Serie / Historisches und architektonisches Esch (69): Musée national de la Résistance
1949 begrüßte die Escher Sektion der „Ligue luxembourgeoise des prisonniers et déportés politiques“ (LPPD) die Initiative der Gemeinde Esch, eine Kommission für die Errichtung eines „Monument aux Morts“ zu gründen, wie es ihre Mitglieder seit Kriegsende forderten.
Die LPPD, der es gelang, 800.000 Franken Spenden zu sammeln, wollte, dass das Denkmal „des höchsten Opfers derer würdig ist, die für das Weiterbestehen unserer Heimat gestorben sind“, „in das aktive Leben unserer Arbeitsstadt eingebettet ist“, „eine praktische und eindrucksvolle Organisation von Kommemorationszeremonien ermöglicht“ und „in größtmöglichem Maße zur Verschönerung unserer Stadt beiträgt“.
Als Standort befürwortete die LPPD die place de l’Etoile, gegenüber dem neuen Gebäude der „Bains municipaux“, „mit seiner gewaltigen Architektur und seinen harmonischen Formen“. Die Gemeindeführung wählte einen anderen Standort: den Brillplatz. Dennoch behielt sie die Idee eines doppelten Gedenkens bei: der Ehrung derjenigen, die während des Krieges für das Vaterland gestorben sind, und derjenigen, die ihr Leben geopfert haben, um die wirtschaftliche Grundlage für die Unabhängigkeit des Landes zu schaffen. Schließlich beauftragte die Gemeinde die Architekten damit, ein imposantes architektonisches Ensemble aus drei miteinander verbundenen Gebäuden im oberen Teil der place du Brill zu entwerfen: für das Monument mit Museum, für das Arbeitsamt und für das Friedensgericht (in der Hoffnung, dass es eines Tages auch ein Bezirksgericht beherbergen würde). Zwei Inschriften schmücken die Fassaden der Verwaltungsgebäude. Eine erinnert an Opfer und Tod in der Industrie, die andere an Opfer und Tod für das Vaterland.
Im Anschluss an den von der Gemeinde ausgeschriebenen öffentlichen Architekturwettbewerb wurde das Projekt Souvenez-vous des Escher Architekten Nicolas Schmit-Noesen und seines Sohnes Laurent Schmit ausgewählt (Bauunternehmen: Crolla Frères). Schmit-Noesen und sein Sohn entwarfen eine Trilogie von Gebäuden um die Werte Freiheit, Gerechtigkeit, Arbeit, verbunden durch einen großen Ehrenhof, der von hohen Kolonnaden umgeben ist. Das Monument sollte ein Tempel, ein Heiligtum, eine Kathedrale sein. Mit den Worten der Architekten: „Unserer Meinung nach war es nicht angebracht, das Denkmal selbst in direkten Kontakt mit dem öffentlichen Platz zu bringen, auf dem die Märkte und die Kirmes stattfinden. Wir hielten es für notwendig, das Denkmal hinter einen Ehrenhof zu platzieren, um so einen Raum der Besinnung zwischen dem Leben auf der Straße und diesem Heiligtum zu schaffen. Um diese Idee weiter zu unterstreichen und dem Beispiel antiker Tempel zu folgen, wurde der Ehrenhof von hohen Säulen umgeben, um ihn zu einer Kathedrale unter freiem Himmel zu gestalten.“
Der 25 Meter breite Ehrenhof wird von einem erhöhten bronzenen Sarkophag geprägt mit der Inschrift „Morts pour la patrie“. Er enthält eine „heilige Urne“ mit der Asche von unbekannten Deportierten aus verschiedenen Konzentrationslagern.
Die Förderer des Denkmals betonten von Anfang an die Bedeutung künstlerischer Beiträge. Hinter dem Sarkophag, inmitten einer Doppelkolonnade, befinden sich vier große Steinblöcke, verziert mit Reliefs, die die Arbeit in den Bergwerken und Hüttenwerken, die deutsche Besatzung, den Streik von 1942, die Konzentrationslager, Zwangsrekrutierung, Passeure, Maquisards, Deportation, Hinrichtungen, Befreiung und Wiederaufbau thematisieren. Diese Reliefs sind das Werk von Claus Cito, Émile Hulten und Charles Kohl.
Durch ein großes schmiedeeisernes Tor betrat man das Museum selbst durch eine hohe Ehrenhalle, in der die Urnen des SS-Sonderlagers Hinzert und der Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, Dachau und Ravensbrück aufgestellt sind, mit Wandleuchten als einzigem Schmuck. Die Urne und das Gedenken an Auschwitz und den Holocaust kamen später, ebenso wie weitere Urnen der Lager Buchenwald, Sachsenhausen, Mauthausen, Sonnenburg und der Umsiedlungslager. Über Krieg, Besatzung und Widerstand wurde der Besucher dann im nächsten großen Raum informiert, der von einem Glasdach beleuchtet wurde und von zwei weiteren Werken von Künstlern und Deportierten geprägt ist: der Skulptur Politischer Gefangener von Lucien Wercollier und einer Wandmalerei von Foni Tissen zu Widerstand und Repression.
Der große Förderer des Projekts war der Lehrer Ed Barbel, Präsident der LPPD. Er war der Enkel eines Lederarbeiters in Wiltz und Sohn des Typografen Barthélémy Barbel, Vorsitzender der ältesten Gewerkschaft des Landes von 1915 bis 1951 und einziger Präsident einer Luxemburger Berufskammer, der sich weigerte, das Manifest Heim ins Reich vom 1. September 1940 zu unterzeichnen. Im Krieg war Ed Barbel Mitglied der Widerstandsgruppe Alweraje und wurde nach Hinzert, Natzweiler und Dachau deportiert. Für ihn sollte das Monument von Anfang an auch als Nationalmuseum betrachtet werden. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren erinnert an seine zentrale Rolle. Das Museum wurde am 22. Juli 1956 im Beisein von Prinz Jean, Parlamentspräsident Émile Reuter, Persönlichkeiten von Staat und Gemeinde, Vertretern der Religionsgemeinschaften und der Bevölkerung von Esch eingeweiht.
Seine Renovierung stand oft auf der Tagesordnung. Nach jahrzehntelangen Diskussionen und einer nationalen Petition der „Amis du Musée de la Résistance“ 2011 wurde schließlich 2015 eine vollständige Renovierung und Erweiterung des Museums beschlossen (Gemeinde Esch, Kulturministerium, Œuvre Grande-Duchesse Charlotte). Das Architekturbüro Jim Clemes Associates und das Museografiebüro NJoy wurden mit der Entwicklung eines Projekts beauftragt. Im September 2018 begannen die Arbeiten. Getreu seiner Philosophie entschied sich Jim Clemes für die Erhaltung und Renovierung des bestehenden Gebäudes. Der historische Aspekt wird sogar wiederhergestellt, indem die im Laufe der Zeit entfernten Seitenwände des zentralen Eingangs wieder angebracht werden. Diese seitlichen Lichttafeln dienen als Beschilderung für den künftigen Haupteingang des Museums. Eine große Wasserfläche, die von einer zum Sarkophag führenden Plattform durchquert wird, soll eine bessere Trennung der Denkmal- von der Museumsfunktion ermöglichen. Eine moderne Beleuchtung der Steine mit Basreliefs wird den Beitrag der Künstler zu Monument und Museum hervorheben.
Das Museum wird durch einen Neubau auf dem Gelände (40 x 7 m) des alten Hauses in der rue de l’Alzette 136 erweitert, der mehr Raum für die Verwaltung schafft und eine beträchtliche Erweiterung der Ausstellungsflächen erlaubt. Die neue Fassade in der rue de l’Alzette, die auch als Besuchereingang dienen wird, ist entschieden modern und hebt sich bewusst von den umgebenden Fassaden ab. Sie besteht aus einer Reihe von übereinandergelegten Steinen und Ziegelsteinen und ist durch einen vertikalen Riss gekennzeichnet. Sie symbolisiert die Brüche in der Gesellschaft vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie könnte die Besucher dazu anregen, über weitere Brüche nachzudenken: Streitigkeiten im Museum rund um die Definition des Widerstands in den 1980er Jahren, Kontinuitäten und Brüche im kollektiven Gedächtnis, die Rolle von Kontroversen und Konflikten in der Geschichtsschreibung und Museumspädagogik, aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen um die Trilogie Freiheit, Gerechtigkeit, Arbeit …
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