Kopf des TagesGrüner Pionier Jup Weber gestorben

Kopf des Tages / Grüner Pionier Jup Weber gestorben
Jup Weber, 1999 in Brüssel Foto: Communautés européennes 1999

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Jup Weber ist tot. Der Mitbegründer der grünen Bewegung in Luxemburg und ehemalige Abgeordnete ist im Alter von 71 gestorben. 

Heute wäre er möglicherweise ein Star, wie Greta Thunberg, oder er wäre vielleicht auch Minister, wie sein Freund und Mitkämpfer François Bausch. Doch dafür war der gebürtige Strassener wohl zu eigenwillig. Er hat es vorgezogen, seine umweltpolitischen Überzeugungen zu leben, statt in politischen Gremien davon zu reden. Joseph, Jup, Giovanni Weber ist kurz nach seinem 71. Geburtstag gestorben.

Nach dem klassischen Sekundarschulabschluss am hauptstädtischen Athenäum studierte Jup Weber an der Universität für Bodenkultur in Wien, die er 1976 als ausgebildeter Forstingenieur verließ. Nach einem Stage bei der Forstverwaltung änderte er zunächst die Richtung und arbeitete bei einer Bank, was ihm mehr Zeit für weitere Hobbys und Aktivitäten ließ.

Er war in der Tat ein begeisterter Musiker und Tänzer. In dieser Eigenschaft gründete er u.a. das Ensemble „Vun Tuten a Blosen“. Er war auch einer der Moderatoren des ersten Piratensenders „De grénge Fluessfénkelchen“, der dem damaligen RTL-Monopol trotzte und von Arlon aus nach Luxemburg ausstrahlte.

Ein bequemer Politiker war Jup Weber nicht, als er 1984 an der Spitze der von ihm gegründeten GAP („Gréng Alternativ Partei“) in die luxemburgische Abgeordnetenkammer gewählt wurde. Sein ungezwungener Auftritt ohne Krawatte, aber auch seine politische Gesinnung wurden anfangs belächelt und nicht ernst genommen. Dazu kam, dass es bereits 1985 parteiinterne Schwierigkeiten gab und Weber schon ein Jahr nach seiner Wahl aus der von ihm gegründeten Partei austrat, um in der GLEI („Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ“) weiterzumachen. 1989 fanden beide Parteien dann wieder zusammen.

„Monsieur Weber, taisez-vous“, hatten umsichtige Redeschreiber 1989 dem Alterspräsidenten zur Eröffnung der parlamentarischen Arbeiten auf einen Denkzettel geschrieben. Das brauchte er nicht zu sagen, denn es kam schon auf der Treppe vor dem Sitzungssaal zu Unruhen. Die fraktionslosen Abgeordneten forderten die gleichen parlamentarischen Rechte, wie sie die Abgeordneten haben, die einer Fraktion angehören. In der ersten Reihe der Protestler saß natürlich Jup Weber, neben dem heutigen Minister Bausch. Die Treppenbesetzung ging in die Geschichte der „Chamber“ ein, nachdem die Polizei eingreifen musste, um die Protestler vom Platz zu verweisen.

1994 ging der Unbequeme einen neuen Weg. Als erster Grüner aus Luxemburg zog er ins Europaparlament. Auch hier verließ er nach einem Jahr die Fraktion der Grünen, um sich der Europäischen Radikalen Allianz anzuschließen.

Einen neuen Bruch innerhalb der Grünen Bewegung in Luxemburg hat der Abgeordnete nicht überlebt. Die von ihm gegründete „Gréng a Liberal Allianz“ konnte sich nicht behaupten, es reichte nicht für ein weiteres Europamandat. Seine Nachfolge im EP übernahm ein weiterer heutiger Minister, Claude Turmes.

Jup Weber seinerseits kehrte der Politik den Rücken und fand gewissermaßen zu seiner ersten Liebe, der Forstwirtschaft, zurück. In der kanadischen Provinz British Columbia gründete er das „WeberUnderwater Consortium“. „Ich versuche zu helfen, das zu schützen, was vom Ökosystem unseres Planeten noch nicht zerstört wurde“, steht auf der Homepage des Unternehmens, das eine Reihe Projekte initiierte. Der Schutz der Walfische, die Wahrung der Forstgebiete, der Kampf gegen die Atomkraft und für die Sonnenenergie werden aufgezählt.

Der Kontakt mit Luxemburg ist, fernab der Öffentlichkeit, nie ganz abgebrochen. Im Auftrag des hiesigen „Service de la navigation“ und des Wasserwirtschaftsamtes hat „WeberUnderwater“ Unterwasserturbinen getestet, mit denen Strom gewonnen werden kann. Während der Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft von 2005 fungierte Jup Weber als beratender Experte für Naturschutz und Umwelt, ein Amt, das er ebenfalls bei Greenpeace innehatte.

Jup Weber hatte seit 2001 ein Bootsbauerdiplom, war Pilot und seinen Freunden zufolge ein hervorragender „Chef de cuisine“ und geselliger Mensch. Jup Weber hinterlässt zwei Kinder.

 Foto: Déi Gréng/Archiv
Jengi
10. Oktober 2021 - 14.56

@ Jon, vollkommen d'accord, déi heitég gréng Superjempien kennen just nach hier Privilegien.

Jon
9. Oktober 2021 - 21.39

Deen Eenzege wierklech Gréngen dee mir jeemols hei zu Lëtzebuerg haten. Déi sougenannte „Kollegen“ Bausch an Turmes si just Hampelmänner déi nëmmen hier eegen Interessen verfollegen!

Klod
9. Oktober 2021 - 19.11

Wenn man seine biographie wie hier vorgestellt durchliest war dieser weber ein ziemlich unangepasster querulant. Ziemlich das genaue gegenteil der heutigen gruenen a la bausch oder habeck,welche stromlinienhaft ihre karriere mit fast jedem koalitionspartner verfolgen.

trotinette josy
9. Oktober 2021 - 19.07

" Haaptsaach ëmmer dergéint an den Hond am Keelespill", wenn dieses Zitat in seiner Todesanzeige von Jupp Weber stammt, trifft es 100% auf ihn zu. Ein echter, überzeugter Grüner? Vielleicht am Anfang. Später als EU Abgeordneter, der sich nicht an die Spielregeln ( Abmachungen ) seiner Partei hielt, eher ein Opportunist. Trotzdem ein grüner Pionier, der auch Verdienste hat.

Blaat‘s Gast
9. Oktober 2021 - 18.38

Die Jup kannten, werden ihn , als ERSTEN und EINZIGEN wahren GRÜNEN LUXEMBURGER « N I E V E R G E S S S E N.  » Unser Land war und bleibt zu klein für Grosse !!!

jojo
9. Oktober 2021 - 16.36

Giovanni? neen, neen, Guiseppe!