/ Geschäftsleute befürchten Kundenrückgang
RIEGELSBERG (D) – In Riegelsberg, wenige Kilometer von der saarländischen Hauptstadt Saarbrücken entfernt, wurde am letzten Samstag ein neuer Bauabschnitt der Saarbahn eingeweiht.
Eigentlich sollte die Trambahn dort bereits 2002 an den Start gehen.
Doch ein ständiger Streit um Baustellen, Geldnot sowie Ärger mit den Anwohnern hatten den Bau um sieben Jahre verzögert.
Erst durch eine Finanzierungsvereinbarung zwischen Land, Kommune und Unternehmen konnte das Projekt fertig werden.
Trotz der jahrelangen Verzögerungen glauben die Verantwortlichen, dass die Tram positive Effekte für die Geschäftsstrukturen in der Ortschaft Riegelsberg und Umgebung haben wird. „Von der Haltestelle direkt in den Laden“, so die örtlichen Politiker.
Unangenehmer Beigeschmack: Einige Ladeninhaber gingen wegen der Bauarbeiten pleite.
Ein ehemaliger Geschäftsinhaber hatte mehrere 100.000 Euro investiert, nun sitzt er auf einem Schuldenberg.
Tram inLuxemburg
Das Thema Tram in Luxemburg ist umstritten. Besonders die Geschäftsleute in der Stadt befürchten, durch den geplanten Baustart der Tram 2011 erhebliche Einbußen, bis hin zur Geschäftspleite.
Es formiert sich Widerstand. Besonders in der Innenstadt sind Geschäftsleute beim Thema Trassenführung skeptisch.
Sie befürchten, dass die Großbaustellen Kunden vertreiben.
„Bislang wurde keine Datenerhebung über den Ist-Zustand in der Stadt gemacht“, kritisiert der Direktor t des hauptstädtischen Geschäftsverbandes, Yves Piront, gegenüber dem Tageblatt.
Hier waren Ingenieurskriterien maßgebender als Kundenkriterien, wird bemängelt.
Für Piront steht fest: Der Bau wird in mehreren Phasen verlaufen. Bis die Infrastrukturen stehen, werden sicherlich mehrere Jahre ins Land gehen.
Viele junge Läden und Geschäfte mit hohen Besucherzahlen wie Tabak-, Metzger-, Zeitungs- und Friseurläden werden unter den Baumaßnahmen leiden. Sie sind darauf angewiesen, dass die Kunden zu jeder Zeit Zugang zu den Geschäften bekommen. Auf Dauer werden die Ladeninhaber weniger verdienen.
Dadurch kann es zu Mietverzug und Problemen bei den Gehältern kommen, sagt Piront.
Bislang gebe es keine Pläne, wie die Geschäfte während der Tram-Baumaßnahmen gestützt werden können. Der Geschäftsverband fordert in diesem Fall finanzielle Hilfe.
Zudem wird eine Trassenführung durch die Stadt gefordert, die ökonomisch sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang wird auf Tramprojekte in Frankreich verwiesen.
Das Land habe in den vergangenen Jahren rund 40 Tramprojekte auf die Beine gestellt. „Sie haben viel Erfahrung in dem Bereich“, sagt Piront.
Lange bevor die Umbauarbeiten beginnen, wird dort jedesmal ein „Observatoire économique“ durchgeführt.
Dabei werden verschiedenste Studien zu dem Thema erstellt. Zum Beispiel: Wie ist der Gleisverlauf, welche Vor- und Nachteile bringt die Trasse für Geschäfte und Tram-Benutzer.
Dabei werden in einem vorher definierten Umkreis (z. B. 150 Meter) die Geschäfte auf Kundenfrequenz, Umsatz und andere Fragen auf Herz und Nieren geprüft. Kernfrage ist dabei immer: Wie kann das Geschäft trotz Bauarbeiten seinen Umsatz halten?
„Wir müssen erst einmal so etwas hier in der Stadt schaffen, bevor wir über Bau der Tram sprechen“, so der Direktor des Geschäftsverbandes. Bislang gebe es keine Informationen darüber, heißt es.
In der Stadt Angers (Département Maine-et-Loire), Westfrankreich, wird zurzeit eine 14 Kilometer lange Tramstrecke gebaut. Rund 25 Haltestellen werden bis 2011 errichtet. Baubeginn war 2008. Insgesamt werden 248 Millionen Euro in das Projekt investiert.
„Wir haben uns die Baustelle in Angers bereits angeschaut. In den nächsten Wochen wollen wir zusammen mit Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler wieder in das Städtchen in Westfrankreich fahren“, sagt Piront.
Man erhofft sich Impulse für die Zukunft.
Trotz aller Kritik erhofft sich natürlich auch der Geschäftsverband durch das Projekt Luxtram Vorteile.
„Es stimmt, dass nach ein paar Jahren eine Tram-Bahn zur Revitalisierung eines Viertels beitragen kann. Doch noch ist nicht alles geklärt.
Wir fordern eine ordentliche Studie, die mit Fakten Vor- und Nachteile für die Geschäfte in der Stadt aufzeigt.“ Der Geschäftsverband hofft, dass in den nächsten Wochen oder Monaten entsprechende Studien auf den Tisch gelegt werden. Es bleibt abzuwarten, wie die neue Regierung das Thema Tram und Geschäftsinteressen von Ladeninhabern unter einen Hut bekommt.
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