/ Erzbischof ist Ursprung allen „Übels“
Ausgangspunkt für die protokollarischen Änderungen und damit für die mit dem diesjährigen Tedeum verbundene Aufregung ist, wie Premierminister Jean-Claude Juncker in seiner Antwort auf eine parlamentarische Frage des ADR-Abgeordneten Fernand Kartheiser erklärt, der neue Erzbischof Jean-Claude Hollerich.
Dieser habe nämlich beschlossen, den Innenraum der Kathedrale umzugestalten, woraufhin die für das Protokoll zuständigen Dienste von Staats- und Außenministerium ihre Pläne zur Platzierung der Gäste im Tedeum überdenken mussten.
Juncker erinnert in seinem Schreiben daran, dass die Gestaltung des Innenraums der Kathedrale ohnehin seit dem Kulturjahr 1995 nur provisorisch gewesen sei. Mit der neuen, diesjährigen Organisation sei man lediglich wieder zur ursprünglichen, traditionellen Variante zurückgekehrt. Woraus sich auch ergebe, dass man in den kommenden Jahren die jetzige Sitzordnung beibehalten werde.
Alternativvorschläge
Der Premier bemerkt dann auch, dass neben der Magistratur auch der Staatsrat sowie das Begleitpersonal des großherzoglichen Hofes von den Änderungen betroffen waren und andere Plätze einnehmen mussten als in den Vorjahren. Außerdem habe, anders als behauptet, die luxemburgische Magistratur ihren Platz nicht für die Vertreter des Europäischen Gerichtshofes räumen müssen. Diese würden beim Tedeum bereits seit Jahrzehnten immer die gleichen Plätze einnehmen. Dementsprechend könne keineswegs die Rede sein von einer Vorzugsbehandlung der europäischen Magistratur.
Premier Jean-Claude Juncker verweist in seiner Antwort aber auch darauf, dass das Staatsministerium sehr wohl den Protesten der Magistratur Rechnung getragen habe. Weil in der Tat eine erste Sitzordnung den Parallelismus zwischen den Plätzen von Justiz und Staatsrat möglicherweise nicht respektiert habe, seien der dritten Macht im Staate zwei weitere Vorschläge unterbreitet worden.
Die erste Alternative sah vor, die Magistraten hinter den Staatsrat zu platzieren, was der Reihenfolge entspräche, wie sie im großherzoglichen Beschluss vom 14. November 1997 bezüglich des „ordre des préséances des autorités et fonctionnaires dans les cérémonies officielles“ geregelt ist. Eine entsprechende Sitzordnung sei zum nationalen Gedenktag am 2. Oktober 2011 so auch von der Magistratur gutgeheißen worden.
Der zweite Alternativvorschlag sah vor, die Magistratur auf die rechte Seite vor die Vertreter der europäischen Institutionen zu platzieren, parallel und auf gleicher Höhe zum Staatsrat. Diese Konfiguration hätte vollends die Philosophie respektiert, die der Konfiguration der institutionellen Körperschaften seit Jahren zugrunde liege, betont Juncker in seiner Antwort.
Keine Entschuldigung
Beide Vorschläge seien dem Präsidenten der „Cour supérieure de justice“ vorgelegt worden. Die Magistratur habe aber keinen der beiden akzeptiert und seine Mitglieder dazu aufgerufen, nicht am Tedeum teilzunehmen, unterstreicht Juncker. Aufgrund vor allem der Ausgeglichenheit der Alternativvorschläge sei eine Entschuldigung gegenüber der dritten Macht im Staate nicht angebracht.
Was die Fahnenträger der patriotischen Vereinigungen anbelangt, so erklärt der Staatsminister, dass diese „Versetzung“ beschlossen worden sei, um zu verhindern, dass die Fahnenträger von den ansonsten vor ihnen operierenden Fernsehkameras gestört würden.
Juncker präzisiert in diesem Zusammenhang, dass anders, als Fernand Kartheiser in seiner parlamentarischen Frage mutmaßt, diese Änderung nichts mit einer neuen Positionierung der Kameras zu tun habe. Diese hätten immer an der gleichen Stelle gestanden und nur diese Position erlaube es, den Ablauf des Tedeums vor dem Altar sowie die großherzogliche Familie während der Zeremonie einzufangen.
Hinzu komme, dass aufgrund der derzeitigen Bauarbeiten in der Kathedrale die Maria-Statue in den von den Kameras genutzten Teil des Chorraums versetzt werden musste. Was den Handlungsspielraum der Kameras noch weiter einschränkte. Diese Situation solle noch zwei Jahre andauern, ohne dass dies aber bedeuten müsse, dass nach Abschluss der Arbeiten die Statue wieder den ursprünglichen Standort einnehmen werde.
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