Graffiti – Kunst aus der Spraydose

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Der Künstler „Stick“ hat rund eine Woche lang fünf bis sechs Stunden am Tag im Keller verbracht. Zu öde und langweilig seien die betongrauen Wände des Untergeschosses, dachte die Besitzerin des Kellers und engagierte ihn, dies zu ändern. Völlig legal und frei konnte Stick seine Passion Graffiti ausleben. Tessy Steffen

KAYL – Was ist Graffiti? Oft denkt man hierbei an Schmierereien an öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln oder auch an Häuserwänden. Viel Geld muss investiert werden, um die Kritzeleien wieder zu entfernen. Vielleicht oder gerade deswegen ist Graffiti bis heute ein Tabuthema und wird als Kunst teilweise abgelehnt. Graffiti besteht aber nicht nur aus solchen schnell hingesprayten Tags (Schriftzügen), sondern bietet viel mehr. Ebenso wie Künstler des Impressionismus oder Expressionismus müssen sich Graffiti-Künstler an bestimmte Regeln halten, erklärt Stick.

Graffiti als Subkultur des Hip-Hop entstand in New York in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zehn Jahre später kannte Luxemburg eine erste Welle des Graffiti. Anfangs war es sehr schwer, etwas darüber zu erfahren. Heutzutage hat die Kunst das Mysteriöse verloren, in den Medien, Büchern oder im Internet kann man sehr viele Informationen zu dem Thema finden.

Seit 1995 sprayt Stick intensiv, nachdem er sich zwei bis drei Jahre über die Kunst informiert hat. Aus einem künstlerischen Milieu kommt er nicht, sein Vater wollte immer, dass er etwas „Anständiges“ lernt. Schon als kleiner Junge hatte er gerne gezeichnet. Vor allem um sich in seiner Kunst auszudrücken. Malen war sein Spielzeugersatz.
Stick studierte später an einer Universität in Brüssel. Seine Professoren erkannten sein Können und unterstützten ihn. Stick merkte schnell, dass Graffiti „sein Ding“ ist. Der Künstler überlegte, sich selbstständig zu machen und von seiner Leidenschaft zu leben. „Aller Anfang ist schwer, vor allem ohne einen gewissen Bekanntheitsgrad oder Statut“, erklärt er. „Wenn ich es aber nicht einmal versuche, werde ich es später bereuen und es mir ein Leben lang vorwerfen.“ Populäre Kunst heißt für ihn, eingeschränkt sein. Darum will er sich Freiräume schaffen. Dazu gehören auch politische- und sozialkritische Themen.

Vor kurzem hat er in Kayl den Auftrag bekommen, eine Graffiti-Geschichte an die kahlen Kellermauern eines Privathauses zu sprayen. Er brauchte rund eine Woche für sein Kunstwerk. „Graffiti ist eine schnelle Technik“, erklärt Stick. Bei Fehlern wird einfach drüber gesprayt. „Trotzdem kann man bei Graffiti nicht einfach drauflos sprayen. Man braucht Skizzen wie bei fast jeder Technik.“ Die Besitzerin ließ Stick die Freiheit, zu entscheiden, was an die Wände gemalt werden soll. Einzige Voraussetzung: der „Wow-Effekt“, wenn man den Keller betritt. „Egal ob schön oder nicht, man soll einfach staunen“, so die Hausbesitzerin aus Kayl. Freuen kann sie sich auf jeden Fall. Jetzt hat sie ein einzigartiges, knallbuntes Kunstwerk in ihrem Keller.
Mehr Informationen unter:
yvlo77@yahoo.com