicht mit dem ISMA der 70er Jahren zu verwechseln. Es sei nur noch ein „frère mariste“ im Verwaltungsrat der Schule und dieser wolle sich demnächst zurückziehen. Obwohl sie sich somit von der katholischen Führung des Hauses abgrenzte und hervorhob, dass der letzte Ordensbruder die Institution 2007 verlassen hat, kündigte sie an, die „frères maristes“ würden demnächst ein Schreiben an die Eltern der Schüler richten. Sie selbst habe keine Kenntnis von Missbrauch an der Schule.

In den vergangenen beiden Tagen meldeten sich mehrere frühere Schüler von belgischen Internaten bei uns, die – wenn auch nicht alle direkte Opfer von Missbrauch – doch bestätigten, dass die Verhältnisse so waren wie von unserem Gesprächspartner beschrieben.

Missbrauch auch in Virton?

Am Freitag  kontaktierte uns ein 45-jähriger Luxemburger, der in den Jahren 1979 und 1980 am „Institut des arts et métiers Pierrard“ (Virton) im Internat ähnliche schlechte Erfahrungen machte, wie sie vom ISMA berichtet wurden.

Die katholische Institution in Virton, an der keine „frères maristes“ tätig waren, betreute ebenfalls zahlreiche Luxemburger Schüler.
Wir werden am Thema dranbleiben.