Solidarität in Covid-19-ZeitenFreiwillige erledigen Einkäufe für Risikogruppen

Solidarität in Covid-19-Zeiten / Freiwillige erledigen Einkäufe für Risikogruppen
Die Einkäufe für die Kunden werden immer zu zweit erledigt Foto: EVAT

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Menschen, die im Rahmen der Covid-19-Pandemie einer Risikogruppe angehören oder die in Quarantäne sind, sollen das Haus nicht verlassen. Freiwillige erledigen für sie dann oft die Botengänge und Einkäufe. Auch das 2019 infolge des Tornados im Süden des Landes gegründete Emergency Volunteer Aid Team (EVAT) ist jetzt regelmäßig für Hilfsbedürftige unterwegs.

Nach dem Tornado, der am 9. August in Petingen und Käerjeng erheblichen Schaden angerichtet hatte, beschlossen mehrere Freiwillige, sich in einer Hilfsorganisation zu organisieren. So ist das EVAT entstanden. Zu Beginn handelte es sich lediglich um einzelne Personen, die sich an Suchaktionen und diversen Aufräumaktionen infolge des Sturms beteiligten. Eine offizielle Vereinigung gab es zunächst nicht. Mittlerweile hat das Team die Statuten bei der Gemeinde hinterlegt. Im Februar sollte die offizielle Gründungsversammlung über die Bühne gehen. Sie musste aber wegen Covid-19 auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Das hindert die Mitglieder des EVAT aber nicht daran, aktiv Hilfestellung im Rahmen der Gesundheitskrise zu leisten.

Die Hilfsvereinigung hat in den vergangenen zwei Wochen insgesamt 50 Einsätze durchgeführt, berichtet André Peters, der Vorsitzende des EVAT. Es gehe vor allem darum, die Einkäufe für die Leute zu erledigen. Man hatte zu diesem Zweck Flyer in den Läden und Apotheken verteilt. Viele Betroffene würden das Hilfsangebot in Anspruch nehmen. Im Schnitt werden zwei bis drei Kunden pro Tag gezählt. „Die Nachfrage ist groß. Wir sind glücklicherweise nicht die Einzigen, die für Angehörige von Risikogruppen einkaufen gehen. Auch die Pfadfinder und die Gemeinde machen das“, sagt Peters.

Im ganzen Land unterwegs

Dadurch, dass die Mitglieder des EVAT bereits recht bekannt und immer in ihrer Uniform unterwegs sind, haben sie keine Probleme, in die Geschäfte hereinzukommen. „Manchmal lässt uns das Sicherheitspersonal sogar vor“, erzählt EVAT-Koordinator Sven Eberhard. Eine Begrenzung der Artikel, die für die Kunden gekauft werden, gibt es nicht. „Meistens bekommen wir eine Einkaufsliste in die Hand gedrückt. Wir versuchen dann sämtliche der darauf stehenden Artikel zu bekommen. Ist das nicht der Fall, fragen wir nach, wann der Artikel wieder vorrätig ist oder wo wir ihn bekommen können. Dann gehen wir halt später noch einmal hin“, erklärt Eberhard. Oft müsse man sowieso ein paar Mal für dieselbe Person einkaufen gehen, zum Beispiel wenn in der Apotheke ein Arzneimittel zuerst vorbereitet werden muss.

Kommunikationsprobleme gibt es beim EVAT keine. Sämtliche gängigen Sprachen des Landes werden gesprochen, dazu noch Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Arabisch. Insgesamt sind 16 Mitglieder der Vereinigung an der Aktion „Einkaufen für andere“ beteiligt. Sie decken fast ein Dutzend Gemeinden quer durch das Land ab (Petingen, Kaerjeng, Esch, Kayl, Rümelingen, Düdelingen, Bettemburg, Weiswampach, Ulflingen, Clerf und Frisingen). „Wir sind dort aktiv, wo unsere Mitglieder wohnen“, erklärt André Peters. Da auch Mitglieder der Organisation im deutschen Freudenburg leben, wird sogar dort geholfen.

Sicherheit geht vor

Personentransporte führt das EVAT hingegen nicht durch. „Zu riskant“, sind sich die Verantwortlichen einig. Sie erinnern daran, dass es hierfür Spezialtransporte gibt. Die Sicherheit wird im Allgemeinen großgeschrieben. Der Einsatz wird telefonisch abgesprochen. Der Einkauf wird immer von zwei Personen durchgeführt. Alle tragen Mundschutz und Handschuhe. „Wir haben durch unsere Kontakte mit den Rettungsdiensten eine große Reserve an Material. Handschuhe hatten wir sogar so viele, dass wir 700 davon an ‚Hëllef doheem’ abgeben konnten. Die Hilfsorganisation hatte nämlich einen kleinen Engpass“, sagt Peters.

Der Kontakt mit den Kunden wird auf das Minimum beschränkt. Der Sicherheitsabstand wird immer eingehalten, obwohl das manchmal schwierig ist, zum Beispiel beim Herausgeben des Wechselgeldes oder der Rückgabe der Kreditkarte. Alle Einkäufe werden des Weiteren genauestens dokumentiert. Hierfür wurde ein Formular ausgearbeitet, das vom Auftraggeber und den Kurieren unterzeichnet werden muss. Das EVAT sei auch bereit, kleine Arbeiten bei den Kunden durchzuführen, wurde betont. Im Augenblick habe aber noch niemand eine diesbezügliche Anfrage gestellt.

Risikopersonen zählt die ASBL keine in ihren Reihen. Sie würde ohnehin nicht ins operative Geschäft eingebunden. An Covid-19 erkrankt ist bisher auch niemand. Das soll so bleiben.

Die Menschen seien für die Hilfe dankbar. Manchmal würden die Kunden auch Trinkgeld geben, welches dann für die Materialbeschaffung der Vereinigung genutzt wird. Viel Lob gibt es auch von der Gemeinde. „In solchen Zeiten ist die Solidarität wichtig. Dass wir davon viel haben, wurde infolge des Tornados deutlich und zeigt sich auch jetzt wieder“, so ein Gemeindevertreter. Das EVAT hat angekündigt, auf jeden Fall bis zum Ende des “confinement” weiterzumachen. Die Kunden werden es zu schätzen wissen.

Auf Abruf bereit

Sämtliche der 23 EVAT-Helfer haben sich auf der Seite govjobs.lu eingeschrieben – als Einzelpersonen und als Mitglieder der Hilfsorganisation. Auf der Hilfsplattform der Regierung werden im Rahmen der Corona-Krise freiwillige Helfer rekrutiert. EVAT-Koordinator Sven Eberhard zum Beispiel wird im „Centre de soins avancés“ in der Escher Rockhal eingesetzt. Er soll dort bei der Zuweisung an die kompetenten Stellen helfen. Er ist zurzeit der Einzige, der von der Plattform angefordert wurde. Alle anderen Mitglieder der Vereinigung stünden aber weiterhin auf Abruf bereit, sagt EVAT-Präsident André Peters. Informationen über die Hilfe und die Kontaktdaten der EVAT sind auf der Facebookseite der Vereinigung zu finden.

Die Mitglieder der EVAT erkennt man an ihrer Uniform
Die Mitglieder der EVAT erkennt man an ihrer Uniform Foto: EVAT