Hätte die Tat verhindert werden können?

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Nach dem Juristengeplänkel des ersten Tages und den Zeugenaussagen der Ermittler am Dienstag, stand gestern die Anhörung eines Mitglieds des „Comité de Gestion“ der früheren Klinik Ste Elisabeth am Stadtpark auf dem Programm der von Paule Mersch geleiteten siebten Kammer des Zuchtpolizeigerichtes, die es sich zur Aufgabe macht, in einem auf nicht weniger als fünf...

Luxemburg – Laut dem gehörten Zeugen hatten sich bereits Ende 1997 erste Verdachtsmomente gegen den Hauptverdächtigen eingestellt.
Bereits am 28. Januar 1998, also gut vier Monate vor den inkriminierten Infektionen, wurde der Betroffene im kleinen Komitee mit diesem Tatbestand konfrontiert, den er aber weit von sich wies.
Dabei ging es, lange vor der Infizierung des Hauptverdächtigen, lediglich um das unerklärliche Verschwinden von Narkosemitteln. Auch waren auf der Toilette des Personals geheimnisvolle Blutspuren entdeckt worden.
Wie sich im Kreuzverhör des Zeugens mit den Anwälten weiter herausstellte, forderten einige der liberalen Ärzte des Klinikums, allen voran einer der hauptbetroffenen Anästhesisten, am 10. März 1998 strengere Kontrollen, um diesen Missstand in den Griff zu bekommen.
Laut der Vorsitzenden wurden damit die Maschen immer enger gezogen, so dass sich der vermutliche Täter die Spritzen im OP-Raum setzen musste.
Wie der Zeuge jedenfalls aussagte, hatte man nach der Entlassung des Hauptverdächtigen Ende 1998 nie wieder Probleme mit dem Verschwinden von Opiaten oder mit verdächtigen Blutspuren im Klo.
Auf die Frage der Vorsitzenden, warum man denn den heute Beschuldigten damals, lange vor seiner eigenen Infektion und der seiner Patienten, nicht gleich entlassen habe, wusste der Zeuge zu berichten, dass sich nicht alle Ärzte einig waren in der Beurteilung der Lage.

Ärzte nicht informiert

Einige, unter ihnen der an erster Stelle betroffene Narkosearzt, der am heutigen Donnerstag aussagen wird, wollte den Mann auf der Stelle entlassen sehen, andere Mediziner sahen in ihm einen abhängigen Kranken, dem man helfen müsse.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die unter dem Feuer eines Kreuzverhörs zwischen Anwälten, Vorsitzenden und Zeugen erpresste Aussage des Zeugen, dass das Klinikum den Ärzten wichtige Informationen über die internen Ermittlungen vorenthielt.
Die weiteren Befragungen, darunter auch die einer Ordensschwester, die für den OP-Betrieb zuständig war, drehten sich um die allgemeine Hygiene auf.
Dabei muss erwähnt werden, dass laut den am Dienstag gehörten Ermittlern der Verantwortliche mehrere Male intervenierte, da der Hand- und Mundschutz nicht immer gewährleistet war. Da seinen Beanstandungen bei der Direktion kein Interesse entgegengebracht wurden, quittierte er den Dienst.
Alles Indizien, die das Klinikum und seine administrative Leitung einfach nicht aus der Verantwortung entlassen.