/ „Es ist wichtig, den Leuten zuzuhören“ /VIDEO/
Tageblatt: Was hat Sie bewogen, in die aktive Politik zu gehen?
Frank Arndt: „Ich war schon immer politisch interessiert. Durch meine berufliche Tätigkeit als OGB-L-Regionalsekretär werde ich ebenfalls jeden Tag mit der politischen Realität konfrontiert. 1994 nahm ich zum ersten Mal an den Gemeindewahlen teil. Aber ich wurde nicht gewählt. Die LSAP musste damals die Oppositionsbank drücken. 1999 kandidierte ich wieder. Ich hatte Spaß an der Politik gefunden. Die Sozialisten erhielten die absolute Mehrheit. Romain Schneider wurde Bürgermeister. Ich wurde, als Viertgewählter, Mitglied des Gemeinderates. Zu dieser Zeit baute ich in Wiltz das CIGR („Centre d’initiative et de gestion régional“) auf. Diese Arbeit sollte mir bei den nächsten Wahlen zugute kommen. 2004 konnten wir unsere absolute Mehrheit verteidigen. Da ich das zweitbeste Resultat auf der LSAP-Liste hatte, wurde ich erster Schöffe der Gemeinde.
„T“: Welche großen Herausforderungen kommen auf den neuen Bürgermeister zu?
F.A.: „Verschiedene Leute der Mehrheitsmannschaft wurden ausgetauscht, nicht aber das Programm. Es gilt, die Punkte der Schöffenratserklärung von 2004 zu verwirklichen. Etwa 75 Prozent davon sind schon realisiert worden oder dabei, realisiert zu werden. Ich will in der Kontinuität arbeiten.“
„T“: Zu den Großprojekten gehörten auch die Industriebrachen der Eurofloor …
F.A.: „Natürlich. Wir sind auf dem richtigen Weg. Das Innenministerium hilft uns bei diesem Projekt. Es hat uns schon bei der Finanzierung des neuen Masterplans unterstützt. Augenblicklich laufen Vorbereitungen, die Sanierung des Geländes betreffend. Die Tatsache, dass wir die bestehenden Gebäude abreißen und das Gelände aufschütten, eröffnet uns mehr Möglichkeiten, was die spätere Nutzung anbelangt. Die dort entstehenden Infrastrukturen können zum Beispiel verschiedene Gemeindedienste aufnehmen. Auch sollen kleine und mittlere Unternehmen und Geschäfte auf den Brachen angesiedelt werden. Wohnungen sind nicht geplant.“
Neugestaltung des Stadtzentrums
„T“: Neue Wohnungen sollen aber auch entstehen, unter anderem in Niederwiltz …
F.A.: „Richtig. Sie werden auf dem Gelände des ehemaligen Monopol-Kaufhauses gebaut. Neben den Wohnungen sollen sich aber auch ein Restaurant und Läden dort niederlassen. Wir wollen von diesem Projekt profitieren, um unseren lokalen Fluss, die Wiltz, aufzuwerten, indem wir eine Sorte Strand hinter den Neubauten schaffen. Schließlich soll auch der Fahrradweg in das Areal integriert werden. Ziel bei der Schaffung dieses neuen Wohnraumes ist es, die größtmögliche Lebensqualität herzustellen.“
„T“: Was gibt es Neues, was das Schloss und die Einkaufsstraße der Oberstadt betrifft?
F.A.: „Das Schloss gehört dem Staat. Er entscheidet, was damit passiert. Aber wir haben auch unsere Vorstellung über eine zukünftige Gestaltung des Stadtzentrums. Wir sind dabei, ein neues Mobilitätskonzept vorzubereiten. Die sogenannte ‚Großgasse‘ soll eine ‚zone de rencontre‘ werden, wo der Verkehr und die Fußgänger harmonisch miteinander funktionieren. Des Weiteren ist geplant, einen richtigen Stadteingang zu schaffen. Die Grand-rue und das Schloss bilden in diesem Zusammenhang die Hauptachse.“
„T“: Könnte die Geschäftswelt von dieser urbanistischen Neugestaltung profitieren?
F.A.: „Die Geschäftswelt ist augenblicklich eines unserer Sorgenkinder. Unsere City-Managerin ist jedoch dabei, dieses Problem zu behandeln. Die Rolle einer Gemeindeverwaltung ist es, günstige Rahmenbedingungen für kommerzielle Aktivitäten zu schaffen, zum Beispiel durch die Schaffung von Parkplätzen. Wir planen deshalb auch eine Verkehrsberuhigung und Verschönerung der Grand-rue. Die Straße muss eine Verweilqualität bekommen. Wenn die Geschäfte gute Bedingungen vorfinden, lassen sie sich auch nieder.“
„T“: Das Kapitel Klinikfusion mit Ettelbrück ist beendet. Ihre Bilanz?
F.A.: „Absolut positiv. Romain Schneider hat sich sehr für diese Fusion eingesetzt. Das Spital besitzt mit über 200 Beschäftigten eine bedeutende wirtschaftliche Rolle für Wiltz. Und seine Existenz verbessert die Betreuung im Gesundheitsbereich im Norden Luxemburgs.“
„T“: Eine Sache, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegt, ist das CIGR. Welche Bedeutung hat diese Initiative für Wiltz?
F.A.: „Die Rolle der Solidarwirtschaft ist enorm wichtig. 2000 haben wir das CIGR gegründet. Wir beschäftigten damals drei Personen. Inzwischen arbeiten über 40 Leute dort.
Es geht nicht nur darum, Arbeitslosen eine Arbeit zu geben. Es ist vor allem die soziale Funktion, die im Mittelpunkt steht. Durch die Dienstleistungen erhöht sich die Lebensqualität der Bewohner. Die Vereinigungen profitieren auch vom CIGR. Das CIGR ist gelebte Solidarität im Alltag.“
„T“: Ein Wort zu Ihrem Vorgänger Romain Schneider. Er ist der erste Minister aus Wiltz. Aber er wird bei den Gemeindewahlen 2011 sehr schwer zu ersetzen sein. Wie wollen Sie vorgehen?
F.A.: „Sie sind erst in zwei Jahren. Und bis dahin bleibt noch viel zu tun. Sicher, Romain Schneider wird uns fehlen. Er war ein extrem beliebter Politiker hier in Wiltz, der die Gemeinde durch manch stürmische Gewässer geführt hat. Nun hat er eine neue Aufgabe, die er mit demselben Engagement anpacken wird, wie er es hier in Wiltz getan hat.
Was die Kommunalwahlen anbelangt, wird es schwer, das exzellente Resultat von 2004 zu wiederholen. Aber wir bauen auf unsere solide Arbeit und eine gute Bilanz.“
„T“: Wie kann man die öffentlichen Dienstleistungen noch verbessern?
F.A.: „Das Ministerium will sie durch Gemeindefusionen verbessern. Diese müssen aber ‚von unten‘ gewollt sein und dürfen nicht ‚von oben‘ diktiert werden. Aber man kann auch die Dienstleistungen effizienter gestalten, indem man zum Beispiel die Kommunaldienste interkommunal oder regional organisiert. Auf diese Weise könnte man mehr Dienstleistungen zu einem günstigeren Preis anbieten. Ich befürworte das System einer engen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gemeinden.“
„T“: Was muss ein guter Politiker besitzen?
F.A.: „Er muss vor allem den Menschen zuhören können und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Und er muss ein großes Engagement und viel Zeit mitbringen.“
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