/ Habran-Prozess: Brutales Szenario
LÜTTICH/LUXEMBURG – Bei den Opfern handelt es sich insbesondere um Angestellte des Flughafens auf Findel, darunter Mechaniker, Kofferträger und Bodenpersonal.
Sie standen um die Maschine der Crossair, als der Lieferwagen mit den Tätern heranfuhr.
Sechs vermummte und schwarz bekleidete Gestalten stiegen aus dem Gefährt und forderten das Flughafenpersonal auf, sich auf den Boden zu legen. Einige von ihnen wurden angerempelt, mit einem Fuß im Genick oder einer Waffe am Kopf am Boden gehalten.
Ein Opfer sagte gestern aus, dass es nach mehreren Schüssen getroffen wurde. Für alle Opfer hinterließ dieser brutale Angriff Traumata körperlicher und seelischer Art.
Es gab auch Fluchtversuche. Der Gepäckzubringer beispielsweise nutzte den Moment einer kurzen Unaufmerksamkeit seitens der Täter und startete den Motor seines Wagens. Doch schon hatten die Täter ihn im Visier und zielten in seine Richtung.
Claude Kremer, angeklagt, am Angriff auf Findel teilgenommen zu haben und in den Laderaum gestiegen zu sein, um nach Devisen-Säcken zu suchen, bedauerte gestern, dass die Fahnder in dieser Angelegenheit immer nur belastendes Material liefern. Nie würden entlastende Elemente in ihrer Arbeit vorgestellt.
Er forderte die Herren Geschworenen daher auf, sich die Debatten vor Gericht diesmal gut zu merken. In fünf Monaten müssten sie sich schließlich an alle Fakten erinnern können. Drei Mal habe die Justiz Claude Kremer bereits im Rahmen dieser Akte freigesprochen. Auch dieses Mal sei er hier, um seine Freisprechung zu bekommen.
Der Experte in Sachen Ballistik, Marc Lavergne, wurde gestern geladen, um Hinweise zur Waffennutzung am Tattag zu geben.
Er präzisierte, dass lediglich zwei Waffen beim Angriff eingesetzt wurden. Es handele sich dabei um eine Kalaschnikow (34 Patronenhülsen) und eine 9-mm-Pistole (zwei Patronenhülsen).
Zwei weitere Angeklagte, Vincent Buret und Koenraed Spitaels, haben bei der Flucht und nachdem sie von der luxemburgischen Polizei abgefangen wurden, 36 Mal mit zwei Kalaschnikows um sich geschossen. Es seien allerdings andere gewesen als jene, die sie am Flughafen benutzt haben.
Ebenso traten zwei Polizisten in den Zeugenstand, die bei der Verfolgung der Täter dabei waren.
Sie sagten aus, dass sowohl Spitaels als auch Buret in ihre Richtung zielten. Sie sprachen von einer brutalen Schießerei, bei der einer der beiden Polizisten am Kopf getroffen wurde.
Der andere wurde schwer verletzt, als er sich hinter einem Auto versteckte, an dem eine Kugel abprallte.
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