Futuristische Raupe für die Zukunft Belvals

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Am Dienstagnachmittag wurde in Anwesenheit des großherzoglichen Paares und des Ministers für Infrastrukturen und nachhaltige Entwicklung, Claude Wiseler, sowie der Bürgermeister von Esch und Sassenheim in Esch-Belval auf das neue Bahnhofsgebäude auf Belval angestoßen.

Thierry Klein, Armand Back   

Geboren wurde die Idee zum Bahnhof auf Belval bereits 2004 unter dem damaligen Transportminister Henri Grethen. Im Februar 2008 wurde mit den Arbeiten zum Bahnhofsgebäude begonnen, ca. Ende 2010 sollte es fertig sein. Etwas früher als ursprünglich geplant, konnte das gewagte Gebäude des Escher Architekten Jim Clemes in einer feierlichen Zeremonie dem Publikum vorgestellt werden.

Das großherzogliche Paar und Minister Wiseler waren sozusagen die Stargäste, die nach Esch gekommen waren, um eine neue Epoche für die Stadt Esch, die Gemeinde Sassenheim, den Süden des Landes und für den Zugverkehr allgemein in Luxemburg einzuläuten.

Mobilität: 40 Prozent für öffentlichen Transport?

Aber nicht nur die Monarchie und die Politik waren vertreten. Auch die hohen Repräsentanten der Luxemburger Bahngesellschaft CFL ließen es sich nicht nehmen, der Feierstunde beizuwohnen. CFL-Generaldirektor Alex Kremer lobte das Gebäude in höchsten Tönen, der heutige Tag sei von großer Bedeutung für die luxemburgische Eisenbahn. Und weiter: „Dieses Meisterwerk zeitgenössischer Architektur ist ein Zeichen der Wiederbelebung des luxemburgischen Bahnverkehrs.“ Die steigende Zahl von Zugreisenden, vor allem Pendlern, habe den Bau eines solchen Bahnhofs im Süden des Landes unumgänglich gemacht. In Sachen Modal Split sprach Kremer gar von einem 40-prozentigen Anteil für den öffentlichen Verkehr. Bisher wurden vonseiten des Regierung lediglich 25 Prozent angepeilt, und dies bis zum Jahr 2020.

Georges Engel, Bürgermeister der Gemeinde Sassenheim, auf deren Gelände sich ein Teil des wieder aufzuwertenden Areals Belval befindet, stellte zufrieden fest, dass es den Projektleitern gelungen sei, dem Standort eine neue Seele einzuhauchen, ohne aber die Vergangenheit zu vernachlässigen.

In einer kurzen Ansprache bezeichnete Eschs Bürgermeisterin Lydia Mutsch den Standort Belval als „Motor für die dynamische Entwicklung der Region“ mit dem Bahnhof als „Herzstück“. Mutsch, die bis jetzt nicht ausschließlich positive Nachrichten über den Fortgang der Arbeiten auf Belval verkünden konnte und auch gestern von den bereits aus dem Weg geräumten Stolpersteinen sprach, war umso erfreuter, über den „großartigen Erfolg“, den der Bahnhof darstellt, berichten zu können.

Auch dem verantwortlichen Architekten waren die Freude und der Stolz auf dieses Prunkstück deutlich anzusehen. Errichte man im 21. Jahrhundert einen Bahnhof, so Clemes, könne dies nie einer neutralen Geste gleichkommen. In poetischen Worten beschrieb er Form und Aussehen des Gebäudes, das einer sich langsam fortbewegenden Raupe gleiche. Die organische, Raupen-ähnliche Form stehe sinnbildlich für die Entwicklung und die Veränderungen, die dem Standort noch bevorstehen. Clemes sprach auch, bei mehr als 30.000 zu erwartenden Zugreisenden am Tag, vom Bahnhof als „Eingangstor“ zum ganzen Gelände. Besonders gelungen sei seiner Meinung nach die nächtliche Beleuchtung der aus Membranen bestehenden Hülle der Dachkonstruktion.

Jean-Marie Franziskus, zuständig bei den CFL für die Infrastruktur, erwähnte die ganzen „nicht einfachen“ Vorarbeiten zum Bahnhofsprojekt. So mussten beispielsweise eine Straße und ein Hochspannungskabel verlegt werden, damit der Bahnhof am geplanten Standort aus dem Boden wachsen konnte. Und sogar der Grenzverlauf zwischen Frankreich und Luxemburg musste leicht geändert werden.

Franziskus betonte die innovative, für Luxemburg einzigartige Dachkonstruktion, die zugleich auch die Funktion als Heizung für das Gebäude übernimmt. Bei Sonneneinstrahlung wird Energie absorbiert, die später als Wärme in das Bahnhofsinnere abgegeben wird.

Transport auf Schienen als Herzstück

Als letzter Redner trat Infrastrukturminister Claude Wiseler vor die Gäste. Den Bahnhof auf Belval definierte er als „sensiblen Punkt, an dem die Zukunft des Landes gestaltet wird“. Er sagte weiter: „Der Transport auf Schienen ist das Herzstück der nachhaltigen Entwicklung.“ Der Bahnhof auf Belval versinnbildliche auf harmonische Weise alle Aspekte des modernen Personentransports: Zug, Bus, Auto, Fußwege.

Wiseler verwies darauf, dass in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes ein großes Gelände für den Park&Ride am Entstehen ist.
Bevor das neue Viertel auf Belval sich vollständig entwickle, sei der öffentliche Transport bereits präsent, stellte der Minister zufrieden fest. Weiter betonte er, dass die Linie Metz-Belval/Université-Longwy die einzige internationale Zugverbindung des Landes ist, die nicht über die Hauptstadt führt.