Ex-Doppelagent heute Deputierter

Ex-Doppelagent heute Deputierter

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der ADR-Abgeordnete Fernand Kartheiser war in den letzten Jahren des Kalten Krieges Doppelagent. Er habe damals aus patriotischer Pflicht gehandelt, und sich vom sowjetischen Militärnachrichtendienst GRU anwerben lassen, sagte er.

Luxemburgs Parlament zählt in seinen Reihen einen ehemaligen Doppelagenten. Fernand Kartheiser (ADR) hat in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre für die CIA und den Luxemburger Geheimdienst SREL und den sowjetischen Militärnachrichtendienst GRU gearbeitet. Kartheiser bestätigte Tageblatt.lu die Information einer Vorabmeldung zum einem Beitrag im „Lëtzebuerger Land“ diese Woche, betont jedoch, dass er mit einer dort erwähnten Operation im Jahr 2009 nichts am Hut habe.

Angesprochen wurde Kartheiser in den Jahren 1986/87. Der damalige Berufsoffizier wollte sich beruflich umorientieren und hatte sich an der diplomatischen Akademie in Wien eingeschrieben. Dort sei er von einem Agenten des GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) angesprochen worden. Der GRU ist weniger bekannt als der damalige KGB, war für die UdSSR jedoch von nicht geringerer Bedeutung. Seine Aufgabe bestand in der Sammlung militärisch relevanter Informationen und in der Spionageabwehr. Dem GRU unterstand auch die Spezialeinheit Speznaz für verdeckte Operationen.

Für CIA/SREL gegen den GRU

Nachdem er vom GRU-Agenten kontaktiert wurde, habe er den damaligen SREL-Chef Charles Hoffmann informiert, so Kartheiser. Zusammen mit CIA-Vertretern sei die Sache dann abgesprochen worden. Kartheiser ließ sich als sowjetischer Agent anwerben, mit dem Ziel für CIA und SREL gegen den GRU zu arbeiten, so Kartheiser. Er habe damals aus patrioscher Pflicht heraus gehandelt. Der GRU sei wohl an ihm als angehenden, jungen Diplomaten, der später mal Karriere machen würde, interessiert gewesen, so Kartheiser Tageblatt.lu.

Regelmäßig sei es zu Kontakten mit Verbindungsoffizieren beider Seiten gekommen, so der heutige ADR-Politiker. Vom GRU sei er mit Spionagematerial ausgerüstet worden, was er an die CIA und den SREL weitergeleitet habe. In den Dienst der Geheimdienste stand der spätere Berufsdiplomat bis Ende der 1980er Jahre. Seitdem habe er mit den Diensten nichts mehr zu tun, sagt er.
Heute spricht Kartheiser von einer extrem angespannten Situation, in der er sich damals befand, von einer permanenten Anspannung. Nach Ende des Kalten Krieges habe er sich als Diplomat für Gespräche in Moskau aufgehalten. Dabei habe er gehofft, dass niemand dort von seinem Leben als Doppelagent erfahren würde.

In Details will Kartheiser sich jedoch nicht weiter vertiefen. Er habe bereits viel vergessen, wisse auch nicht, was noch unter Geheimhaltung falle oder nicht.