SerieHistorisches und architektonisches Esch (57): Esch 1940-1944: Ortsgruppen, Anfänge 

Serie / Historisches und architektonisches Esch (57): Esch 1940-1944: Ortsgruppen, Anfänge 
Einteilung der VdB-Ortsgruppen, Esch Alzig

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Anfang August ernennt Gauleiter Simon vier Politische Kommissare, die zukünftigen Kreisleiter. Als Vertreter der NSDAP sollen sie den Aufbau der VdB und der neuen Ordnung in ihrem jeweiligen „Distrikt“ begleiten.

Die Neuordnung Luxemburgs stützt sich auf die Luxemburger Verwaltung. Beim Einsetzen des ersten Verwaltungs-Kommissars, Oberbürgermeister Hengst (13. August 1940), fordert Gustav Simon in einer Vier-Punkte-Argumentation Gehorsam und Loyalität der Luxemburger Beamten gegenüber der deutschen Zivilverwaltung.

Simons Vertreter in Luxemburg, Regierungspräsident Siekmeier, wiederholt diese Forderung bei der Einsetzung der Verwaltungskommissare Fielitz in Grevenmacher (18. August) und Ballmaier in Diekirch (23. August) vor „Beamtenversammlungen“ der jeweiligen Distrikte. Auch in Esch beruft der Politische Kommissar, Kreisleiter Ernst Schmitt, eine solche „Beamtenversammlung“ ein (Gewerbeschule, 18. August). Neben Schmitt sprechen Landespropagandaleiter Dennemeyer und Ortsgruppenleiter Jos Zirwes.

Die Ortsgruppe Esch wurde am 14. Juli 1940 gegründet (im Saal Rossi, später Gasthaus „Zur Achse“, heute rue de l’Alzette 152, Ecke Boulevard Prince Henri), am Tag nach der offiziellen Gründung der VdB in Luxemburg Stadt. Auch in Esch waren Verteter der NSDAP zugegen.

Die Lage in Esch ist durch die Rückkehr aus der Evakuierung geprägt. Zur Zeit der Gründung der Ortsgruppe sind etwa 12.000 Einwohner in Esch gemeldet. Zum Zeitpunkt der Beamtenversammlung 21.000.

Durch diese Situation verzögert sich der Aufbau der VdB in den Südkantonen. Der Versammlungskalender der VdB gibt ein plastisches Bild der Einsätze volksdeutscher Aktivisten. Gründungsversammlungen von Ortsgruppen werden von NSDAP-Kreisleiter Schmitt und VdB-Distriktsleiter Cresto geleitet. Sie erscheinen in Begleitung von Männern der Escher Stoßtrupps. Saalschmuck wird mitgebracht, auch mal eine Anlage, wenn eine Lautsprecher-Übertragung auf die Straße geplant ist. Ort der Versammlung sind Rathaus, Schule, Vereinshaus, ein Gasthaus mit Festsaal oder Kegelbahn. Lokale VdB-Redner werden immer häufiger von Parteigenossen aus dem Altreich unterstützt.

Der Ausschluss Dennemeyers aus der VdB Mitte September zeigt, dass Linientreue verlangt ist. Auch Kreisleiter Schmitt verschwindet von der Bühne. Sein letzter angekündigter Auftritt ist am 25. September in Düdelingen. Ersetzt wird er durch Wilhelm Diehl. Er ist in der CdZ-Verwaltung für den Aufbau der deutschen Primärschule in Luxemburg zuständig, eine Aufgabe, die er in den Jahren 1938 und 1939 im Sudetenland erfüllte.

Zur Großkundgebung Gustav Simons auf dem Brillplatz (Zeltbau) sind wichtige Einrichtungen fertiggestellt. Die neue Kreisleitung, im Gebäude der früheren Belle Jardinière, ist bezugsbereit. Auch die Distriktleitung der VdB wird hier ihren Sitz nehmen. Das Tageblatt erscheint wieder, jetzt in nationalsozialistischer Form.

Die Distrikteinteilung der VdB wird neu definiert: „Die Erfahrungen der letzten Zeit ließen es als unumgänglich erscheinen, eine Neueinteilung der politischen Bezirke vorzunehmen.“ Der Distrikt Luxemburg-Land, in „Distrikt Esch“ umbenannt, reduziert sich nun auf die Kantone Esch und Kapellen. Er umfasst 31 Ortsgruppen. Distriktleiter bleibt Roger Cresto.

Kreisleiter Diehl übernimmt konsequent die politische Organisationsarbeit des Kreises: Am 8. November dient ein Kameradschaftsabend im Hotel zur Post der ungezwungenen Fühlungnahme zwischen Amtsleitern der Partei und der VdB (auch Vertreter des Escher Fascio sind eingeladen). Dann folgen eine erste Arbeitstagung mit den Ortsgruppenleitern des Kreises (18. November) und schließlich eine VdB-Führertagung des Kreises Esch im Lichtspielhaus Rex, an der laut Presse über 1.500 VdB-Amtsträger teilnehmen (Sonntag, 8. Dezember).

Kurz vor der Großkundgebung hatte die (noch) einzige Ortsgruppe zu einer General-Mitgliederversammlung aufgerufen. Im Oktober wird nun eine zweite Ortsgruppe gegründet, eine dritte im November. So findet die Ortsgruppeneinteilung Eschs ihre definitive Form:

Esch Auf der Acht (neun Zellen)
Dienststelle: Waldstraße 25 (Waldvilla Flammang)
Ortsgruppenleiter: bis Februar 1944: Johann Koetz (Geschäftsmann)
ab Februar 1944: Theobald Kratochwill

Esch Altstadt (Alt-Esch) (sieben Zellen)
Dienststelle: Luxemburgerstraße 26 (Haus Léon Cerf)
Ortsgruppenleiter: bis Oktober 1942: Karl Houdremont (Arzt)
Anfang Oktober 1942: Franz Krebs (Uhrmacher)
ab Ende Oktober 1942: Wilhelm Thiel (Ingenieur)

Esch Grenze (sieben Zellen)
Dienststelle: Neustraße 37 (Geschäft Salomon Marx, A la Bonne Source)
Ortsgruppenleiter: bis Oktober 1942: Franz Krebs (Uhrmacher)
Anfang Oktober 1942: Jules Schaack (Ingenieur)
ab Ende Oktober 1942: Franz Krebs (Uhrmacher)