Flüchtlinge: Verwaltung überfordert?

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LUXEMBURG - Seit vergangenem Sonntag (25.09) sind 160 neue Bewerber für einen Asylantrag in Luxemburg angekommen. Die meisten von ihnen leben derzeit in Zelten auf Campingplätzen, weil andere Auffangeinrichtungen überfüllt sind.

„Wir sind am Rande unserer Kapazitäten“, heißt es beim Roten Kreuz, das hierzulande die erste Anlaufstelle für Asylbewerber ist. So zumindest wurde es seinerzeit mit dem Familienministerium vereinbart. „Bei uns dürfen nur Personen bleiben, die einen Antrag auf Asyl beim Außenministerium stellen“, sagt Nadine Conrardy, die Verantwortliche des Einwanderungs- und Flüchtlingsdienstes des Roten Kreuzes.

Über 400 Asylbewerber werden derzeit allein von der Hilfsorganisation hierzulande betreut. Das Don-Bosco-Heim in der Stadt, oftmals die erste Anlaufstelle für die Einwanderwilligen, ist hoffnungslos überfüllt. Statt 150 Personen, für die das Heim ausgelegt ist, sind dort derzeit 250 untergebracht. In zwei anderen Heimen des Roten Kreuzes in Redingen und Luxemburg sind weitere 140 Personen untergebracht, wobei es sich hauptsächlich um Frauen mit und ohne Kindern und Familie sowie unbegleitete Jugendliche handelt. Noch einmal 20 Personen sind in einem Ferienhaus, das dafür hergerichtet wurde, untergebracht.

Vorwurf

Der neuerliche Ansturm konnte nur „provisorisch“ bewältigt werden. 140 Menschen „wohnen“ in Wohnwagen auf Campingplätzen in Echternach und Steinfort oder in Zelten auf dem Campingplatz im Müllerthal und Medernach. Dieser Zustand ruft immer wieder Kritiker auf den Plan, die vor allem dem dafür zuständigen „Office luxembourgois de l’accueil et de l’intégration“ (OLAI) mangelnden Handlungswillen vorwirft.

Im Sinne der Solidarität sei es zu begrüßen, dass Hotelzimmer und aus den Gemeinden Privatunterkünfte angeboten werden, schreibt die „Association de soutien aux travailleurs immigrés“ (ASTI) am Donnerstag in einer Pressemitteilung. Auch dass das Rote Kreuz Container vorhalte, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu garantieren. Es mangele lediglich daran, dass die OLAI entsprechende Verträge unterzeichne.

Von gemeldeten Hotelzimmern weiß der Berufsverband der Hoteliers in Luxemburg allerdings nichts, hat aber eine klare Position: „Wir möchten nicht, dass Touristengegenden zu Flüchtlingszentren werden“, sagt François Koepp, der Generalsekretär der Horesca. „Als Berufsverband kann uns nicht daran gelegen sein, dass die luxemburgische Schweiz oder der Osten touristisch kaputt gemacht wird“, bekräftigt er, „das ist kontraproduktiv.“ Dabei sieht er sich vereint mit der Tourismusministerin, die die Gemeinden aufgefordert hat, ihr „Scherflein“ dazu beizutragen.

Chancen auf Asyl stehen schlecht

Vom Pingpong-Spiel genervt findet Dan Kersch, Präsident des Syvicol, des Syndikats der Städte und Gemeinden, markige Worte. „Man kann nicht so einfach davon ausgehen, dass es in allen Gemeinden Leerstände gibt“, sagt Kersch, „im Übrigen gibt es Gemeinden, die was machen“.

Er ist Bürgermeister von Monnerich und hat vor zwei Monaten eine Vereinbarung mit dem Familienministerium getroffen. Seitdem gibt es in einem leer stehenden Haus der Gemeinde Platz für 15 Asylbewerber. „Es sind aber immer noch keine Leute da“, sagt Kersch, „und wir als Gemeinde zahlen seit zwei Monaten 1.000 Euro Miete pro Monat an den Eigentümer“. Für nichts.

Andere Problematik

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hinter diesen Fakten noch eine ganz andere Problematik verbirgt. Viele der Asylbewerber stammen aus Ländern des Balkans, die nicht in der Europäischen Union sind.

Es handelt sich in der Hauptsache um Roma aus Serbien, Mazedonien und dem Kosovo. Das bestätigt das Rote Kreuz auf Anfrage des Tageblatt. Länder also, in denen aktuell kein Krieg geführt wird und sie als Volksgruppe auch nicht verfolgt werden. Dementsprechend schlecht stehen die Chancen, dass ihnen überhaupt Asyl gewährt wird.

Das sieht auch die Verantwortliche beim Einwanderungs- und Flüchtlingsdienst des Roten Kreuzes so. „Sie klagen über Diskriminierung in ihren Ursprungsländern und kommen, weil sie denken, dass es ihnen hier besser geht“, sagt Conrardy, die im Übrigen davon ausgeht, dass die Asylverfahren in diesen Fällen schneller geklärt werden. Laut Conrardy könnten die Verfahren durchaus in drei Monaten schon abgeschlossen sein, weil so wenig Aussicht auf Erfolg besteht.