SerieHistorisches und architektonisches Esch (60): Esch 1940-1944, Verwaltungen

Serie / Historisches und architektonisches Esch (60): Esch 1940-1944, Verwaltungen
Empfang des Landkommissars Richard Hengst, Rathausplatz Esch, 27. August 1940  Foto: Fey, Scan CDRR

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Die Kreisstadt Esch-Alzig ist Sitz von Kreis- und Kommunalverwaltung nach deutschem Muster. Der Chef der Zivilverwaltung (CdZ) hat Ende 1940 sämtliche Gemeinderäte aufgelöst, die Distrikte in Landkreise umgebaut. In der Presse lernt man die neue, auf dem „Führergedanken“ basierende Gemeindeordnung kennen: Führer des Landkreises ist der Landrat, beraten durch Kreisräte. Er wird als wichtige „Zwischenverwaltungsstelle“ zwischen den Gemeinden und dem CdZ bezeichnet. Die Führung der Gemeindeverwaltung ist Aufgabe des „Amtsbürgermeisters“, unterstützt durch Beigeordnete und Ratsherren. Landrat Porath spricht von einem „Kreis-Kommunal-Verband“.

Der Landrat, die neuen Amtsbürgermeister im Kreise Esch, sind deutsche Verwaltungsmänner. Die beratenden Kreisräte, Beigeordnete, Ratsherren sollen aus der „bodenständigen Luxemburger Bevölkerung“ kommen.
Sinn und Zweck des „Kreis-Kommunal-Verbandes“ ist die Stärkung der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Dieses Ziel verlangt aber die bestimmte Einflussnahme der Partei auf alle Aspekte des kommunalen Lebens, wirtschaftliche, soziale und kulturelle.

„Gerade die Partei, die mitten im Leben des Volkes arbeitet, ist durch ihre Organisation über Ortsgruppe, Zelle und Block mit dem letzten Volksgenossen in unmittelbarer Verbindung und ist wie niemand anders berufen und in der Lage, die Gemeinden wirksam zu unterstützen.“

Daher bindet der Gesetzgeber den zuständigen Kreisleiter ausdrücklich in wichtige Entscheidungen ein (Berufung der Bürgermeister, der Beigeordneten, der Ratsherren und Gemeinderäte).

Das Escher Stadthaus ist der Sitz einer doppelten Gemeindeverwaltung. Zum einen die Stadtverwaltung Esch-Alzig, ab Juli 1941 mit dem eingemeindeten Schifflingen, unter den Amtsbürgermeistern Pg. Otto Komp (April 1941 bis November 1942) und Pg. Dr. Josef Kohns (März 1943 bis September 1944). Zum anderen die Amtsbürgermeisterei Esch-Land. Sie umfasst die Gemeinden Sanem, Monnerich, Reckingen (Leudelingen ab September 1943) unter Pg. Kurt Gerke (September 1941 bis September 1943) gefolgt von k-Amtsbürgermeister Klein.

Der noch von der Verwaltungskommission eingesetzte Bürgermeister Jules Heisten zählt zu den im September 1941 genannten Ratsherren der Stadt Esch, neben den Ortsgruppenleitern Houdrement, Krebs und Koetz.

Landkommissar für den damaligen Distrikt Luxemburg-Land ist zuerst der Oberbürgermeister der Stadt Luxemburg, Richard Hengst. Daher beginnt der Aufbau der Landratsverwaltung des Distrikts in Luxemburg-Stadt.

Der neue Landrat, SA Obersturmbannführer Hans Porath, verlegt Ende Oktober 1940 seine Dienststelle nach Esch: Kreispolizeibehörde Otherstraße 8 (boulevard Kennedy 82, Ecke rue de la Libération), Kommunalabteilung (einschließlich Wohlfahrts-, Jugendamt, Kreiskommunalkasse) Emil-Mayrisch-Straße 39, Ernährungs- und Wirtschaftsamt Xavier-Brasseur-Straße 48.

Mit Ausnahme des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes wird die Landratsverwaltung im August 1941 ins Hüttenkasino, Otherstraße 50 (heute „Conservatoire de musique“) und die gegenüberliegende Villa Reiser verlegt.

Die Dienststelle des Arbeitsamtes, im alten Rathaus (heute „Centre Mercure“), übernimmt die Büros in der Otherstraße 8. Das alte Rathaus bleibt Sitz des Amtsgerichts Esch. Die freigewordenen Räumlichkeiten werden für Musterungen zum Reichsarbeitsdienst genutzt.

Der Zustrom von Beamten und Angestellten, Austauschlehrern, Polizei, Militär … stellt Esch vor ein Wohnungsproblem. Die Hotels Metropol (Dicksstraße 13), Zur Post (Adolf-Hitler-Straße 107), Parkhotel und die angrenzenden Häuser (Xavier-Brasseur-Straße 10-14) sind überbelegt. Häuser von jüdischen Familien werden genutzt (z.B. Haus Nussbaum, Ecke rue de la Libération/Alzettestraße). Die Stadtverwaltung ruft die Bürger auf, Zimmer zu vermieten.

Landrat Porath wohnt im Haus 26 in der Emil-Mayrisch-Straße (heute „Escher Bibliothéik“), bis er im September 1941, wie kurz vor ihm SA Obersturmführer Daufeld, seiner Soldatenpflicht nachkommt. Sein kommissarischer Nachfolger, Professor Dr. Jung, früherer Oberbürgermeister von Göttingen, ist ab Oktober 1941 im Hüttenkasino Otherstraße gemeldet.

(Detaillierte Informationen gibt Jos. A. Massard, „Als die Hakenkreuz-Fahne auf dem Escher Rathaus wehte“, https://massard.info)