„Inkompetent und überfordert“

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Am Montag steht Armand Stieber, Mitarbeiter der Observationsgruppe GOR, in den Zeugenstand des Bommeleeër-Prozesses. Den damaligen Ermittlern wirft er Inkompetenz und Überforderung vor.

Der Bommeleeër-Prozess beginnt am Montag erneut mit der Spur Ben Geiben. Geiben, Anfang der 1980er Jahre Gründer und Chef der Sondereinheit der Gendarmerie BMG, hatte vor Beginn der Anschlagsserie die Einheit verlassen. Mitte der 1980er Jahre galt er als einer der Tatverdächtigen der Bombenserie.

Den Namen Ben Geiben im Zusammen mit den Bommeleeërn habe er zum ersten Mal am 9. Oktober 1985 gehört, sagte am Montag Armand Stieber, Ex-Ermittler der Observierungsgruppe GOR, im Zeugenstand. Bei der Gründungsversammlung der GOR habe eine Person in Anwesenheit hoher Gendarmeriebeamter, unter ihnen BMG-Chef Pierre Reuland, gesagt: „Wie wäre es denn, wenn es Geibens Benni wäre“. Daraufhin wurde beschlossen, Geiben zu beschatten. Dazu musste er aus Brüssel, wo er in der Zwischenzeit lebte und arbeitete, nach Luxemburg gelockt werden. Das arrangierte Jos Steil. Zur Observierung sollte auch der Geheimdienst eingeschaltet werden.

Am Samstag, 20. Oktober 1985, ging die Bombe beim Justizpalast hoch. Die Beschattung Geibens war indes bereits abgebrochen worden. Laut Stieber wurde die Spur Geiben fallen gelassen, weil sonst „Köpfe gerollt“ wären. Stieber betont, dass seine Gruppe, die GOR, nicht ermittelte. Die Ermittlergruppe tat dies. Die GOR beschattete lediglich.

Stieber verneint die Behauptung, Ermittlergruppe und GOR hätten sich misstraut. Dennoch kritisiert er die Ermittlergruppe. Die Einzigen, die Ordnung hatten, waren die Attentäter, so Stieber.

Auch die Frage, ob die Ermittlungen sabotiert werden sollten, verneint Stieber. Er spricht von Inkompetenz und Überforderung. Man ließ also die Piste Geiben fallen, um Inkompetenz zu vertuschen und um zu verhindern, dass Köpfe rollen sollten, fragt Richterin Sylvie Conter. Ja, erwidert Stieber.

Befragt wurde Armand Stieber auch zu Jos Steil und dessen Verhältnis zum damaligen Gendarmerie-Chef Charles Bourg. Steil habe Bourg erzählt, wer der Bommeleeër sei. Im Laufe der Ermittlungen kurz vor Steils Tod, habe Stieber mit Steil geredet. Er sprach wie ein Wasserfall, so Stieber vor den Richtern am Montag. Steil beschrieb den Täter und die Beschreibung traf auf ihn selber (Steil) zu. „Steil hatte das Bedürfnis, sich zu äußern“, so Stieber. „Hier sitzen zwei Angeklagte, aber der Chef d’orchestre fehlt“, sagt Stieber.

Am Dienstag wird Stiebers Kollege aus dem GOR gehört.