/ Erst einmal abwarten, heißt die Devise
Offiziell gelten sie seit vergangenen Sonntag: die Dienstleistungsschecks, die in einer ersten Phase allen in Luxemburg wohnhaften Kindern im Alter von null bis zwölf Jahren und unabhängig vom Einkommen der Eltern einen Anspruch auf mindestens drei kostenlose Betreuungsstunden pro Woche einräumen. Hinzu kommen 21 Stunden zum ermäßigten Tarif von maximal drei Euro pro Stunde.
Um in den Genuss der Dienstleistungsschecks zu kommen, müssen interessierte Eltern ihr Kind bei der Gemeindeverwaltung ihres Wohnsitzes anmelden. Ausgehändigt wird ihnen dann eine individuelle Benutzerkarte, die dann nur noch bei der jeweiligen Betreuungsstruktur vorgezeigt werden muss. Zu einem Platz in einer Krippe oder einer Tagesstätte ermächtigen die „chèques-service“ allerdings nicht automatisch. Nichtsdestotrotz scheint die zumeist von Oppositionsseite als Wahlgeschenk beschimpfte Maßnahme aber ihren Weg zu machen.
„Rund ein Viertel aller Eltern haben in den vergangenen Tagen bereits ihre Karte vorgelegt“, erklärte uns z.B. die Verantwortliche der Escher „Kannervilla“, Ginette Libardi. Neuanfragen für einen Betreuungsplatz, die auf die Einführung der „chèques-service“ zurückzuführen sein könnten, hat sie aber nicht registriert.
Zusätzlicher Aufwand
„Einerseits ist es so, dass wir – im laufenden Jahr erst recht – immer komplett belegt sind, andererseits müssen wir erst einmal abwarten wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickelt“, meinte die Leiterin der konventionierten Einrichtung. Einen größeren administrativen Aufwand sieht sie derzeit auch nicht durch die „chèques-service“. „Im März führen wir sowieso immer eine Neuberechnung der Tarife basierend auf den aktualisierten Einkommensbescheinigungen der Eltern durch. So oder so haben wir also zu dieser Jahreszeit etwas mehr Arbeit.“ Ähnlich gelassen äußerte man sich in der hauptstädtischen „Mary Poppins“-Tagesstätte. „Wir haben im Vorfeld alle Eltern schriftlich über die neue Möglichkeit informiert“, sagte uns die Direktorin der privaten Betreuungsstruktur Liliane Cloos „Mehr können wir derzeit eigentlich nicht tun.“ Bis auf die Tarife würde sich denn auch nichts ändern. Ähnlich wie in der Escher „Kannervilla“ werden auch hier die Kinder weiterhin nur halb- oder ganztags betreut, also rund 20 bzw. 40 Stunden pro Woche. Die stundenweise Betreuung sei aus organisatorischen aber auch aus finanziellen Gründen nicht möglich.
Über die Schaffung einer Einrichtung zu speziell diesem Zweck, also zur stundenweisen Betreuung, denkt man derzeit aber bereits auf politischer Ebene in der Hauptstadt nach. Das erklärte uns der zuständige Schöffe Xavier Bettel. „Das Interesse für die Dienstleistungsschecks, auch hinsichtlich einer punktuellen Betreuung, ist sehr groß. 1.500 Anträge haben wir in den vergangenen beiden Wochen bearbeitet“, bilanzierte er. Die prinzipiell begrüßenswerte Maßnahme würde das Problem der fehlenden Betreuungsplätze aber nur noch verstärken, warf der DP-Politiker der Regierung eine überstürzte Einführung der „chèques-service“ vor.
Ähnlicher Tenor in Esch. Zwar seien die Dienstleistungsschecks eigentlich und im Hinblick auf die abzusehende gesellschaftliche Entwicklung eine gute Sache, allerdings hätte man sich etwas mehr Zeit zur praktischen Umsetzung gewünscht, sagte uns Sozialschöffin Vera Spautz. Was die fehlenden Betreuungsplätze in der Minettemetropole betrifft, so verwies sie auf die konsequente Schaffung von „maison relais“.
Unabhängig von den „chèques-service“ sei die Escher Betreuungspolitik so ausgerichtet, dass es mittelfristig für jedes Kind einen Betreuungsplatz gebe.
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