SerieHistorisches und architektonisches Esch (63): Eschs Schulen in den Jahren 1940 bis 1944

Serie / Historisches und architektonisches Esch (63): Eschs Schulen in den Jahren 1940 bis 1944
Führergeburtstag, Aufnahme der Zehnjährigen in die HJ, Gewerbeschule, April 1944 Foto: Fey; Scan: CDDR

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Luxemburger Schulwesen wird auf das deutsche Modell umgestellt. In der Kreisstadt Esch entstehen neben den Volksschulen Dellhöhe, Brill, Großstraße und Bruch zwei staatliche Oberschulen und zwei Kreisberufsschulen.

Die Staatliche Oberschule für Jungen in der Parkstraße (heute LGE, rue du Fossé), Direktor: Theodor Dotzenrath (Düsseldorf); die Staatliche Oberschule für Mädchen, Schulberg (heute Primärschule Ale Lycée), Direktor: Paul Sohnius (Düsseldorf); die Kreisberufsschule für Jungen, Goetheplatz (place Victor Hugo, vorher Gewerbeschule, heute Ecole internationale), die in ihren Mauern auch eine vierjährige Wirtschaftsoberschule, eine zweijährige Wirtschaftsschule und eine kaufmännische Berufsschule für Jungen und Mädchen anbietet. Direktor ist anfangs Albert Kratzenberg, Kunstlehrer, Bildhauer und Bruder des Landesleiters der VdB Damian Kratzenberg. Im Laufe des Jahres 1942 wird er durch Gottfried Wips (Wissen a.d. Sieg) ersetzt. Die Kreisberufsschule für Mädchen, anfangs Gewerbe- und Haushaltungsschule (heute Ecole privée Marie Consolatrice, Luxemburger Straße 73), Leiterin: Alize Vosswinkel (Trier).

Im Austausch werden Luxemburger Lehrer für eine begrenzte Zeit in Schulen im Reich eingesetzt und durch deutsche Lehrer aus diesen Schulen ersetzt. Oberschulrat Lippmann, der zuständige Referent beim CdZ, wünscht sich aus dem Reich vorzugsweise Lehrer, die evangelisch und Parteigenossen sind, was nicht immer möglich ist. Lehrerkonferenzen sind zweiteilig: Plenum mit den Luxemburger Lehrern, dann die Reichsdeutschen unter sich. Luxemburger Lehrer haben das VdB-Abzeichen sichtbar zu tragen.

Die Schulordnung, eine Schul-Charta, wird auf dem dazu vorgesehenen Vordruck von den Eltern unterschrieben. Der Schüler oder die Schülerin unterschreiben auf der Rückseite. Der abgetrennte Vordruck ist in der Schule abzugeben und wird im Personaldossier des Schülers oder der Schülerin verwahrt. Zitat:

Schulordnung, Vordruck, 1942
Schulordnung, Vordruck, 1942 Foto: Georges Buchler

„Die Höhere Schule des Bereiches Luxemburg ist eine deutsche Schule. Es können nur solche Schüler (Schülerinnen) aufgenommen werden, die sich durch Gesinnung und Haltung zum Deutschtum bekennen. Daher ist die Zugehörigkeit zur Volksdeutschen Bewegung oder einer ihrer Gliederungen (Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädel) unbedingte Voraussetzung für Aufnahme und Verbleib auf der Schule. Die Aufgabe der Höheren Schule ist es, den körperlich, charakterlich und geistig besonders gut veranlagten Teil der deutschen Jugend so zu erziehen, daß er fähig wird, später in gehobenen oder führenden Stellen unser politisches, kulturliches und wirtschaftliches Volksleben massgebend mitzugestalten. Die Höhere Schule hat daher die Pflicht, unter den zu ihr kommenden Jugendlichen eine Auslese zu treffen, welche die Ungeeigneten und Unwürdigen ausscheidet, um die Geeigneten und Würdigen um so mehr fördern zu können. Nichtarier und jüdische Mischlinge 1. Grades können in die höhere Schule nicht aufgenommen werden.“

HJ und BDM sind direkt an dieser Auslese beteiligt. Aufgrund der Haltung, des Eifers beim Dienst oder bei den Sportwettkämpfen erstellen sie eine politische Bewertung aus. Die HJ/BDM-Führer nehmen an den Trimester- und Schlusskonferenzen teil. Während die 7. Klassen (IIe) der Jungen ins Wehrertüchtigungslager nach Ansemburg gehen, besuchen die Mädchen ein einwöchiges Kriegseinsatzschulungslager in einem BDM-Lager. Im Laufe der Schulung schreiben sie drei Aufsätze. Themen sind die nationalsozialistische Staatsform, Rasse und ein Lebenslauf (eigentlich: Wie hat der Nationalsozialismus mein Leben verändert?). Anhand dieser Aufsätze, der Haltung, der Kameradschaftlichkeit, der sportlichen Leistung wird eine politische Bewertung verfasst, die entscheidend ist für die Zulassung zur 8. Klasse und zur Reifeprüfung.

Heldengedenkfeier, Gewerbeschule, November 1940
Heldengedenkfeier, Gewerbeschule, November 1940 Foto: Fey; Scan: CDRR

Paul Sohnius, neben seiner Funktion als Schuldirektor und seinem Dienst in der SA, ist Schulverbindungsoffizier. Im Kontakt mit dem Offizier für Schulfragen des Wehrkreises XII, Wiesbaden, vertreibt er Bildmappen, soldatisches Schrifttum an die Schulbüchereien, organisiert Filmverleih, liefert auch Anleitungen zu Bastel- und Klebearbeiten „wehrgeistigen Inhalts“, sowohl für die Volksschulen wie für den höheren Unterricht. Besonders die Jungen sollen früh eine Vorstellung der Kenntnisse erhalten, die für einen Soldaten erforderlich sind. Gestützt auf den Deutschen Lehrerbund organisiert er von Wiesbaden zusammengestellte Werbeaktionen in den Schulen des Kreises Esch: „Hilf mit!“, „Der Kampf im Osten“. In den oberen Klassen soll die Begeisterung freiwillige Meldungen auslösen: zur Offizierslaufbahn, zur Waffen-SS. Auch nach der Einführung der Wehrpflicht werden Freiwillige gesucht.