Finanzplatz bleibt der Pfeiler

Finanzplatz bleibt der Pfeiler
(Tageblatt-Archiv)

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Schlechte Nachrichten für Finanzminister Luc Frieden. Er hat im Jahre 2011 weniger Geld aus den Bankenkassen bekommen.

Und er wird auch in der Zukunft nicht mehr Geld bekommen. Der Grund: Tiefe Zinsen und wenig Interesse der Kunden vor allem aus der Vermögensberatung, Aktien zu kaufen. Die Folge: Die Gewinne der Banken sind in Luxemburg im vergangenen Jahr um eine Milliarde von 3,8 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro zusammengeschmolzen.

Teilweise geht das auch auf die Schuldenkrise und das Engagement in Griechenland, Portugal, Spanien und Italien zurück. Die Abschreibungen der Griechenland-Anleihen um 75 Prozent hinterließ ihre Spuren in den Bilanzen der Banken. Die Folge wiederum ist das Schrumpfen der Steuerzahlungen. Auf etwa 530 Millionen Euro gehen sie zurück, gegenüber 625 Millionen Euro im Jahre 2010. In den Jahren zuvor hatte das Steueraufkommen der Luxemburger Banken bei 650 bis 850 Millionen gelegen. Der Generaldirektor der Luxemburger Finanzaufsicht, Jean Guill: „Das wird nicht mehr auf das alte Niveau zurück gehen.“

Weniger Banken

Die Zahl der Banken in Luxemburg ist im vergangenen Jahr auf 143 gesunken. Sie liegt damit auf dem Niveau von 1988. Seine höchste Dichte hatte der Bankenplatz 1994 mit 222 Banken erreicht. Danach erfolgte ein kontinuierlicher Abschwung, so Claude Simon, Mitglied der Generaldirektion. Simon geht davon aus, dass Luxemburg weitere 12 Banken verlieren wird. Der Grund läge darin, dass unter anderem die deutschen Landesbanken Luxemburg verlassen würden.

Weiter hätten eine Reihe ausländischer Banken damit begonnen ihre doppelte, zum Teil dreifache Präsenz in Luxemburg abzubauen, weil mit den Richtlinien des Abkommens Basel III die Kosten zu groß würden. Simon geht davon aus, dass der Bestand an Banken in Luxemburg auf 135 sinken wird. Gegenteilig ist die Entwicklung mit der Schweiz. Banken der Eidgenossenschaft sehen Luxemburg als ihren Sitz für die europäische Union an und richten sich in Luxemburg ein.

Mit 42 kommen die meisten Banken aus Deutschland. Frankreich liegt mit 14 Banken auf dem zweiten Platz und Belgien mit elf auf dem dritten Platz. Die Schweiz, die Luxemburg gerade entdeckt, liegt mit zehn Banken auf dem vierten Platz.

Banken stellen ein

Beim Personalbestand legen die Banken und Investmentfonds wieder zu. Insgesamt schuf der Finanzplatz im vergangenen Jahr 667 neue Stellen. Die Banken alleine beschäftigen etwa 26.000 Personen. Der gesamte Finanz-Sektor ist Arbeitgeber für über 43.000 Menschen.

Unter der europäischen Schuldenkrise haben auch die Luxemburger Banken gelitten. Ende 2010 lag der Bestand an Staatsanleihen aus Griechenland, Italien, Portugal und Spanien bei 18 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr wurde dieser Bestand um 5,7 Milliarden Euro auf jetzt 12,3 Milliarden Euro reduziert. Alleine für Griechenland wurden in Luxemburg Anleihen im Wert von 1,3 Milliarden Euro berichtigt.

Finanzaufsicht

Die Luxemburger Finanzaufsicht achtet darauf, dass alle Banken eine Kernkapitalquote in Höhe von neun Prozent aufweisen und die Regeln der europäischen Bankenaufsicht EBA strikt anwenden. Das sei derzeit bei acht Banken noch nicht der Fall, sagte Guill und fügte an, dass man auf diese Banken besonders aufpasse.

Luxemburg habe im Jahre 2011 in Parallelwelten gelebt, sagte Guill. Es habe auf der einen Seite die Schulden- und Vertrauenskrise gegeben. Und es habe auf der anderen Seite einen Finanzplatz gegeben, der trotz der Einbrüche stabil sei, dessen Banken zufrieden stellende Ergebnisse vorzuweisen hätten und der auch im Investmentfondsbereich mit Zuwächsen bei den Fonds gute Ergebnisse erzielt habe. „Der Finanzsektor ist auch 2011 der Stützpfeiler der Wirtschaft in Luxemburg gewesen“, sagte Guill.