„Ich wurde vom Staatsminister überredet“

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Sie nimmt ihre Aufgabe ernst und möchte alles richtig machen. Dazu gehört in den kommenden Wochen und Monaten viel Arbeit; Françoise Hetto studiert die Dossiers in ihren Zuständigkeitsbereichen und arbeitet sich ein. Dass sie Ministerin werden würde, damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet, sie wollte eigentlich als „Député-maire“ in Junglinster aktiv bleiben. Robert Schneider

Zwei Tage vor dem CSV-Kongress, bei dem das Koalitionsprogramm und die Besetzung der Regierungsposten von der Basis angenommen wurden, hatte Jean-Claude Juncker sie überredet, den Posten anzunehmen.
Sie schlug noch vor, das Amt mit Fernand Boden zu teilen, der die ersten beiden Jahre hätte weitermachen sollen und ihr so eine Lehrzeit hätte gewähren können.
Auf diesen Vorschlag ging Juncker allerdings nicht ein und verwies auf ihr gutes Resultat und die damit verbundene Verantwortung. Sie sei quasi von der Gemeinde in die Regierung versetzt worden.
Bereits bei der Kommunalwahl 2005 als Françoise Hetto Erstgewählte in der Gemeinde Junglinster wurde, zog sie es vor, die ersten beiden Jahre als erste Schöffin zu wirken und so das kommunalpolitische Geschäft kennenzulernen, ehe sie den Bürgermeisterposten besetzte.
Hier habe sie viel gelernt; dies gebe ihr denn auch die nötige Sicherheit, auch wenn alles neu scheine, so die frischgebackene Ministerin uns gegenüber in ihrem geräumigen Büro mit Terrasse im Mittelstandsministerium am Boulevard Royal.
Auf die Frage, welches Ministerium ihr denn am besten liege, antwortet sie ohne zu zögern, das Mittelstandsministerium. Sie war bereits in der vergangenen Legislaturperiode in der entsprechenden Kommission tätig.
Auch der Tourismus liege ihr, allein schon deswegen, weil sie sich im Osten intensiv mit den Belangen des Fremdenverkehrs beschäftigte.
In das Ministerium für Chancengleichheit von Männern und Frauen müsse sie sich allerdings erst einarbeiten. Die Tatsache, dass das Ministerium nicht im gleiche Gebäude untergebracht ist, stört sie allerdings, und aus Gründen der Effizienz plant Hetto, die Beamtinnen und Beamten auch auf Nummer 6 des Boulevard Royal unterzubringen.
Im Mittelstandsministerium unterstützt sie Juncker bei der zur Chefsache erklärten Vereinfachung der administrativen Vorgänge. Zu diesen gehört auch, dass überhaupt mal jemand das Telefon abnimmt, was nicht immer der Fall sei. Die Informatisierung des Ministeriums, die bereits im Oktober geschehen soll, werde hierbei helfen, da jeder Beamte dann problemlos einsehen könne, wo ein Dossier auf seinem administrativen Weg dran sei.

Unterstützungfür Unternehmen

Weiter will sie ein „Coaching“, besonders für junge Unternehmen, einführen. Es reiche nicht, „Start-ups“ mit Initiativen wie „Trau dech“ zu fördern; die Betriebe müssten besonders in der Anfangszeit begleitet werden. Wie dies praktisch und im Detail geschieht, darüber ist Hetto sich noch nicht im Klaren, das Ziel sei allerdings bereits erkannt.
Das Statut des Unabhängigen und eine Neuregelung des Niederlassungsrechtes sind weitere Aufgaben für die kommende Zeit.
Die neue Ministerin möchte möglichst unbefangen an die Dossiers herangehen, um sich so ein objektives Bild machen zu können.
Im Bereich Tourismus wird sie ab September alle Beteiligten hören und über die Fünfjahrespläne zur Förderung des Fremdenverkehrs entscheiden, und als zuständige Ministerin für Gleichstellungspolitik will sie vor allem dafür sorgen, dass gleiche Arbeit mit gleichem Lohn vergütet wird. Auch soll die Arbeit des Ministeriums in der Öffentlichkeit besser sichtbar werden.
Françoise Hetto hat demnach einiges vor; erholen wird sie sich mit ihrer Familie in Italien.
Ob sie Familie und Beruf unter einen Hut kriegt, sei zur Zeit die Frage, die sie am meisten beschäftige. Ihre zwei Söhne (18 und 15) wolle sie nicht vernachlässigen.