Fachausbildung made in Luxembourg

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Mit all den Hiobsbotschaften aus den vergangenen Monaten wird oft vergessen, dass in der Industrie weiterhin qualifiziertes Personal benötigt wird. Claude Molinaro

Gegenüber vom Haupteingang der ArcelorMittal-Werke in Differdingen, versteckt hinter hohen Bäumen, befindet sich das werkseigene „Centre de formation“, in welchem sich zurzeit 67 Jugendliche in Ausbildung befinden. 1903 wurde die Ausbildungsstätte, wo auch Fortbildungskurse stattfinden, gegründet; seit 1980 ist sie im aktuellen Gebäude untergebracht. Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr wird in der „Léierbud“, wie das Ausbildungszentrum im Volksmund heißt, die Möglichkeit geboten, sich zum Standhaltungsmechaniker, Energieelektroniker oder Mechatroniker ausbilden zu lassen. Zugangsvoraussetzung ist eine abgeschlossene 9e des technischen oder eine 5e des klassischen Lyzeums.
Da sich jedes Jahr mehr Interessierte melden, als Ausbildungsplätze vorhanden sind, muss eine Auswahl getroffen werden, wie uns der Leiter des „Centre de formation“, Claude Reisch, sagte. Nur einmal, im Jahr 2004, habe es weniger Bewerber als offene Stellen gegeben.

Sicherheit wird großgeschrieben

Die Jugendlichen müssen sich einem Einstellungstest unterwerfen, nach welchem sie eventuell, je nach Begabung, reorientiert werden. Die Ausbildung dauert drei Jahre und schließt mit dem „Certificat d’aptitude technique et professionnelle“ (CATP) ab. Bei der Ausbildung wird neben den Fachkenntnissen auch viel Wert auf das Thema „Sicherheit“ gelegt. Zusätzlich finden regelmäßig Unfallkonferenzen statt, in denen die Sicherheit präventiv thematisiert wird.
Die Ausbildung in der „Léierbud“ sei in vieler Hinsicht etwas Einmaliges, erklärte Chefausbilder Paul Grevis. Es sei nicht nur die einzige werkseigene Schule in Luxemburg, auch die Lehre selbst sei einzigartig: Erstens sei sie praxisnah und zweitens werde sie mit einem werksinternen Praktikum verbunden. Die Realitätsnähe sei nur möglich, weil die Ausbilder selbst dort ihre Ausbildung absolvierten und um die zehn Jahre Arbeitserfahrung hinter sich haben. Die Auszubildenden erhalten darüber hinaus eine Lehrlingsentschädigung sowie eine Anstellung nach ihrer Ausbildung, was in Zeiten wie diesen nicht uninteressant ist. Rar seien die Fälle, wo jemand mit seinem CATP in der Tasche keine Arbeit im Werk gefunden habe.
Was schon eher vorkomme, seien Abgänge hin zu den Gemeinden oder zum Staat, meinte Claude Reisch. „Die Leute meinen eben, dort hätten sie es besser.“ Allerdings sei es auch schon vorgekommen, dass Leute wieder zurückkehrten. „Die waren nicht genügend gefordert beim Staat“, so Reisch. Etwas Interessanteres als einen Job in einem großen Produktionsbetrieb kann sich Claude Reisch nur schwer vorstellen: „Hier gibt es jeden Tag was Neues.“