Terrassen an der MoselGähnende Leere: Wetterkapriolen verlängern gastronomische Durststrecke

Terrassen an der Mosel / Gähnende Leere: Wetterkapriolen verlängern gastronomische Durststrecke
Auf der Terrasse des Café „Queens“ am Moselufer in Wasserbillig hatten sich, nach gutem Auftakt in der Woche, am Wochenende nur eine Handvoll Gäste eingefunden Foto: Herbert Becker

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Einen Silberstreif am pandemieverhangenen Gastrohimmel sahen Gastronomen und Winzer zu Wochenbeginn, als Premierminister Xavier Bettel verkündete, dass ab dem 7. April wieder Gäste empfangen werden dürfen, vorerst allerdings nur auf den Terrassen. Die Hoffnungen auf regen Besuch, nach dem im November verhängten Lockdown für alle gastronomischen Aktivitäten, wurden allerdings von anhaltenden Regenfällen förmlich weggespült.

Streng waren die auferlegten Vorgaben zur „Réouverture“ des Terrassenbetriebs. Der Premier präzisierte: „Es dürfen maximal zwei Personen an einem Tisch Platz nehmen, außer es handelt sich um einen einzigen Haushalt, dann dürfen es mehr sein. Die Öffnungszeiten werden von 6 bis 18 Uhr festgelegt, da wir After-Work-Partys vermeiden wollen. Gäste werden ausschließlich am Tisch bedient. Zudem müssen die Kunden eine Maske tragen, wenn sie aufstehen, die Maskenpflicht besteht auch für das Personal. Tische müssen mit entsprechendem Abstand oder mit Trennwänden installiert werden. Gültigkeit haben diese Maßnahmen vorerst bis zum 25. April.“

So weit also die staatlichen Vorgaben. Dann stellte sich uns natürlich die Frage: Wer springt mit auf den langsam rollenden Gastro-Zug, machen die vorgegebenen Öffnungszeiten Sinn? Wer setzt sich morgens um 6 Uhr auf eine Terrasse? Der Apéro vor dem Abendessen bzw. der Feierabend-Patt nach der Arbeit muss bereits um 18 Uhr geleert sein.

Gute Ansätze zur Wochenmitte

Das Tageblatt hat entlang der Luxemburger Mosel nachgefragt, wer sich an der Wiedereröffnung beteiligt. Wir sprachen mit Josy Gloden, Präsident der Genossenschaftskellerei Vinsmoselle, die mehrere Vinotheken und Terrassen betreibt. „Wir haben schon fünf Monate auf einen kleinen Lichtblick gewartet und begrüßen die Lockerungsmaßnahmen generell schon“, erklärt Josy Gloden. „Wir öffnen die Vinotheken und die dazugehörenden Terrassen in Wormeldingen, Stadtbredimus, Wellenstein und Remerschen, bei ansprechendem Wetter auch die Restaurantterrasse des Restaurants ‚La Tourelle’ in Stadtbredimus. Wir offerieren unseren Gästen die Möglichkeit, innerhalb der vorgegebenen Regeln ein Glas Wein oder Crémant an der Mosel zu genießen.“

Auch Betriebe wie das Restaurant „Le Pavillon Desom“ in Remich, das „Domaine Schumacher-Lethal“ in Wormeldingen oder die „Wäistuff Deisermill Schlink“ öffneten ihre Pforten.

Gute Ansätze bestätigten uns die Betreiber dann auch für Donnerstag und Freitag, der sehnlichst erhoffte Besucherstrom am Wochenende wurde jedoch förmlich vom Regen weggespült. Wir fahren am Samstagnachmittag entlang der „Route du Vin“, um uns ein Bild von der Betriebsamkeit auf den Terrassen zu machen. Der schon früh einsetzende Regen jedoch macht alle Hoffnungen zunichte. Grauer, regenverhangener Himmel, wohin man blickt, kahle Weinberge, leergefegte Straßen und ebenso gähnend leere Terrassen: ein tristes Bild und entmutigend für alle, die auf ein paar gute Tage gehofft hatten. Die einzige Autoschlange entdecken wir beim Covid-19-Testzentrum am Moselufer in Machtum.  Ebenso enttäuscht wie alle betroffenen Gastronomen und Winzer und nicht zuletzt alle erwartungsfreudigen Weinfreunde kehren wir um.

In Wasserbillig jedoch treibt uns unsere Neugier noch ans Moselufer an den Anleger der Fähre „Sankta Maria II“. Hier, mit Blick auf die Mosel, ist das Kultcafé „Queens“ beheimatet. Eva-Maria Karas bewirtet mit ihrem Team und viel Herzblut seit Jahren ihre Kundschaft, das Café verfügt über eine einladende Terrasse mit ca. 40 Plätzen. Und tatsächlich: hier haben sich eine Handvoll Regen- und Wetterresistente eingefunden. „Am Donnerstag und Freitag hat hier echt der Baum gebrannt“, berichtet die Wirtin begeistert. „Meine Stammkunden hatten die Wiedereröffnung herbeigesehnt und unsere Terrasse war an beiden Tagen, natürlich unter Einhaltung der Hygienevorgaben, bestens besucht. Viele Gäste kommen auch aus den auf deutscher Seite gelegenen Nachbarorten. In Deutschland sind die Regeln noch strenger seit der Wiedereröffnung, da dort auch noch ein tagesaktueller Schnelltest vorgelegt werden muss. Heute und morgen wird das dann wohl nichts.“

An einem Tisch hat eine Familie aus Hessen Platz genommen, die sich für eine Woche auf dem Campingplatz „Schützwiese“ installiert hat. „Schade, das hier macht alles andere als Spaß“, lässt sie uns wissen. Der Regen wird stärker, es tropft von den notdürftig zusammengeschobenen Sonnenschirmen auf die Tische und ins Genick. Zwei Radtouristinnen, die mit der Fähre von der deutschen Seite aus übergesetzt hatten, harren auch nicht lange aus. Gemütlich und unterhaltsam mit Familie und Freunden auf einer Terrasse geht anders.

Bleibt uns letztendlich nur die Hoffnung auf bessere Zeiten und vor allen Dingen auf ein Ende der Pandemie.

Hoffen auf bessere Zeiten
Hoffen auf bessere Zeiten Foto: Herbert Becker
Auch auf der Terrasse des Präsidenten der Luxemburger Privatwinzer, Ern Schumacher, war nichts los
Auch auf der Terrasse des Präsidenten der Luxemburger Privatwinzer, Ern Schumacher, war nichts los Foto: Herbert Becker

Limo
24. Mai 2021 - 15.37

Warum nicht im Innern? Viele Resto und Bistro-Besitzer haben schons lange sich auf die Beschränkungen und Hygienemaasnahmen vorbereitet,respektiv eingerichtet,verschiedene Kunden wollen einfach auch nicht testen,was aber kein Problem ist, das ganze politische Getue ist aber auch etwas konzeptlos gegenüber anderen Lockerungen,ein Ueberdenken verschiedener Bestimmungen wäre irgendwie dringend notwendig.