SerieHistorisches und architektonisches Esch (38): Haus Kremer (Caves Rommes) 

Serie / Historisches und architektonisches Esch (38): Haus Kremer (Caves Rommes) 
Die monumentale Fassade der ehemaligen Caves Rommes. Man beachte die reich geschnitzte Holztür der Einfahrt.  Foto: © Christof Weber, 2015

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Der Kaufmann Henri Kremer besaß bereits ein Geschäft in der rue de l’Alzette Nr. 3, mit Blick auf den Marktplatz, als er 1922 um die Genehmigung bat, nur wenige Meter entfernt, 54, rue des Jardins, ein neues Wohnhaus mit Ladenlokal zu bauen. 

Im Bewusstsein um die Bedeutung der Architektur für sein Unternehmen wählte der Eigentümer den Architekten Gust. Schopen (1890-1931) für den Entwurf seines Gebäudes. Der in Aachen geborene deutsche Architekt hatte sich am 4. Juli 1914 in Esch niedergelassen. Trotz der Enge der rue des Jardins, die nur wenig Spielraum ließ, entwickelte der Architekt eine Fassade von monumentaler und repräsentativer Ausstrahlung, die die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zieht.

Die 13 Meter breite Fassade spiegelt die Innenaufteilung wider. Das Erdgeschoss wird durch große Korbbogenöffnungen geprägt. Eine breite Doppeltür zwischen zwei Schaufenstern führt in das Geschäft mit einer Deckenhöhe von etwa 4,60 Metern. Ein Lastenaufzug fuhr in den Keller hinunter, wo sich das Lager und die technischen Räume befanden. Durch einen seitlichen Durchgang im Erdgeschoss gelangte man in den Hinterhof und zu den Wohnräumen der Eigentümer im ersten Stock und im Dachgeschoss.

Die reich geschnitzte Holztür der Einfahrt zieht den Blick auf sich und lenkt ihn nach oben. Um dem Gebäude eine gewisse Symmetrie zu verleihen, schuf der Architekt eine zentrale Achse, die durch den vorspringenden Erker im ersten Stock und den dreieckigen Giebel im Dachgeschoss betont wird. Die Fassade ist gespickt mit dekorativen Elementen wie kleinen Säulen, Kartuschen, Friesen und Blumenvasenreliefs, die den historistischen Stil widerspiegeln. Die Pfosten der Fenster in der Mittelachse werden von kleinen Säulen bzw. Pilastern gebildet.

Das Ehepaar Odette und Albert Schmitt-Rommes übernahm die Gebäulichkeiten 1976, nachdem sie zuvor in dem Feinkostgeschäft gearbeitet hatten, das Odette Rommes’ Vater seit 1938 am Rathausplatz betrieb. Im Laufe der Zeit hatte sich das Lebensmittelgeschäft Rommes mit seinen Qualitätsweinen einen Namen gemacht. Als das Ehepaar Schmitt-Rommes das Geschäft übernahm, ließen es sich in der rue des Jardins in dem ehemals von Henri Kremer erbauten Haus nieder. Dank des Engagements seiner Besitzer wurde der Betrieb zur besten Adresse für Weine und Spirituosen in Esch. Im Rentenalter beschlossen die Eigentümer, das Traditionshaus aufzugeben, und so schloss es am 31. Dezember 2018 für immer seine Türen.

Leila
28. Mai 2020 - 9.30

Ästhethik pur! Für viele Generationen erbaut, kein Vergleich zu dem, was heute aufgerichtet wird: nach wenigen Jahrzehnten für den Abriss bestimmt ...